EU-Kommission billigt Fusion von HP und Compaq

Die EU-Kommission hat am Donnerstag in Brüssel die Übernahme des US-Computerkonzerns Compaq durch den Konkurrenten Hewlett-Packard ohne Auflagen genehmigt.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Die EU-Kommission hat am Donnerstag in Brüssel die Übernahme des US-Computerkonzerns Compaq durch den Konkurrenten Hewlett-Packard ohne Auflagen genehmigt.

Eine marktbeherrschende Stellung entstehe nicht, erklärte die Kommission. Eine sorgfältige Marktanalyse habe ergeben, dass das fusionierte Unternehmen nicht über genügend Marktmacht verfüge, um willkürlich die Preise erhöhen zu können. Dem Verbraucher bleibe eine angemessene Auswahl bei PCs, Druckern und Servern, teilte die Behörde nach einer einmonatigen Standardprüfung in Brüssel mit.

Auf dem PC-Markt gebe es in Europa ausreichend starke Konkurrenten wie IBM, Dell und Fujitsu-Siemens, berichtete die Kommission. Auch bei Servern, die Datenverarbeitungsgeräte wie PC oder Drucker in einem Netz verbinden, habe der neue Konzern ausreichend Konkurrenz. Auch auf dem Drucker-Markt, wo die Unternehmen nach früheren Branchenangaben gemeinsam auf erhebliche Anteile kommen, werde HP nicht in der Lage sein, Konkurrenten auszuschalten, prognostizierte die Kommission.

Hewlett-Packard-Konzernchefin Carly Fiorina begrüßte die EU-Entscheidung. "Wir sind hocherfreut über die EU-Entscheidung", erklärte sie. Die Ankündigung bestätige, dass die Transaktion in Europa keine Wettbewerbsbedenken gebracht habe. Fiorina sah dies als "ermutigenden Schritt" an, um die Wettbewerbshüter in aller Welt zufrieden zu stellen. Die Transaktion werde den Wettbewerb im Informationstechnologie-Sektor wirklich anregen, betonte sie.

Beobachter werten das Ergebnis der Kommission als politisches Signal: Das Urteil der Kommission wurde bereits nach einer Standarduntersuchung von nur einem Monat Dauer abgegeben -- Vorhaben dieser Größe werden meist wesentlich länger von der Kommission untersucht. Die EU-Kommission zeigte nach Einschätzung von Brüsseler Beobachtern, dass sie Großfusionen problemlos und schnell billigen kann. Erst im vergangenen Jahr hatte die Kommission mit dem Veto gegen den Zusammenschluss der US-Konzerne General Electric und Honeywell transatlantische Spannungen ausgelöst.

Die Fusion muss nun allerdings noch von der US-Wettbewerbsbehörde Federal Trade Commission und den Aktionären der beiden Unternehmen abgesegnet werden. Nach US-Medienberichten betonte die FTC zwar, dass die EU-Entscheidung nichts präjudizieren würde. Gut unterrichtete Quellen spekulieren aber, dass auch die FTC dem Milliardengeschäft keine Steine in den Weg legen werde.

Als kritischer könnte sich jedoch die Aktionärsversammlung erweisen. Seitdem die Familien der HP-Gründer ihre Opposition zu dem Geschäft angekündigt haben, trägt besonders Walter Hewlett eine erbitterte publizistische Schlacht mit dem HP-Vorstand aus. Die EU-Entscheidung wertet Hewlett als Bestätigung seiner Position, sie habe deutlich gezeigt, dass das fusionierte Unternehmen keine führende Marktposition einnehmen werde. Zudem hätten die Wettbewerber der Fusion nicht widersprochen, weil sie, laut Hewlett, glücklich bei dem Gedanken sein müssten, dass sich zwei ihrer Konkurrenten selber derartigen Schaden zufügen. (wst)