Das Kamerajahr 2021: Ein Rück- und Ausblick

Seite 3: Mehr Probleme als sinkende Nachfrage

Inhaltsverzeichnis

Längst ist klar, dass nicht nur die mangelnde Nachfrage, die Produktplanung der Hersteller unter Druck setzt, sondern vor allem auch der allgegenwärtige Chipmangel. So antwortet Sony auf eine c’t-Fotografie-Anfrage dazu: "Wir gehen davon aus, dass sich Situationen wie der weltweite Halbleiter-Lieferengpass auf die Beschaffung von Komponenten für viele unserer wichtigsten Produkte auswirken werden." Diese Auswirkungen auf die Produktion und der Anstieg der Kosten für Teile, die sich aus den Lieferengpässen ergeben, seien jedoch in den Prognosen berücksichtigt und man bemühe sich, die die Auswirkungen auf das Geschäft und die Kunden zu minimieren.

Nun ja, wie das aussehen kann, zeigte sich Ende November, als Sony Japan bekannt gab, mehrere Produkte aufgrund der weltweiten Halbleiterknappheit zumindest vorübergehend aus dem Programm nehmen zu wollen. Das Unternehmen entschuldigte sich dafür. Im Kamerabereich sind davon die alte Vollformat-Spiegellose A7 II betroffen, die bei anderen Herstellern wahrscheinlich gar nicht mehr im Programm wäre. Immerhin ist mit der A7 IV schon der zweite Nachfolger verfügbar. Überraschender kommt die vorübergehende Aussetzung schon für das erst 2019 eingeführte APS-C-Modell A6400 sowie für die Vloggerkamera ZV-E10.

Auch Canon sieht in seinem letzten Geschäftsbericht das Risiko, dass die Teileknappheit sowie die hohe Nachfrage nach Transportkapazitäten zu Auslieferungsverzögerungen führen könne. Herstellern wie Panasonic dürfte es da nicht anders gehen.

Aufgrund der Teilknappheit stellte Sony die Produktion mancher Kameramodelle vorübergehend ein. Betroffen ist unter anderem das das junge Modell ZV-E10. Eine spiegellose APS-C-Kamera, die sich an Youtuber und Vlogger richtet.

(Bild: Sony)

Vermutlich wird die Micro-Four-Thirds-Spiegellose Panasonic GH6 also erst im Frühjahr 2022 auf den Markt kommen. Die offiziellen Infos zur Kamera sind bisher spärlich. Bekannt ist lediglich, dass sie 4k-Material mit 60 Bildern pro Sekunde bei 4:2:2 10-Bit unbegrenzt aufzeichnen soll und auch 5,7k-Videos soll sie mit dieser Bildrate abliefern können.

Ebenso will MFT-Partner OMDS mit einem neuen Topmodell durchstarten. Dazu hat der Hersteller bereits ein kurzes Teaservideo veröffentlicht, das die Umrisse einer Kamera zeigt. Anders als bei der GH6 gibt es hier allerdings keinerlei offiziellen Details zur technischen Ausstattung. Damit, dass man etwas Großes im Köcher habe, kokettiert OMDS allerdings bereits seit Anfang des Jahres. Viel konkreter ist der Hersteller im Laufe der Monate nicht geworden. Er steht 2022 also mächtig unter Zugzwang.

Der kleinere Sensor des Micro-Four-Thirds-Systems braucht dringend eine Erneuerung, um mit der APS-C- und Vollformatkonkurrenz mithalten zu können. Und nicht nur damit: Auch Smartphones professionalisieren sich in Sachen Bildqualität immer weiter. Den unteren Bereich des Kameramarkts in Form der einfachen Kompaktkameras, haben sie bereits verschlungen. 2021 haben sie sich den Typ-1-Zoll-Chip einverleibt. So viel Platz ist dann zum FourThirds-Chip auch nicht mehr.

Bewegung werden wir im kommenden Jahr wohl auch am Objektivmarkt sehen, denn die spiegellosen Systeme von Canon und Nikon werden sich weiter etablieren, sodass mehr Fremdhersteller für deren Bajonette produzieren werden. Möglicherweise steigen bereits im kommenden Jahr Sigma und Tamron mit ein. Beide sind dafür bekannt, viele auch längere Brennweiten zu vergleichsweisen günstigen Preisen anzubieten. Mit ihrem Engagement für die spiegellosen Modelle von Canon und Nikon würden sie nicht nur bisherige Objektivlücken schließen, sie würden auch das Vertrauen in diese Bajonette festigen.

Das könnte beispielsweise für ebenso junge Systeme wie Panasonics Lumix S rund um die Vollformatspiegellosen mit L-Mount problematisch. Panasonic setzt sich hier zwar mit einem professionellen Videoschwerpunkt ab, doch vor allem Sony und auch Canon holen schnell auf. Spannend wird außerdem sein, wie sich Fujifilm mit seinem Mittelformatsystem weiter positioniert. Im vergangenen Jahr hat der Hersteller versucht, die GFX-Modelle auch für Nicht-Studio-Fotografen interessanter zu machen. Unsere Tests haben aber bereits gezeigt, dass die spiegellosen Vollformate derselben Preisklasse in Sachen Funktionsumfang schon meilenweit voraus sind. Wäre angesichts dessen eine Kurskorrektur sinnvoll? Immerhin soll das bisherige APS-C-Topmodell von Fujifilm mit der X-H2 im nächsten Jahr einen Nachfolger bekommen. Neben einem 26-Megapixel-Modell will der Kamerahersteller eine 40-MP-Variante anbieten und damit auflösungstechnisch zu den hochwertigen Vollformatmodellen aufschließen.

Viele Fragen sind also für das nächste Jahr offen, sicher ist nur eins: Der Konzentrationsdruck am Markt wird sich weiter.

(ssi)