Bill Gates: Künstliche Intelligenz kann im Kampf gegen den Klimawandel helfen

Mit GPT-4 sei ein Entwicklungsplateau erreicht, meint Bill Gates. Er meint aber auch, er könne sich – wie früher schon mal – irren.

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Bill Gates

Bill Gates wird in zehn Tagen 68 Jahre alt.

(Bild: gatesnotes.com)

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Microsoft-Mitgründer Bill Gates schreibt Künstlicher Intelligenz viel Potenzial zu, Bildungschancen und medizinischen Fortschritt zu verbessern, auch im Kampf gegen den Klimawandel zu helfen. Es sei aber auch beängstigend, wie schnell sich die Dinge entwickeln, sagte Gates mit Verweis auf den Sprung von GPT-2 zu GPT-4. Es sei immer wieder neue Technik eingeführt worden, ohne dass es zu großen Problemen kam, aber diese seien sehr begrenzt in dem, was sie leisten konnten. "Außerdem hat es Generationen gedauert, bis sie voll entwickelt waren. Wir befinden uns auf unerforschtem Gebiet." Mit GPT-4 habe die Entwicklung ein Plateau erreicht, meinte Gates, und auch: "Andererseits habe ich mich in der Vergangenheit geirrt, warum sollte das nicht wieder passieren?"

Allerdings müssten zuerst die Probleme der Backend-Kosten und der Treffgenauigkeit gelöst werden, sagte Gates dem Handelsblatt. Auf den Hinweis, dass manche KI-Chips von Nvidia 30.000 US-Dollar das Stück sowie große Mengen Energie kosten, sagte Gates, die Kosten für die tatsächliche Nutzung von KI "lagen mal bei 10 Cent pro Anfrage, heute sind es wohl eher 3 Cent". Es gebe in der Tat momentan zu wenig von den Chips, und auch wenn Nvidia auf diesem Gebiet einen Vorsprung habe, werde es bald alternative Chips von AMD, Amazon, Google oder Microsoft geben.

KI brauche "nicht wirklich" viel Energie, meinte Gates, alle Datenzentren zusammengenommen benötigten vier Prozent der weltweiten Elektrizität. Einige Unternehmen arbeiteten an neuer Technik, um das zu verbessern. "Aber selbst, wenn sie keinen Erfolg haben, werden wir niemals auf einen Anteil von zehn Prozent kommen."

Er investiere durch sein Unternehmen Breakthrough Energy in 100 Unternehmen, die beispielsweise mit KI das Stromnetz verbessern, erklärte Gates. Mit KI könnten Klimamodelle besser werden, es werde mit ihrer Hilfe neue Nutzpflanzen geben. Künftig werde sehr viel Elektrizität gebraucht, beispielsweise um Autos anzutreiben, Gebäude zu heizen oder grünen Wasserstoff herzustellen. "Deswegen muss das jetzige Stromnetz mehr als doppelt so viel Kapazität tragen. Strom muss über längere Distanzen transportiert werden, es werden viele Stromleitungen gebraucht. Das ist eine riesige Herausforderung für alle Länder."

Einen großen Teil des Kampfes gegen den Klimawandel mache aus, Wälder in afrikanischen Ländern, Indonesien oder Brasilien zu bewahren. Nötig seien aber auch Innovationen, um dem Klimawandel zu begegnen, grün hergestellter Stahl oder Zement oder grüne Produkte im Transportbereich dürften nicht mehr kosten als die traditionelle Konkurrenz. "Wenn das erreicht ist, braucht es keine CO₂-Steuer und Regierungen müssen ihre Wähler nicht mit strikten Vorschriften verärgern", sagte Gates.

In dem Sinn empfiehlt der Software-Milliardär der deutschen Regierung, nach Wegen zu suchen, Strom und Wärmepumpen so günstig wie möglich zu machen. Das Problem mit erneuerbaren Energien sei, dass sie bei sehr kaltem Wetter nicht ausreichend bereitstünden. "Woher soll dann die Energie kommen? Wie viele Batterien gibt es? Steht Kernfusion oder Atomenergie als Alternative zur Verfügung?", sagte Gates, der auf diese Weise doch noch einmal in diesem Interview das Thema wenigstens kurz und indirekt auf die von ihm befürwortete Atomkraft lenken konnte. Das von ihm mitgegründete Unternehmen will Rechenzentren, die KI ermöglichen, mit neuer Atomkraft-Technik betreiben.

(anw)