CIA verliert technologischen Anschluss

Einer Studie zufolge hinkt die CIA wegen Sicherheitsbedenken beim Einsatz neuer Computertechnik etwa fünf Jahre hinterher.

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Geheimagenten hantieren immer mit den neuesten elektronischen Gadgets, entschärfen Atombomben mit ihrem Handheld-PC während sie mit der anderen Hand eine gerade gerettete Blondine liebkosen. Doch so technikverliebt wie im Film geben sich die realen James Bonds bei weitem nicht, so eine kürzlich erschienene Studie des ehemaligen CIA-Mitarbeiters Bruce Berkowitz.

In der realen Central Intelligence Agency (CIA) herrscht demnach ein tief verwurzelte Skepsis gegenüber allen neuen technischen Errungenschaften, die noch nicht bewiesen hätten, wie sicher sie seien. Ein typischer CIA-Mitarbeiter hat auf seinem Schreibtisch laut Berkowitz zwei PCs und zwei Telefone stehen. Ein PC ist nur mit dem geheimen Intranet und der andere nur mit dem Internet verbunden. Um zwischen den Rechnern zu wechseln, müssen die Beamten einen Schalter an ihrem KVM-Switch betätigen, der entsprechend Tastatur, Maus und Bildschirm umschaltet. Eine direkte Datenverbindung besteht aus Sicherheitsgründen nicht. Entsprechendes gilt für die Telefone, von denen eines für Amtsgespräche und ein weiteres für interne Telefonate vorgesehen ist.

Schwierig sei allein schon das Versenden von E-Mails, da die CIA intern ein eigenes Adressierungsprotokoll verwende und es beispielsweise keine Suchfunktionen gebe. So konnten bis zum vergangenen Jahr CIA-Mitarbeiter E-Mails vom Verteidigungsministerium über das Secret Internet Protocol Router Network (SIPRNET) zwar empfangen, aber keine direkten Antworten versenden, da sie dazu an spezielle SIPRNET-Terminals gehen mussten.

Ähnlich zögerlich speist die CIA Informationen in das Intelink, einer Art Internet für Geheimdienste ein, aus Angst, man können die Kontrolle über geheime Informationen verlieren. So igelte sich die CIA in den vergangenen Jahren mehr und mehr ein.

Aber nicht nur bei der Kommunikation nach draußen legt die CIA ihren Mitarbeitern Steine in den Weg, auch die alltägliche Arbeit mit der internen Datenbank CIRAS (Corporate Information Retrieval and Storage System) erweist sich laut Berkowitz als schwierig, da sie im Vergleich zu kommerziellen Datenbanken recht primitiv aufgebaut sei. Deshalb rufen viele Mitarbeiter lieber einen Kollegen über das sichere Telefon mit dem internen Anschluss an, als CIRAS zu befragen. Für die Entwicklung besserer Software hat die CIA, trotz der enormen Erhöhungen des Verteidigungshaushalts durch Präsident George W. Bush, kaum Geld.

Geld allein würde die technologische Rückständigkeit der CIA ohnehin kaum verbessern, meint Berkowitz. Es sei die allgemeine Skepsis gegenüber neuen Technologien und die paranoide Angst, wichtige Informationen könnten nach draußen dringen. So habe sich ein Denken innerhalb der CIA etabliert, Technik erst dann einzusetzen, wenn sie unvermeidbar sei. Dies bremse die Weiterentwicklung der CIA aus und berge die Gefahr, den Anschluss an den technologischen Fortschritt zu verlieren. (hag)