Coronavirus-Fallzahlen und der Amtsschimmel

Seite 2: Manuell eingepflegt

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So lange wollte das RKI daher bei den zum Teil offenbar recht verschlafenen Landesbehörden bislang nicht warten und hat vorab manuell Daten von den kommunalen Gesundheitsämtern eingesammelt und eingepflegt.

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In der heutigen Pressekonferenz sprach RKI-Vizepräsident Lars Schaade davon, dass die Landesbehörden zum Teil die Daten per Fax an das RKI geschickt hatten. Datenexperten sprechen in solchen Fällen von "Datenbruch": digital vorliegende Daten werden analog verschickt und dann wieder von Hand digitalisiert.

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Das wird dem RKI jetzt aber auch zu bunt. Seit dem 10. März stellt das RKI die Landesbehörden quasi an den Pranger und veröffentlicht von jedem Land, wie viele Datensätze elektronisch übermittelt wurden und wie viele das RKI selbst mühsam abgeklappert oder eingetippt hat. Die Stadtstaaten haben es da mit nur einer Instanz ein bisschen einfacher und kommen seit dem 15. März alle auf 100 Prozent der elektronischen Übertragungsquote.

Das am meisten von Corona betroffene Bundesland Nordrhein-Westfalen erreicht beispielhaft inzwischen ebenfalls 100 Prozent, ebenso Rheinland-Pfalz. Baden-Württemberg indes ist das Schusslicht mit 63,4 Prozent (RKI-Zahlen vom 15.3.2020).

Ab Dienstag dem 17.3. 2020 wird das RKI nur noch elektronisch übermittelte Daten veröffentlichen, höchste Zeit, dass auch die verschlafenden Landesbehörden auf 100 Prozent kommen.

(Bild: Zahlen vom RKI vom 14.3.2020)

Ab dem morgigen Dienstag, also ab dem 17. März, will das RKI nur noch die elektronisch übermittelten Daten veröffentlichen Höchste Zeit also, dass die Landesbehörden ihren Workflow optimieren, damit keine Dateninkonsistenz zwischen den Veröffentlichungen stattfindet, die jede Statistik erschwert. Immerhin scheint es am Wochenende einen freiwilligen Notdienst zu geben, sonst hätte das RKI am Samstag und Sonntag kaum neue Daten bekommen.

Laufend aktuelle Daten gibt es indes von fleißigen Leuten, die unermüdlich alle verfügbaren Quellen auswerten. Für Deutschland ist das vor allem die Redaktion der Berliner Morgenpost, die am nächsten am Puls der Zeit ist. International kümmert sich die private Johns Hopkins University in Baltimore/Maryland darum, die aus Deutschland meist zwischenzeitliche Werte der Mopo veröffentlicht.

Der Fallmonitor der WHO beruht auf den offiziell übermittelten Daten, hinkt also ebenfalls ziemlich hinterher.

Die Berliner Morgenpost ist somit die aktuelle Quelle.

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Eine landkreisgenaue, aktuelle Fallkarte bietet auch das chinesisch-deutsche Institut für Wirtschaft.

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Vom gestrigen Sonntag finden sich in der Mopo die Schlusswerte (von 19 Uhr) mit 5813 Fällen. Das sind 1228 mehr als am Tag zuvor. Leider waren vier (inzwischen fünf) neue Todesfälle in Deutschland dabei. Bereits um 15 Uhr lag die Mopo bei 5426 – rund 600 Fälle mehr als das RKI später für diesen Stichtermin bekanntgab: 4838 Fälle (+1043). Der doch sehr große Unterschied zu den RKI-Zahlen wirft Fragen auf. Bleibt zu hoffen, dass ab Dienstag mit vollständiger elektronischer Übertragung der Daten von den Landesbehörden zum RKI deren Werte aktueller und die Diskrepanzen geringer werden. (as)