Boeing verstärkt Qualitätskontrollen

Boeing will seine Produktionskontrollen verschärfen, unabhängige Dritte hinzuziehen und einen Zulieferer unter die Lupe nehmen.

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Ein Mitarbeiter der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB schaut das Loch im Rumpf der Boeing 737 Max 9 an.

(Bild: NTSB)

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Der Flugzeughersteller Boeing hat angekündigt, umfangreich auf den Vorfall mit einem Flugzeug des Modells 737 Max 9 zu reagieren, bei dem dieses einen Rumpfteil verlor. Boeing-Teams sollen sofort damit beginnen, das gesamte Produktionssystem und die Qualitätskontrolle zu untersuchen, schreibt Stanley Deal, CEO von Boeing Commercial Airplanes.

"Wir haben in den letzten Jahren wichtige Schritte unternommen, um unser Qualitätsmanagementsystem zu stärken", schreibt Deal an seine Mitarbeiter. Der Unfall der 737 Max 9 mit der Flugnummer AS1282 verdeutliche, dass Boeing nicht da sei, wo es sein müsste.

Am Freitag voriger Woche hatte sich kurz nach dem Start eines Flugs von Alaska Airlines plötzlich ein Rumpfteil gelöst und war davongeflogen. Niemand wurde schwer verletzt. Kurz darauf verhängte die FAA ein Startverbot für 171 Exemplare des betreffenden Flugzeugtyps und leitete Untersuchungen ein. Von dem Flugverbot sind fünf Fluggesellschaften betroffen. Diese haben zusammen mit Boeing laut dem Unternehmen an ihren Flugzeugen überprüft, ob die Plugs ordnungsgemäß installiert sind. Diese ersetzen Notausgänge, die manche Fluggesellschaften in ihren Konfigurationen nicht benötigen.

Boeing will nicht nur interne Prozesse optimieren, sondern auch Inspektionen beim Zulieferer Spirit Aerosystems unternehmen, das die Rümpfe für die 737 Max 9 lieferte. Dabei geht es insbesondere um die Installation des Plugs – ein solcher war kurz nach dem Start der AS1282 davongeflogen – sowie mehr als 50 weitere Punkte in der Spirit-Produktion.

Das Wall Street Journal hatte am Wochenende bereits über strukturelle Qualitätsmängel bei Spirit berichtet. Diese werden unter anderem auf Entlassungen in den vergangenen Jahren und damit zunehmendem Arbeitsdruck und einem Aderlass an Know-how zurückgeführt. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf Eingeweihte, Boeing-Mitarbeiter würden im Werk in Renton im US-Bundesstaat Washington den Plug ausbauen und die Lücke dafür nutzen, um im Innenraum Installationen vorzunehmen. Danach werde der Plug wieder eingebaut.

Weiter will Boeing Fluggesellschaften Inspektionen in seinen Werken ermöglichen, damit diese die Produktion und Qualitätskontrolle selbst beschauen können. Zudem will Boeing eine "externe Partei" hinzuziehen, die seine Arbeitsprozesse gründlich überprüfen soll.

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Boeing-Vorstand Deal betont, sein Unternehmen unternehme diese Schritte unabhängig von den Untersuchungen der US-Luftfahrtaufsicht FAA und deren Absicht, die Kontrollen zu verstärken. Außerdem ist in die Untersuchungen die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB involviert. Es gehe darum, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen, schreibt Deal.

(anw)