Ehemaliger France-Télécom-Chef nach Suizid-Serie angeklagt

Gegen Didier Lombard wurde ein offizielles Anklageverfahren eingeleitet. Er und andere Topmanager sollen 2008 und 2009 das Leben der Beschäftigten unmittelbar in Gefahr gebracht haben.

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Von
  • dpa

Eine Aufsehen erregende Suizid-Serie unter Mitarbeitern des französischen Telekomriesen France Télécom könnte strafrechtliche Konsequenzen für den damaligen Konzernchef Didier Lombard haben. Ein Anwalt des früheren Topmanagers bestätigte am Mittwochabend, dass die Justiz ein offizielles Anklageverfahren wegen Mobbings eingeleitet habe. Lombard stehe unter Polizeiaufsicht und müsse 100.000 Euro als Kaution hinterlegen. Ihm drohen im Fall einer Verurteilung bis zu ein Jahr Gefängnis und 15.000 Euro Geldstrafe.

Hintergrund der Ermittlungen ist eine Klage sowie ein Anfang des Jahres 2010 veröffentlichter Untersuchungsbericht zu der Suizid-Serie in den Jahren 2008 und 2009. Die Gewerbeaufsicht kam darin zu dem Ergebnis, dass Lombard und andere Topmanager das Leben der Beschäftigten mit Mobbing-Methoden unmittelbar in Gefahr brachten. Auf Warnungen von Gewerkschaften, Betriebsärzten und Krankenkassen sei völlig unzureichend reagiert worden.

Arbeitnehmervertreter hatten die über 30 Selbsttötungen bereits zuvor als Ergebnis unmenschlicher Arbeitsbedingungen und des Programms "time to move" zum schnellen Stellenwechsel gewertet. Unter Lombards Führung hatte das Unternehmen zudem mehr als 20.000 Stellen gestrichen.

Der heute 70 Jahre alte Lombard musste bereits im März 2010 als Konzernchef zurücktreten. Ermittlungen laufen auch gegen das Unternehmen und zwei andere Topmanager. (anw)