Bodenproben vom Mars: Prüfkomission übt deutliche Kritik an Vorgehen der NASA

Ende des Jahrzehnts wollen NASA und ESA eine Mission starten, um Bodenproben vom Mars zur Erde zu bringen. Die Pläne seien unrealistisch, heißt es nun.

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Mars

(Bild: Elena11/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Eine unabhängige Untersuchungskommission der NASA hat schwerwiegende Mängel bei der geplanten Mission zum Transport von Bodenproben des Mars zur Erde festgestellt und eine Reihe von Änderungen vorgeschlagen. In dem Bericht ist außerdem von einem unrealistischen Budget und Zeitplan die Rede. Während die NASA aktuell von Gesamtkosten in Höhe von 5,6 Milliarden US-Dollar und einem Start im Jahr 2028 ausgehe, halten die Prüfer Kosten in Höhe von 8 bis 11 Milliarden US-Dollar und einen Start im Jahr 2030 für realistisch. Außerdem sprechen sie sich dafür aus, mit dem Mars-Rover Curiosity weitere Proben zu sammeln, um eine größere Bandbreite an Gestein zur Erde schicken zu können.

Mit der Mission "Mars Sample Return" wollen die NASA und die ESA erstmals Proben vom Mars für die genaue Analyse zur Erde bringen. Der Mars-Rover Perseverance sammelt die bereits und hat ein erstes Lager zur Abholung befüllt. Bislang war vorgesehen, dass gegen Ende des Jahrzehnts ein Lander, ein Rover und eine Rakete zum Mars fliegen sollten. Geplant war, dass diese in der Nähe von Perseverance landen und die von dem Rover abgelegten Proben einsammeln und in den Orbit fliegen. Von dort sollte ein Raumfahrzeug übernehmen und die Proben dann zur Erde bringen. Dieser Plan wurde nun geändert, Perseverance soll die Proben selbst zur abholenden Sonde bringen. Trotzdem ist die Mission äußerst komplex und sieht ein Zusammenspiel mehrerer Raumfahrzeuge vor.

Der jetzt veröffentlichte Bericht des Independent Review Board (IRB) bestätigt, dass die ambitionierte Mission "Mars Sample Return" im Erfolgsfall einen revolutionären Beitrag zum Verständnis des Mars, des Sonnensystems und möglichen außerirdischen Lebens leisten könnte. Darüber hinaus handle es sich um einen integralen Bestandteil der weitergehenden Pläne für bemannte Missionen zum Roten Planeten. Die technischen Herausforderungen und der Wagemut solch einer Mission würden künftige Generationen inspirieren, meinen die Autoren. Gleichzeitig kritisieren sie, dass die NASA in dieser Hinsicht keine einheitliche Botschaft verbreite und dass in der Forschung die Befürchtung bestehe, dass das nötige Geld an anderer Stelle fehlen werde.

Konkret kritisieren die Autoren auch, dass laut Szenario nur Proben genommen werden sollen, die Perseverance bereits gesammelt hat. Die Entnahme von Proben außerhalb des Kraters Jezero, an dessen Rand sich der Rover gerade befindet, hätte aber einen großen Mehrwert, da so verschiedene Landschaften abgedeckt würden. Perseverance sollte daher auch den Krater verlassen und dort weitere Proben nehmen, meinen die Autoren. Sie weisen auch darauf hin, dass selbst im Idealfall insgesamt nur 500 Gramm Material zur Erde zurückgebracht werden, wovon ein Teil für zukünftige Generationen aufbewahrt werden muss und somit nicht für wissenschaftliche Analysen zur Verfügung steht.

Die NASA hat jetzt ein internes Team aufgestellt, dass den Bericht und die Vorschläge prüfen soll, ein Ergebnis soll bis Mitte 2024 vorliegen. In der Zwischenzeit wird die NASA ihre eigene Kostenschätzung und die Aktualisierung des Zeitplans zurückstellen. Der Prüfungskommission wird für ihre Arbeit gedankt und man prüfe, was geändert werden muss. Der gesamte Bericht kann online eingesehen werden und enthält unter anderem Empfehlungen zur Umstrukturierung der Arbeit an der Mission und zur Erklärung der Pläne gegenüber der Forschungsgemeinschaft. Erst im Juli hatte eine Umfrage in den USA ergeben, dass die Bevölkerung das langfristige Ziel bemannter Missionen zum Mars nicht für so wichtig hält.

(mho)