Brokat rechnet mit hohen Verlusten

Bei der angeschlagenen Software-Schmiede Brokat reißen die Hiobsbotschaften nicht ab.

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  • dpa

Bei der angeschlagenen Software-Schmiede Brokat reißen die Hiobsbotschaften nicht ab. Im zweiten Quartal 2001 rechnet das Unternehmen mit einem Nettoverlust in Höhe von 825 Millionen Euro. Hintergrund seien Sonderabschreibungen auf zwei im vergangenen Jahr erworbene Unternehmen in den USA, teilte die Brokat Technologies AG (Stuttgart) am Freitag mit. Der Umsatz von April bis Juni lag nach den vorläufigen Zahlen bei rund 28 Millionen Euro, das operative Ergebnis bei minus 40 Millionen Euro.

"Aussagekräftige Einschätzungen über den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres sind derzeit nur sehr schwer zu treffen", sagte Vorstandschef Stefan Röver. Brokat hatte die Umsatzprognosen für 2001 bereits im April deutlich nach unten korrigiert und verhandelt nach eigenen Angaben derzeit mit potenziellen Investoren. "Wir wollen bei diesen Gesprächen bis Ende des dritten Quartals Ergebnisse erzielen", sagte Sprecher Reiner Jung der dpa. Ende Juni habe Brokat noch über Liquidität in Höhe von 41 Millionen Euro verfügt. Vorstandsmitglied Angelo Maestrini legt auf eigenen Wunsch zum 31. August sein Amt nieder und soll nicht ersetzt werden.

Die hohen Abschreibungen auf die Unternehmen Blaze Software und GemStone Systems haben auf die Kassenlage des Unternehmens keinen unmittelbaren Einfluss. "Sorgen macht mir, dass sich das operative Ergebnis weiter verschlechtert hat", sagte Analyst Helmut Bartsch von der Baden-Württembergischen Bank. Der Umsatz hatte im ersten Quartal noch bei 43 Millionen Euro, der Verlust vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Mitarbeiterbeteiligung bei minus 30,8 Millionen Euro gelegen. Der Kurs der am Neuen Markt notierten Aktie gab bis zum frühen Nachmittag um 19,10 Prozent auf 2,16 Euro nach.

Das Unternehmen hatte angekündigt, ein Fünftel seiner 1450 Stellen abzubauen. Wenn die Maßnahmen zur Kostensenkung nicht ausreichten, benötige Brokat spätestens im vierten Quartal 2001 neues Kapital, hatte es auf der Hauptversammlung im Juni geheißen. Als mögliche "Retter in der Not" gelten in Branchenkreisen IBM und Siemens. Ein IBM-Sprecher wollte am Freitag keine Stellung nehmen. Beim Münchener Elektronikkonzern, der bereits drei Prozent der Brokat-Aktien hält, hieß es, ein Verkauf oder eine Aufstockung der Anteile sei derzeit nicht geplant. Siemens habe die Brokat-Beteiligung im Wert von rund 70 Millionen Euro wegen der schlechten Geschäftslage im Bericht des dritten Quartals nahezu vollständig abgeschrieben. (dpa) / (jk)