EU-Ministerrat will IPv6 forcieren

In Europa soll möglichst schnell IPv6 eingeführt werden; damit will die EU einer angeblich drohenden Adressenknappheit im weltweiten Computernetz entgegentreten.

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Von
  • Jürgen Kuri

In Europa soll möglichst schnell IPv6 eingeführt werden; damit will die EU einer angeblich drohenden Adressenknappheit im weltweiten Computernetz entgegentreten. Der für Telekommunikation zuständige EU-Ministerrat sprach sich am Dienstag in Luxemburg nach Angaben aus Delegationskreisen für die beschleunigte Einführung von IPv6 aus. Entwickelt werden soll für dieses Ziel nun ein Aktionsplan. Der Ministerrat folgte damit Bestrebungen der EU-Kommission, die entsprechende Maßnahmen bereits im Februar vorgeschlagen hatte.

Nach Ansicht der EU-Kommission reicht der weltweite freie Raum für neue Internet-Adressen schätzungsweise nur noch bis etwa 2005. Die mit IPv4 verfügbaren Adressen seien vor dem Internet-Boom als mehr als ausreichend betrachtet worden. Heute aber reiche dies nicht mehr aus, um jeder Person eine eigene Adresse im Internet zuzuordnen. Außerdem seien die IPv4-Adressen ungleich verteilt, hieß es weiter: Etwa 74 Prozent könnten nordamerikanische Einrichtungen für sich beanspruchen, wobei etwa zwei US-Universitäten nach den Angaben jeweils mehr Adressen haben als die gesamte Volksrepublik China. IPv6 biete mehr Adressen im Cyberspace "als es Sandkörner an den Stränden der Welt gibt", hieß es seitens der EU-Kommission.

Mit dem neuen Protokoll würde so auch das Problem der knappen Adressen für künftige Internet-Entwicklungen wie die drahtlose Kommunikation zwischen Geräten, mobile Computer und den Mobilfunk der dritten Generation beseitigt. "Die Bedeutung von IPv6 für die Wettbewerbsfähigkeit Europas kann gar nicht überschätzt werden", hatte EU-Kommissar Erkki Liikanen bei der Vorlage seiner Pläne für die Einführung von IPv6 gesagt.

Statt der gewohnten 32-Bit-Adressen erweitert IPv6 die Adressen auf 128 Bit, damit entsteht ein Adressraum von etwa 3,4 x 1038 Adressen. Neben einer Ausdehnung des Adressraums bringt die nächste Generation von TCP/IP aber auch höhere Sicherheitsstandards und garantierte Bedingungen für IP-Dienste (Quality of Service, QoS). Die Spezifikationen und RFCs zu IPv6 sind auf der IPv6 Information Page auf einer eigenen Seite zusammengefasst. Zusätzliche Informationen bietet auch das IPv6 Forum, ein Konsortium von Internet-Anbietern und Forschungseinrichtungen. (jk)