Dark Patterns: Microsoft verleitet Chrome-Nutzer erneut mit Pop-ups zu Bing

Mit Gratis-Anwendungen von GPT-4 versucht Microsoft, Chrome-Surfer zur eigenen Suchmaschine Bing zu treiben. Diese wird dann als Standard voreingestellt.

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Smartphone mit Bing-Suche und der Aufforderung "Ask me anything"

Microsoft setzt erneut auf nervige Pop-ups, um Nutzer zum Wechsel auf die hauseigene Suchmaschine Bing zu bringen.

(Bild: Rokas Tenys/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Microsoft setzt erneut auf nervige Pop-ups in Googles Browser Chrome, um dessen Nutzer zum Wechsel von der Kernanwendung des Marktführers und Konkurrenten auf die hauseigene Suchmaschine Bing zu bringen. Die entsprechende Anzeige ermuntert Chrome-Nutzer in Fettschrift, die Bing-Suche anstelle der von Google zu verwenden. "Chatten Sie kostenlos mit GPT-4 auf Chrome!", wirbt der Softwareriese reißerisch für die Offerte. "Erhalten Sie täglich Hunderte von Chatrunden mit Bing Al." Klicken Interessenten auf "Ja", installiert sich die Chrome-Erweiterung "Bing Search" und macht die Suchmaschine von Microsoft so zur voreingestellten Standardanwendung.

Im Anschluss kommt es Windows-Nutzern zufolge zu einem regelrechten Kampf der aufploppenden Anzeigen in Form eines Hase-Igel-Wettlaufs. "Wollen Sie Ihren Suchanbieter wechseln?", vergewissert sich das Microsoft-Pop-up. "Die Erweiterung 'Microsoft Bing Search for Chrome' hat die Suche auf bing.com geändert", warnt daraufhin Chrome. Direkt darunter prangt wiederum eine Windows-Benachrichtigung, die bereits auf den Konter von Google ausgerichtet ist: "Warten Sie – ändern Sie es nicht wieder! Wenn Sie dies tun, deaktivieren Sie die Microsoft Bing-Suche für Chrome und verlieren den Zugriff auf Bing Al mit GPT-4 und DALL-E 3. Wählen Sie 'Behalten', um bei Microsoft Bing zu bleiben."

"Dies ist eine einmalige Benachrichtigung, die den Leuten die Möglichkeit gibt, Bing als ihre Standardsuchmaschine in Chrome festzulegen", erklärte eine Microsoft-Sprecherin gegenüber den US-Portalen The Verge und Windows Latest. Sie bezeichnete das Pop-up als Angebot für Windows-Benutzer, mehr kostenlose Chat-Runden über die KI-Anwendung Copilot erhalten zu können. Weiter betonte der US-Konzern: "Wir legen Wert darauf, unseren Kunden Wahlmöglichkeiten zu bieten. Daher besteht die Möglichkeit, die Benachrichtigung abzulehnen."

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Der Softwaregigant führte voriges Jahr erstmals Pop-up-Anzeigen mit Aufforderungen ein, die über anderen Apps und Fenstern angezeigt werden und Kritiker an Malware erinnern. Nachdem Microsoft diese Form von Benachrichtigung zunächst stoppte, um "unbeabsichtigtes Verhalten" auszuschließen, kehrten die Banner unter Windows 10 und 11 wieder zurück. Bislang ist keine einfache Handhabe bekannt, um die Schaltung solcher Pop-ups zu verhindern. Laut Windows Latest geht die aktuelle Kampagne mit einem "serverseitigen Update" einher, das aber nicht Bestandteil einer allgemeinen Windows-Aktualisierung sei. Offenbar hänge die Werbung mit den Prozessen BCILauncher.EXE und BingChatInstaller.EXE zusammen, die Microsoft am 13. März einigen Windows-Systemen hinzugefügt haben soll.

Erst jüngst beklagte Mozilla, dass Microsoft wiederholt "schädliche" Designtricks wie "Dark Patterns" verwende, um Windows-Nutzern Microsoft Edge aufzudrängen und sie vom Einsatz konkurrierender Browser wie Firefox oder Chrome abzubringen. Wenn ein User einen neuen Browser herunterladen und installieren wolle, baut das Unternehmen demnach auf die Muster "Vorauswahl", "visuelle Einmischung", "getarnte Werbung" und trickreiche Formulierungen, um die Auswahlmöglichkeiten zu verzerren. Es handle sich um eine "absichtliche und anhaltende Kampagne" Microsofts.

(bme)