Drei Fragen und Antworten: Wie auch Sie die ESG-Berichtspflichten bändigen

Environment, Social und Governance – etliche Unternehmen müssen jetzt ihre Nachhaltigkeit erfassen. Wir zeigen, wen es betrifft und welche Tools sich lohnen.

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(Bild: iX)

Lesezeit: 4 Min.

Mit den ESG-Berichtspflichten steht vielen Unternehmen eine neue regulatorische Herausforderung ins Haus. Die Nachhaltigkeit des eigenen Unternehmens wie vorgeschrieben zu messen, ist schwierig – und welches der unzähligen ESG-Tools hilft nun wirklich beim Bezwingen des Datenbergs? Im Interview erklärt Waldemar Klassen, Titelautor der neuen iX 2/2024, warum wahrscheinlich auch Ihr Unternehmen über kurz oder lang betroffen ist und was Sie beachten müssen.

Waldemar Klassen

Waldemar Klassen ist Analyst bei der techconsult GmbH, einem Unternehmen der Heise Group, und beschäftigt sich mit den Themenfeldern IoT, Big Data, digitale Nachhaltigkeit (CSR/ESG) und SAP S/4HANA.

Environment, Social und Governance klingt erst einmal recht vage. Welche Informationen müssen Unternehmen denn konkret erfassen?

Die Herausforderung bei der Erfassung ist einerseits, dass die Informationen beziehungsweise ESG-KPIs transparent, nachvollziehbar und standardkonform sein müssen. Andererseits sind innerhalb des ESRS-Umsetzungsleitfadens weit über 1.000 mögliche Datenpunkte für eine konkrete Erfassung abgebildet. Es liegt nun bei den Unternehmen, die relevanten ESG-Datenpunkte im eigenen Geschäftsfeld zu identifizieren und zu messen. Dabei ist die Quantifizierung von Umwelt- und Klimaaspekten durch KPIs zunächst umfangreicher als bei sozialen Themen oder der Unternehmensführung.

Es ist jedoch wichtig, dass das zukünftige ESG-Reporting sowohl die Einflüsse des Unternehmensumfelds auf das Unternehmen selbst als auch die Auswirkungen des Unternehmens auf seine Umgebung umfassend abdeckt.

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Das klingt ziemlich aufwendig. Wen betreffen die ESG-Berichtspflichten denn – ausschließlich Großkonzerne oder auch KMUs?

Die Europäischen Nachhaltigkeitsberichterstattungsstandards (ESRS) werden durch die CSRD-Richtlinie nun für viele Unternehmen nach und nach zur Pflicht. Das geschieht stufenweise über die nächsten Jahre, sodass angefangen bei 250 Beschäftigten und 40 Millionen Euro Umsatz, die ESRS auch auf KMUs zutreffen; wenn sie 2026 börsennotiert sind, sogar unabhängig von ihrer Beschäftigtenzahl oder Umsatz. Aber es hat noch weitreichendere Folgen, denn direkt betroffen sind auch Zulieferer und andere Beteiligte in der Wertschöpfungskette von CSRD-pflichtigen Organisationen. Die Unternehmen fordern von der Wertschöpfungskette nämlich Informationen ein, um ihrer Berichtspflicht nachgehen zu können.

Es gibt eine große Auswahl an ESG-Tools, die bei der Berichtspflicht helfen sollen. Ganz grob: Wie unterscheiden diese sich?

Unternehmen müssen zunächst eine wesentliche Entscheidung treffen: Binden sie eine neue ESG-Reporting-Lösung bestenfalls über APIs ein oder nutzen sie bestehende SCM/CPM/ERP-Lösungen mit einem ESG-Erweiterungsmodul? Ersteres hat den Vorteil der Spezialisierung auf die ESRS, zweiteres, dass die Handhabung und Software bekannt ist. Wichtig bei der Auswahl ist jedoch, dass das Data Management funktioniert. Datenerfassung, Datenpräparation, das Mapping der Daten und verschiedene Datenquellen erschweren nämlich die Berichtslegung. Der Unterschied von guten zu sehr guten ESG-Tools liegt dann in der Bereitstellung von Leitfäden, Richtlinien und Standards, um die KPIs richtig zu bewerten und einordnen zu können.

Herr Klassen, vielen Dank für die Antworten! Umfangreiche Informationen zum Thema ESG finden sich in den drei Titelartikeln der neuen Februar-iX: Die ESG-Berichtspflichten kommen bietet einen Überblick zum ESG-Reporting, Der ESG-Software-Markt zeigt, dass One size fits all hier nicht funktioniert, und Werkzeuge für das ESG-Reporting vergleicht in einer Marktübersicht viele unterschiedliche ESG-Tools. Die iX 2/2024 ist auch ab heute im heise Shop beziehungsweise am Kiosk erhältlich.

In der Serie "Drei Fragen und Antworten" will die iX die heutigen Herausforderungen der IT auf den Punkt bringen – egal ob es sich um den Blick des Anwenders vorm PC, die Sicht des Managers oder den Alltag eines Administrators handelt. Haben Sie Anregungen aus Ihrer tagtäglichen Praxis oder der Ihrer Nutzer? Wessen Tipps zu welchem Thema würden Sie gerne kurz und knackig lesen? Dann schreiben Sie uns gerne oder hinterlassen Sie einen Kommentar im Forum.

(fo)