Bundesnetzagentur: Deutschland auf Ausfall russischen Gases besser vorbereitet

Zwar füllten sich die Gasspeicher auch nach dem Lieferstopp via Nord Stream 1. Der Bundesnetzagentur-Chef ist aber über den privaten Gasverbrauch besorgt.

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Blick in den Erdgasspeicher Rehden.

(Bild: Astora)

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Die Gasversorgung in Deutschland ist stabil. Das schreibt die Bundesnetzagentur im neuesten Lagebericht, nachdem über Nord Stream 1 länger als vorher geplant kein Erdgas mehr aus Russland kommt. Eine weitere Verschlechterung der Situation könne aber nicht ausgeschlossen werden.

Wegen verstärkter Vorsorge in jüngster Zeit sei Deutschland besser auf einen Ausfall russischer Lieferungen vorbereitet als noch vor einigen Monaten, teilt die Bundesnetzagentur mit. "Gute Fortschritte" gebe es dabei, alternative Lieferwege für Erdgas abseits der russischen Pipelines zu erschließen und auch dabei, die Gasspeicher zu füllen. Der Gesamtspeicherstand in Deutschland liegt bei 85,55 Prozent. Dabei bezieht sich die Bundesnetzagentur auf eine Angabe des Branchenverbands Gas Infrastructure Europe (GIE) vom Samstag. Der GIE veröffentlicht Zahlen zum Speicherstand mit Verzögerung. Den Füllstand des Speichers Rehden, der 3,9 Milliarden m3 Gas fasst, weist die Agentur gesondert aus. Er betrage aktuell 70,17 Prozent, Anfang Juni betrug er 5 Prozent.

Die Großhandelspreise für Erdgas schwanken stark, sie bewegten sich weiterhin auf sehr hohem Niveau, stellt die Agentur weiter fest. "Unternehmen und private Verbraucher müssen sich auf deutlich steigende Gaspreise einstellen." Die Bundesnetzagentur betont, sparsamer Gasverbrauch sei sehr bedeutend.

Ihr Präsident Klaus Müller äußerte sich gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung darüber besorgt, dass die Privatpersonen ihren Gasverbrauch in der ersten, etwas kälteren Septemberwoche leicht gesteigert hätten. Ohne Einsparbemühungen könne es im Winter zu Gasrationierungen kommen.

Der russische Gaslieferant Gazprom hatte am Freitagabend bekannt gegeben, wegen festgestellter Öllecks an der für Nord Stream 1 verbliebenen Verdichterturbine die Gaslieferungen nicht, wie zuvor angekündigt, wieder aufnehmen zu können. Über den Messengerdienst Telegram schreibt Gazprom, Siemens beteilige sich an Reparaturarbeiten. Siemens Energy teilte auf Anfrage von heise online mit, "auch in der Vergangenheit ist es durch den Auftritt dieser Art von Leckagen nicht zu einem Stillstand des Betriebs gekommen. Siemens Energy ist aktuell nicht mit Wartungsarbeiten beauftragt, steht aber bereit". Abgesehen davon gebe es in der Verdichterstation Portovaya genügend weitere Turbinen für einen Betrieb von Nord Stream 1.

Auch die Bundesnetzagentur meint, die von russischer Seite behaupteten Mängel seien "technisch kein Grund für die Einstellung des Betriebs". Aus Russland kommt nach Angaben der Agentur momentan nur noch in Waidhaus an der Grenze zur Tschechischen Republik Gas an, 0,05 TWh pro Tag. Im Vormonat seien es insgesamt 4 TWh gewesen. In Greifswald, wo normalerweise Gas über Nord Stream 1 ankommt, waren es im Vormonat 10 GWh. Aus Norwegen, Belgien und der Niederlande kommen am Tag zwischen 2,5 und knapp unter 3 TWh Erdgas nach Deutschland.

(anw)