Der Mikroprozessor wird 30

Heute vor 30 Jahren stellte Intel mit dem 4004 den ersten Mikroprozessor vor.

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Heute vor 30 Jahren stellte Intel mit dem 4004 den ersten Mikroprozessor vor. Dieser Urahn der modernen digitalen Rechenknechte bestand aus gerade einmal 2300 Transistoren, die Intel mit Strukturgrößen von 10 Mikrometern (0,01 mm) auf einen Chip packte. Die Taktfrequenz des 4004 lag bei 108 kHz, sein Name deutet die Busbreite an: 4 Bit und 640 Byte adressierbarer Speicher reichten für die historische Aufgabenstellung völlig aus. Die damalige Speicherfirma Intel konnte ihren japanischen Kunden davon überzeugen, in einem neuen Taschenrechner statt mehrerer Einzelchips den 4004 einzusetzen. Die späteren Folgen dieser beinahe zufälligen Erfindung konnte damals niemand ahnen: Nach Angaben von US-Marktforschern wurden im letzten Jahr weltweit rund 385 Millionen Mikroprozessoren und 6,4 Milliarden Mikrocontroller verkauft.

Der eigentliche Durchbruch für die Intel-Mikroprozessoren kam allerdings erst zehn Jahre später, als IBM den 8-bittigen 4004-Nachfolger 8088 als CPU für den Ur-PC erkor. Schon damals erhielt der ewige Intel-Rivale AMD eine Lizenz zur Fertigung des 8088.

Die Entwicklungs- und Fertigungstechnik hat in den letzten drei Jahrzehnten einen weiten Weg zurückgelegt. Heute tüfteln die Ingenieure der Chipfirmen am 0,10-µm-Prozess, der hundertmal kleinere Strukturen als beim 4004 erlaubt. Auf dem Microprocessor Forum 2001 stellten die Entwickler Monsterchips mit bis zu 300 Millionen Transistoren vor, im nächsten Jahr sollen x86-Prozessoren 3 GHz Taktfrequenz erreichen. Nach wie vor scheint das Moore'sche Gesetz des Intel-Mitgründers also gültig zu sein – auch wenn viele sich fragen: Wie lange noch?

Über den wirklichen Erfinder des Mikroprozessors streiten sich die Experten: Waren es Gary W. Boone und Michael W. Cochran von Texas Instruments, Gilbert P. Hyatt oder Ted Hoff und Frederico Faggin, die bei Intel den 4004 entwickelten? Noch 1996 entschied sich das US-Patentamt dafür, Gilbert Hyatt ein entsprechendes Patent zu entziehen, um es doch Gary Boone für seinen "Computer-on-a-Chip" zu erteilen. Dieser Streit um die älteren Rechte ist typisch für die Halbleiterbranche. Doch vielleicht zeigt gerade das die herausragende Bedeutung des Mikroprozessors – schließlich gibt es bei jeder großen Erfindung Zank um den wahren Vater des Gedankens. (ciw)