Gamescom

Buhlen um die Games Convention

Jedes Jahr muss sich die Leipziger Messe vor und während der GC fragen lassen, wie lange die Messe noch in Sachsen bleibt.

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  • dpa

Die Diskussion um den Standort der Games Convention ist fast so alt wie die Computerspielemesse selbst. Jedes Jahr muss sich die Leipziger Messe vor und während der GC fragen lassen, wie lange die Messe noch in Sachsen bleibt. Mehr oder weniger laut buhlen andere deutsche Messegesellschaften um die GC. Immer wieder genannt werden Frankfurt, Köln, Berlin, München, Hamburg, Nürnberg und Düsseldorf. Gebetsmühlenartig wiederholt der Leipziger Messe-Chef Wolfgang Marzin, dass die GC ein Produkt der Leipziger Messe ist. "Uns gehören die Namensrechte", sagt er. Einen Verkauf dieser schließt er rundweg aus.

Und doch könnte die Computerspielemesse in Leipzig schneller Geschichte sein, als dass viele nach außen hin glauben machen wollen. Denn der Kooperationsvertrag mit dem Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) läuft nur noch bis 2008. Auf der GC ist der BIU "ideeller Partner". Verbandsgeschäftsführer Olaf Wolters sagt zwar, dass sich eine Standortdiskussion "derzeit" nicht stelle. Ein klares Bekenntnis zu Leipzig über 2008 hinaus will er aber nicht abgeben. Der Branchenverband repräsentiert die großen Unternehmen der Spieleindustrie wie Nintendo, Microsoft und Sony. Wenn die nicht mehr nach Leipzig kommen sollten, wäre die GC aus Sicht von Branchenkennern wohl tot.

Die Leipziger Messe warnt die Branche schon eindringlich davor, das funktionierende Produkt GC zu zerstören und sich einen anderen Standort zu suchen. "Eine bloße Kopie wird bestimmt nicht funktionieren", sagt Messegeschäftsführer Josef Rahmen. "Wir haben die GC 2002 im engen Schulterschluss mit der Branche aufgebaut." Zuvor, erinnert sich Rahmen, war die Industrie der Computerspiele zwar auf mehreren Messen wie der CeBIT oder der Spielwarenmesse in Nürnberg vertreten – aber immer sei sie dort ein Stiefkind gewesen. Niemand habe die Branche damals wirklich ernstgenommen.

Mit der GC sei schließlich ein Umfeld geschaffen worden, in dem sich die Branche in ganz neuem Rahmen präsentieren und ihr altes Schmuddelimage abbauen konnte. "Wir haben mit der Messe viel riskiert, Geld investiert und jedes Jahr am Konzept gefeilt", so Rahmen. "Der Erfolg gibt uns Recht: Die GC ist das innovativste Messeprodukt der vergangenen zehn Jahre."

Die Leipziger wollen der Branche einen Wechsel so schwer wie möglich machen. "Wir sind in der Lage, jedes Jahr noch etwas draufzusetzen", sagt Rahmen. So gebe es in diesem Jahr erstmals die GC Freestyle – eine Art Sommerfestival mit Live-Konzerten, Sportangeboten und Campingmöglichkeiten für die Besucher. Zudem geht im September in Singapur eine GC Asia an den Start.

Auch wenn BIU-Geschäftsführer Wolters öffentlich sagt, dass seinen Verband an Leipzig nichts störe, zeigt das rasante Wachstum der GC doch die Schwachpunkte des Messestandorts Leipzig auf. Zu wenige hochwertige Hotels, zu wenige internationale Flugverbindungen. "Wir bemühen uns ständig, diese Probleme zu reduzieren", meint Rahmen. So helfe die Messe bei der Hotelvermittlung im 30 Bahnminuten entfernten Halle. Fluggesellschaften hätten zugesagt, größere Maschinen während der Messe einzusetzen. Auch über einen neuen Termin werde gesprochen. "Weil in vielen Ländern im August noch Urlaubszeit ist, überlegen wir, in den September zu gehen", sagt Rahmen.

Viele junge GC-Besucher können die ewigen Wechseldiskussionen nicht mehr nachvollziehen. "Wenn die Games Convention nicht in Leipzig bleibt, wäre das, als ob das Oktoberfest nach Hamburg umziehen müsste", schreibt ein User in einem Internet-Forum. (dpa) / (anw)