EU will RFID-Forschung steuern

Eine öffentliche Befragung der EU zur weiteren Entwicklung der Forschungsförderung bei den RFID-Funketiketten erbrachten den Datenschutz als eines der Hauptprobleme.

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Von
  • Angela Meyer

"Wenn es nicht gelingt, das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen, dann ist RFID tot." Ganz so drastisch, wie es einer der Teilnehmer eines EU-Workshops zur weiteren Entwicklung der RFID-Forschungsförderung formulierte, sahen es jedoch nicht alle Teilnehmer -- im Wesentlichen Vertreter von Herstellern, Anwenderunternehmen, Forschungseinrichtungen und verschiedenen Organisationen. Aber obwohl das Thema "Verbrauchervertrauen" in die Technik für die elektronischen Labels erst nach den anderen Stichworten Standardisierung, Herstellung und mögliche Anwendungen auf der Tagesordnung stand, durchzog es alle Debatten. Der öffentliche Workshop ergänzte eine Online-Befragung, die herausfinden sollte, welches die größten Hindernisse für eine erfolgreiche Entwicklung der RFID-Technik in Europa sind. Die Ergebnisse aus beiden Veranstaltungen sollen im Mai veröffentlicht werden.

Während einige der Vortragenden eine positive Vision von einer Welt der smarten Dinge entwarfen, gab es ebenso Vorträge, die die Risiken benannten, die insbesondere eine Auszeichnung jedes einzelnen Produkts mit Funketiketten mit sich brächte. Der Ansatz für eine technische Lösung, bei der die Etiketten an der Kasse "schlafen gelegt" werden und nur vom Kunden selbst wieder "aufgeweckt" werden können, überzeugte zwar noch nicht alle Workshopteilnehmer -- je komplizierter und teurer die Anwendung werde, umso schwieriger werde auch der breite Einsatz.

Einig waren sich die Anwesenden aber darin, dass man das Vertrauen der Verbraucher gewinnen müsse, wenn die Technik massenhaft zum Einsatz kommen soll. Manche meinten, dazu müsse man vor allem nach Anwendungen suchen, die auch den Verbrauchern Vorteile bringen und damit helfen, die Vorbehalte gegenüber dieser Technik abzubauen. Andere Vorschläge setzten auf mehr Information, Datenschutzerklärungen ähnlich wie bei Webshops oder eine Ergänzung des Datenschutzrechts, das auf EU-Ebene bisher den Datenschutz im privaten Umgang nicht direkt erfasst. Insgesamt zeigten Vorträge und Diskussionsbeiträge, dass in den Unternehmen das notwendige Wissen auch zum Thema Datenschutz durchaus vorhanden ist -- wenn auch nicht immer in allen Abteilungen gleichermaßen.

Auch Frederix Florent, für die Befragung und den Workshop verantwortlicher EU-Mitarbeiter, meinte, es sei zwar noch nicht klar, ob Datenschutz bei RFID wirklich ein reales Problem sein wird, "aber wenn doch, dann wird es ein großes Problem sein"- Angesichts der Erfahrungen mit dem Thema Spamming unterstützte er die Ansicht, dass der Datenschutz auf jeden Fall zu den zentralen Problemen gehört. Vor fünf Jahren hätte es auch keiner geglaubt, wenn jemand das heutige Spamaufkommen prognostiziert hätte.

Mit dem Thema RFID beschäftigt sich auch der Chat auf heise online am kommenden Freitag.

Zum Thema RFID siehe den Schwerpunkt in c't 9/2004: (anm)

  • Mitteilsame Etiketten -- Smart Labels wecken Verkäufer-Wunschträume und Verbraucher-Albträume, S. 122
  • Dem Verbraucher eine Wahl schaffen -- Risiken der RFID-Technik aus Bürgersicht, S. 130
  • Gegenspionage -- Selbstbauprojekt RFID-Detektor im Taschenformat, S. 132