Digitalpakt Schule: Neuer Streit über Abhängigkeit von Microsoft

Seite 2: Bildungsministerin rudert zurück

Inhaltsverzeichnis

Die baden-württembergische Bildungsministerin Susanne Eisenmann (CDU) ließ nun die entscheidende Klausel inzwischen ändern. In der Leistungsbeschreibung heißt es nun: "Die Grundverwaltung von Identitäten und Gruppen erfolgt über einen Identitätsverwaltungsdienst." Dabei könne es sich beispielsweise um ein Azure Active Directory "oder einen vergleichbaren Dienst" handeln.

Laut einer Verwaltungsvereinbarung der Kultusminister sollen im Rahmen des Digitalpakts eigentlich durch "übergreifende Investitionsmaßnahmen" Infrastrukturen entwickelt werden "mit einem gemeinsamen Vermittlungsdienst unter Berücksichtigung bestehender Systeme in den Ländern". Vorgesehen sind demnach auch "gemeinsame Server- und Dienstlösungen", wobei "prioritär Open-Source-Angebote" herangezogen werden sollen.

Mehrere Länder haben diese Vorgaben bereits berücksichtigt. Bayern etwa hat auf Basis freier Software ein entsprechendes Identitätsmanagementsystem selbst gebaut. Auch in Bremen und in weiteren Ländern werden Open-Source-Produkte verwendet. Ausschreibungen dazu liefen ferner etwa in Rheinland-Pfalz und in Schleswig-Holstein.

Die neue nordrhein-westfälische Schulcloud Logineo besteht ebenfalls auf Standard-Open-Source-Komponenten. Mit der Ende November vorgestellten webbasierten Plattform sollen die rund 200.000 Lehrkräfte des Landes künftig rechtssicher über dienstliche E-Mail-Adressen kommunizieren, Materialien, Schüler- oder Notenlisten in einem geschützten Cloud-Bereich austauschen und Termine in gemeinsamen elektronischen Kalendern organisieren können. Darüber hinaus gibt es die Option, in einem gesonderten "Datensafe" sensible personenbezogene Dokumente zu speichern und zu bearbeiten.

Ähnlich wie in Baden-Württemberg war das Projekt vor zwei Jahren zunächst gestoppt worden. Nach mehrmonatigem Test sollen aber nun pro Monat 140 von insgesamt 7000 Schulen in Nordrhein-Westfalen zugelassen werden. Der Verband "Lehrer NRW" sieht jedoch nach wie vor das Problem, "dass in den Schulen zu wenig dienstliche Endgeräte zur Verfügung stehen". Viele Lehrkräfte müssten daher auf private Endgeräte zurückgreifen. Dabei könnten sensible personenbezogene Daten nicht ausreichend geschützt sein und die Ausbilder dafür in Haftung genommen werden.

Zuvor hatte das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) protestiert, weil über den Digitalpakt Lockvogel-Angebote von Microsoft verbreitet würden. (anw)