Der Mac App Store im Detail

Auf den ersten Blick ähnelt Vieles am Mac App Store dem iTunes Store, entsprechend sollten sich Nutzer schnell zurechtfinden. Doch im Detail gibt es erhebliche Unterschiede. Mac & i hat sich das Angebot genauer angeschaut.

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Als Bestandteil von Mac OS X 10.6.6 hält der Mac App Store im Programme-Ordner sowie dem Dock Einzug. Der Aufbau ähnelt stark den in iTunes integrierten Medien- und iOS-Angeboten: In der Hauptansicht präsentiert Apple in gewohnter Form eine eigene Auswahl von Anwendungen, daneben sind die Listen mit den meistgekauften, am häufigsten heruntergeladenen und umsatzstärksten Programmen einzusehen, die sich auch über den Menüpunkt "Top-Hits" nochmals ausführlicher auflisten lassen.

Auf interessante Anwendungen stößt man beim Durchstöbern der 21 Kategorien, die beispielsweise Dienstprogramme, Produktivität, Spiele, Soziale Netze, Medizin, Bildung, Entwickler-Tools und Nachrichten abdecken. Über 1000 Apps sind nach Apples Angaben derzeit vertreten, manche der Kategorien entsprechend nur spärlich bevölkert – ein Umstand, der sich in den kommenden Wochen schnell ändern dürfte.

Der Mac App Store kann obendrein nach Namen, Stichwörtern oder aber auch Dateiendungen durchsucht werden. Ab Mac OS X 10.6.6 steckt im Apple-Menü ein Verweis auf den App Store – zuvor leitete dieser Menüpunkt auf Apples passend zum Mac-App-Store-Start eingestelltes Downloadverzeichnis für Drittanwendungen um. Beim Öffnen einer Datei mit unbekannter Endung bietet die neue OS-X-Version außerdem an, eine passende Anwendung direkt im Mac App Store zu suchen – das dürfte sein Übrigens dazu beitragen, dass dieser schnell Nutzer findet.

Mac-App-Store-Suchangebot bei unbekannter Dateiendung

Wenige Stunden nach Eröffnung dominierten vom iPhone bekannte Spieletitel sowie Apple-Software die vorderen Plätze der Verkaufscharts. Der Mac-Hersteller selbst bietet derzeit die iLife- und iWork-Anwendungen zum Einzelkauf an – zusammen sind sie billiger als im Paket auf DVD. Stark im Preis reduziert wurden außerdem die Bildverwaltung Aperture und die Mac-Fernsteuerung Remote Desktop – auf jeweils 63 Euro. Aperture kostete bislang 199 Euro, Remote Desktop für "unbegrenzt verwaltete Systeme" sogar 500 Euro. Während bekannte Mac-Entwickler wie die Omni Group oder Panic ihre Software weitestgehend zum gewohnten Preis im Mac App Store anbieten, gibt es parallel die ersten Rabattaktionen: So kostet Chopper 2 derzeit lediglich 80 Cent statt des geplanten Normalpreises von 4 Euro.

Der Download von Anwendungen – auch kostenloser Programme – setzt eine Apple-ID voraus. Wer noch keine hat, kann direkt im Mac App Store kostenlos eine neue anlegen. Zum Kauf von Software ist entweder das Hinterlegen der eigenen Kreditkarte vonnöten oder ein Account beim Zahlungsdienstleister ClickandBuy, der auch die Nutzung eines Bankkontos erlaubt. Alternativ lässt sich das eigene App-Store-Konto durch iTunes-Karten oder iTunes-Geschenkgutscheine aufladen.

Käufer dürfen im Mac App Store erworbene Anwendungen laut Apple zu "privaten, nicht-gewerblichen Zwecken" auf allen Macs verwenden, die "ihnen gehören oder in ihrem Besitz sind" – zur Installation ist jeweils die Angabe der eigenen Apple-ID für den Mac App Store notwendig. Unternehmen können die im Mac App Store bezogenen Anwendungen entweder für alle Macs eines einzelnen Mitarbeiters bereitstellen oder auf einem einzelnen Rechner installieren, der wiederum mehreren Mitarbeitern zugänglich ist.

Apple versieht heruntergeladene Anwendungen nicht automatisch mit dem hauseigenen FairPlay-DRM, das bis auf Musik normalerweise bei allen anderen Download-Inhalten des Unternehmens Verwendung findet. Entwickler müssen sich deshalb durch eine Validierung der sogenannten App Store Receipts, das sind verschlüsselte Belegdateien, selbst um den Schutz vor der freien Weitergabe ihrer Anwendungen kümmern. Einige Programmierer haben dies laut einem Bericht der Kollegen von TUAW versäumt und müssen deshalb nachlegen.

Viele kostenlos im Mac App Store angebotene Anwendungen können, wie ein Versuch von Mac & i zeigte, dank dort nicht notwendigem Receipt-Checks problemlos manuell weitergegeben werden. Sie lassen sich deshalb auch auf App-Store-freien Macs installieren. Das gelang in einigen Fällen – wie der offiziellen Twitter-App oder "Solitaire Greatest Hits" – sogar unter Mac OS X 10.6.4, obwohl das den App Store noch gar nicht unterstützt. Ein Weiterverkauf von erworbener Software ist in Apples Geschäftsbedingungen dagegen ausgeschlossen.

Der Mac-App-Store (4 Bilder)

Mac-App-Store

Hauptansicht des Mac-App-Store

Nach Anmeldung führt der Mac App Store unter "Einkäufe" alle bereits getätigten Downloads auf, die sich auf diesem Wege auch problemlos auf weiteren eigenen Macs erneut installieren lassen. Ebenso wie der App Store für iOS bietet der Mac App Store die Möglichkeit, einmal erworbene Anwendungen beliebig oft erneut herunterzuladen, solange die jeweilige Anwendung im App Store verfügbar ist. Bei der Erstinstallation legt der Mac App Store die Programme stets auch im Dock ab, dort wird mit einem iOS-artigen Fortschrittsbalken der Downloadstatus signalisiert.

Heruntergeladene Anwendungen landen im Ordner "Programme" im Hauptverzeichnis der Festplatte, einen Programme-Ordner im Nutzer-Verzeichnis ignoriert der Mac App Store. Eine Funktion zum Deinstallieren hält der Softwareladen leider nicht bereit, nicht mehr gewünschte Anwendungen muss der Nutzer manuell aus dem Programme-Ordner in den Papierkorb befördern. Nutzdaten und andere zu einer Software gehörende Files, die in der Benutzerbibliothek lagern, verbleiben in diesem Fall unbehelligt auf dem Mac.

Updates für im Mac App Store bezogene Programme sind auch nur dort erhältlich. Apples Angebot kann nur jene Anwendungen aktualisieren, die der Anwender im App Store bezogen hat. Auch ein direkt beim Entwickler erworbenes Produkt, das im App Store vertreten ist und dort sogar als "installiert" verzeichnet wird (was offenbar über die Bundle-ID abläuft), erhält keine Updates von diesem. Das dürfte den einen oder anderen Nutzer leidlich verwirren.

Viele der aus dem iOS-App-Store vertrauten Funktionen stehen Entwicklern und Käufern im Mac-App-Store aktuell nicht oder zumindest noch nicht zur Verfügung: In-App-Purchases zum Kauf von Inhalten oder zusätzlichen Programmbestandteile direkt innerhalb einer Anwendung können Entwickler beispielsweise nicht in ihre Mac-App-Store-Apps integrieren. Auch eine Einbindung von Apples Spielenetzwerk Game Center ist für Mac-Anwendungen momentan nicht vorgesehen. Außerdem erhalten Entwickler keine Promocodes für ihre Mac-Software, welche sich im iOS App Store zu Reklamezwecken oder an Rezensenten verschenken lassen. Durch iAd-Banner werbefinanzierte Mac-Programme sind im App Store ebenfalls nicht zu finden respektive nicht erlaubt. Beta- oder Testversionen sind genausowenig zulässig, diese Versionen müssen Entwickler weiterhin über eigene Kanäle, also etwa eine Website, anbieten

In den ersten Stunden nach Eröffnung kämpfte der Mac-App-Store teilweise mit Überlastung, die sich in langsamen Downloads oder ins Leere laufenden Aktionen zeigte. Mehrere Nutzer erhielten auch einen "Fehler 100" beim Kaufversuch – in solchen Fällen hilft oft das Ab- und Wiederanmelden im Mac App Store oder ein Neustart.

Lobenswert: Das Programm Mac App Store, das seine Inhalte wie iTunes aus dem Netz bezieht, fühlte sich im Versuch deutlich performanter an als sein großer Bruder. Das dürfte auch daran liegen, dass es keinen Balast der Medienverwaltung mitschleppen muss.

Was im Mac App Store bislang noch fehlt, sind Anwendungen der ganz großen Anbieter wie Microsoft oder Adobe. Diese zieren sich derzeit noch, auf den von Apple ins Rollen gebrachten (und kontrollierten) Zug aufzuspringen. (bsc) / (lbe)