Bitkom: Haushalte wollen mehr Echtzeitdaten für ihren Energieverbrauch

Mehr Echtzeitdaten wünschen sich Haushalte, aber auch mehr Smart Meter, die mit variablen Stromtarifen zurechtkommen. Das hat der Bitkom ermittelt.

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(Bild: Mali lucky/Shutterstock.com)

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71 Prozent der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher würden gerne häufiger einen exakten Überblick über ihre Energieverbräuche erhalten. Das ergab eine repräsentative Befragung im Auftrag des Branchenverbands Bitkom. Demnach wünschen sich Verbraucher mehr Informationen über den eigenen Energieverbrauch und würden für eine größere Kostenersparnis und Transparenz auch in der Mehrzahl das Teilen ihrer Verbrauchsdaten etwa über Smart Meter erlauben.

Auch zeigt die Befragung: Die Deutschen sind mit der Geschwindigkeit der Energiewende unzufrieden. 78 Prozent geht die Energiewende zu langsam. Das sind noch einmal sieben Prozentpunkte mehr als im Vorjahr (2022: 71 Prozent).

Laut der Befragung des Bitkom versuchen derzeit 89 Prozent der Deutschen Energie zu sparen. Als hinderlich wird allerdings die fehlende Transparenz der Energieverbräuche empfunden – etwa auch, weil Energieversorger in der Regel nur jährlich über Verbräuche informieren. Den Befragten zufolge kann knapp ein Drittel der Deutschen (32 Prozent) nicht beziffern, wie hoch der Verbrauch ihres Haushaltsstroms pro Jahr in etwa ist. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 40 Prozent. Gewünscht wird eine ähnlich leichte Ablesung von Echtzeitdaten, wie etwa für den Datenverbrauch von Smartphones.

Einsparversuche geschehen vor allem bei der Neuanschaffung von Geräten. Hier achten 72 Prozent der Befragten auf die Verbräuche. 59 Prozent versuchen den Energieverbrauch dadurch zu drosseln, dass sie seltener das Licht einschalten, 53 Prozent der Menschen vermeiden die Stand-By-Funktion von Geräten. Nur noch knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) zieht bei bestimmten Stromfressern im Haushalt komplett den Stecker und 36 Prozent nutzen seltener den Trockner. 10 Prozent schränken sich in Sachen Streaming ein, um Energie zu sparen.

Der Bitkom fordert dementsprechend mehr Elan bei der Installation von Smart Metern und grundsätzlich mehr Digitalisierung im Energiebereich. Laut der Befragung hat sich hier auch die Haltung der Bevölkerung verändert. So interessieren sich nun 61 Prozent der Deutschen für Smart Meter. Im Jahr 2020 waren es gerade einmal 36 Prozent und 45 Prozent im Jahr 2021.

Matthias Hartmann, Mitglied des Bitkom-Präsidiums, erklärt: "Mit einem Smart Meter Gateway kann jeder Haushalt etwa per Smartphone-App genau erkennen, wann wo wie viel Strom verbraucht wird. [Sie] bilden die digitale Infrastruktur für das Energiesystem der Zukunft. Als digitale, vernetzte Messgeräte sorgen sie für Netzstabilität, um die volatile Einspeisung von Strom aus Wind und Sonne und zugleich hohe und wechselhafte Verbräuche etwa von E-Autos oder Wärmepumpen in unser Stromsystem zu integrieren."

Das Interesse an Smart Metern ist laut Bitkom-Umfragen in der Bevölkerung gewachsen.

(Bild: Bitkom)

Smart Meter seien auch die Voraussetzung "für dynamische und variable Stromtarife", die die Energieversorger ihren Kundinnen und Kunden künftig anbieten müssen – das sieht der Gesetzentwurf zum Neustart der Energiewende vor. Verbraucher könnten dann bei niedrigen Börsenstrompreisen beispielsweise ihre Elektroautos laden. Einen variablen Stromtarif zu nutzen, können sich bereits 78 Prozent der Befragten vorstellen. Mit mehr "smarten Geräten" im Stromnetz, sorgen sich allerdings 72 Prozent der Befragten auch vor Hackerangriffen, die ein digitalisiertes Stromnetz lahmlegen könnten. Der Bitkom plädiert in diesem Zusammenhang für eine Stärkung der IT-Sicherheit. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hätte auch Angriffe im digitalen Raum als Bedrohung sichtbarer gemacht.

Um auch effizienter heizen zu können, wollen laut Umfrage 77 Prozent der Menschen ein Siegel oder Label, das ihnen darüber Auskunft gibt, wie energieeffizient die eigene Heizung ist. 79 Prozent würden einen intelligenten Zähler begrüßen, der in Echtzeit anzeigt, wie viel Energie die Heizung gerade verbraucht. 69 Prozent der Befragten wären zudem bereit, anonymisierte Daten zu ihrem Wärmeverbrauch zur Verfügung zu stellen. Das sind 10 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Aus Sicht des Bitkom, sei nicht nur die klassische energetische Sanierung von Wohnungen und Häusern notwendig, sondern auch eine smarte Steuerung von Heizungsanlagen, um mehr Energie sparen zu können. Eigentümer und Mieter wünschen sich auch mehr Tipps für das Energiesparen von der Politik (79 Prozent).

"Nur wer genau weiß, an welchen Stellen die meiste Energie verbraucht wird, kann gezielt sparen. Dabei muss der Verbrauch so einfach wie möglich z.B. per App sichtbar sein – am besten in Echtzeit, zumindest aber tagesaktuell", betont Hartmann. "Der Ausbau erneuerbarer Energien und vor allem die Energieeffizienz müssen jetzt stark vorangetrieben werden. Und das geht nur mit der notwendigen digitalen Infrastruktur."

Für die Umfrage wurden im Januar und Februar 2023 1.008 Personen in Deutschland ab 18 Jahren telefonisch befragt. Die Umfrage ist laut Bitkom repräsentativ.

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