Brasilien: 20 Jahre Haft für Hacker

Der Hacker Walter Delgatti muss 20 Jahre ins Gefängnis, weil er sich in die Mobiltelefone der Justizbehörden gehackt und Nachrichten weitergegeben hat.

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Eine Hand hält ein Handy; rundherum schweben grüne Zeichen einer Computerkonsole

(Bild: Tero Vesalainen / Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Die brasilianische Justiz hat am Montag den Hacker Walter Delgatti Neto wegen krimineller Vereinigung, Geldwäsche und Abfangen von Nachrichten zu 20 Jahren Haft verurteilt. Das berichten brasilianische Medien. Erst in der vergangenen Woche sagte Delgatti vor einem Parlamentsausschuss aus, Ex-Präsident Jair Bolsonaro habe ihn gedrängt, elektronische Wahlurnen zu manipulieren.

Das von Richter Ricardo Augusto Soares Leites verhängte Urteil betrifft mindestens vier weitere Angeklagte, die wegen des Abhörens von Mobiltelefonen von Mitgliedern der Antikorruptionsoperation "Lava Jato" verurteilt wurden. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden. Nach Ansicht des Gerichts hatte Delgatti die Absicht, die gehackten Gespräche an die Presse zu verkaufen. Darüber hinaus hat der Hacker angeblich auch Bankdaten mehrerer Personen erlangt und verkauft. "Der Kreis der Opfer ist immens und könnte zu unzähligen Fällen von Erpressung führen", wird der Richter in brasilianischen Medien zitiert.

"Seine Cyberangriffe richteten sich gegen mehrere Behörden, insbesondere gegen Beamte, die für die Strafverfolgung zuständig sind, sowie gegen mehrere andere Personen mit sozialer Bedeutung, wenn man nur die Konten überprüft, deren Inhalte exportiert wurden. Er ist ein Wiederholungstäter, wie aus seinem Strafregister hervorgeht, und hat weitere Vorstrafen", so der Richter weiter.

Walter Delgatti Neto ist ein brasilianischer Computerspezialist, der landesweit bekannt wurde, weil er sich in die Mobiltelefone der Behörden der Operation Lava Jato hackte. Die Operation Lava Jato, die "Autowasch-Affäre", ist ein milliardenschwerer Korruptionsskandal, in dessen Zuge unter anderem der frühere und aktuelle Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in einem umstrittenen Verfahren verurteilt und inhaftiert wurde. Außer Lula brachte der Skandal Dutzende von Spitzenpolitikern und Geschäftsleuten hinter Gitter. Delgatti ließ die Textnachrichten mehrerer Staatsanwälte durchsickern, die an der Anti-Korruptionsuntersuchung beteiligt waren. Wegen zahlreicher Unregelmäßigkeiten, die unter anderem aus den geleakten Textnachrichten hervorgingen, wurde das Urteil gegen Lula später aufgehoben.

Die Operation Spoofing, in deren Folge Delgatti nun verurteilt wurde, begann im Jahr 2019. Ziel war es, das Hacken und Abfangen privater Nachrichten des damaligen Justizministers Sérgio Moro und anderer Behörden auf der App Telegram zu untersuchen. Bevor er der Regierung von Jair Bolsonaro beitrat, war Moro der für Lava Jato zuständige Richter am Bundesgericht in Curitiba, das die Untersuchungen in der Korruptionsaffäre leitete.

Zum Zeitpunkt des Beginns der Operation gab Delgatti gegenüber der Bundespolizei zu, dass er sich in die Konten der Lava-Jato-Staatsanwälte gehackt hatte. Er bestätigte, Nachrichten an die Website The Intercept Brasil weitergeleitet zu haben. Delgatti sagte, er habe den Inhalt der Nachrichten nicht verändert und kein Geld dafür erhalten.

Laut den Ermittlern hatten die Hacker Zugang zu dem Code, der von den Servern der Telegram-App an die Mobiltelefone der Opfer gesendet wurde, um die Browser-Version der App zu öffnen. Etwa 1.000 verschiedene Telefonnummern wurden nach demselben Muster angegriffen, so die Bundespolizei.

In der vergangenen Woche behauptete Delgatti vor einem eigens eingerichteten parlamentarischen Untersuchungsausschuss, er sei von Ex-Präsident Bolsonaro angeheuert worden, um die elektronischen Wahlurnen bei den Wahlen 2022 zu manipulieren. So sollten Zweifel am Wahlsystem geschürt werden. Der Ex-Präsident weist die Behauptung zurück.

Bolsonaro behauptete im Wahlkampf wiederholt, die elektronischen Wahlmaschinen seien anfällig für Betrug, ohne dass er dafür einen Beweis erbrachte. Ende Oktober vergangenen Jahres gewann Lula da Silva die Präsidentschaftswahlen mit 50,9 Prozent der Stimmen denkbar knapp. Der abgewählte Bolsonaro hat seine Niederlage nie eingestanden.

(akn)