Deutscher Buchhandel startet E-Book-Plattform

Die Volltext-Büchersuche libreka! soll als Vertriebsplattform für E-Books ausgebaut werden. Verlage bekommen die Möglichkeit, Bücher im EPUB- oder PDF-Format zu vertreiben.

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Von
  • Achim Barczok

Der Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels (MVB) hat auf der Frankfurter Buchmesse die Erweiterung der Online-Volltextsuche libreka! um einen E-Book-Shop angekündigt. Die Plattform soll im ersten Halbjahr 2009 mit dem Verkauf von E-Books deutscher Verlage starten und wird das offene Format EPUB sowie durch Wasserzeichen geschützte PDFs unterstützen. Mit der Plattform wolle man Verlagen und Autoren zu einer größeren Reichweite im Netz verhelfen, erklärt MVB-Geschäftsführer Ronald Schild.

Der MVB, eine Tochtergesellschaft des Börsenvereins des Deutschen Buchandels, sieht libreka! als Vermittler zwischen Verlagen und Buchhändlern. "Wir wollen auf keinen Fall in Konkurrenz mit den Händlern treten", stellt Schild klar. Verlage können ihre Inhalte auf libreka! zur Verfügung stellen, verkauft werden sie dann entweder direkt vom Verlag oder von kooperierenden Buchhandlungen. Für den stationären Verkauf könnten Händler Download-Terminals in ihren Laden aufstellen. Online-Anbieter binden den libreka!-Shop als White-Label in ihren Web-Auftritt ein und können mit Sponsor-Links auf libreka! Werbung für sich machen.

Der MVB regt die Verlagen zwar an, ihre Bücher als PDF-Dokument zur Verfügung zu stellen, das per Wasserzeichen mit dem Kunden-Account verknüpft werde. Möglich sei aber auch die Bereitstellung im geschützten oder ungeschützten EPUB-Format – Ziel der Plattform sei auch, EPUB im deutschen Buchhandel als Standard für DRM-geschützte E-Books zu forcieren. "Wir gehen davon aus, dass die meisten Verlage das wasserzeichengeschützte PDF als Format nutzen werden", sagt Schild. Diese Bücher könnte der Leser dann auf beliebigem Geräten lesen, ein klarer Vorteil gegenüber den bei Sony/Libri/Thalia oder Amazon eingekauften E-Books.

Der MVB hatte 2006 angekündigt, eine Volltextsuche im Internet zu starten, die in Aufmachung und Funktionsumfang Googles Book Search ähnelt. Inzwischen greift die nicht unumstrittene Suchmaschine auf 73.000 Bücher im Volltext zu. Wieviele davon später tatsächlich auch als E-Books zum Verkauf angeboten werden, ist unklar. Nach der Fertigstellung des Prototyps des Online-Shops steht der MVB in Verhandlungen mit den Verlagen, man sei sich aber sicher, dass die meisten das Angebot annehmen werden, so Schild. "Die Verlage warten eigentlich auf den Shop", sagt Schild.

Angesichts der Ankündigung von Sony, mit Libri und Thalia ein eigenes Vertriebssystem aufzubauen, gibt sich der MVB gelassen. "Wir begrüßen es, wenn jetzt eine große Bandbreite an Angeboten entsteht", meint Schild. Selbst eine Zusammenarbeit mit Libri, Sony oder auch Amazon sei aus seiner Sicht denkbar, allerdings nur bei Verwendung des offenen EPUB-Formats. Das würde Amazon, die auf einen eigenen, proprietären Standard (AZW) setzen, ausschließen.

Die Plattform libreka! finanziert sich weitgehend aus den Mitteln, die Verlage für das Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) zahlen, zudem erhält der MVB eine Provision für die verkauften E-Books und schaltet auf der Seite Werbung. (Achim Barczok/c't) / (jow)