Elon Musk: Neuralink pflanzt erstes Implantat in Menschen ein

Elon Musk hat für Neuralink große Pläne. Jetzt hat das Unternehmen einen ersten klinischen Test seines Gehirnimplantats begonnen, teilte der Milliardär mit.

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Hand hält ein Neuralink-Implantat

(Bild: Neuralink)

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Das Neurotechnologie-Unternehmen Neuralink hat erstmals ein Implantat in einen Menschen eingesetzt. Das hat Firmenchef Elon Musk auf seinem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) publik gemacht und ergänzt, dass erste Analysen gute Ergebnisse zeigen würden; die Person erhole sich gut. Anfangs sollen Menschen, die ihre Gliedmaßen nicht mehr gebrauchen können, über das Brain-Computer-Interface (BCI) Computer oder Mobiltelefone rein mit ihren Gedanken steuern können. Ziel sei es, dass Menschen wie der verstorbene Physiker Stephen Hawking darüber schneller kommunizieren können "als Schnellschreiber oder Auktionatoren", erklärt Musk noch.

Wenn Menschen sich bewegen oder einzelne Körperteile einsetzen, werden bestimmte Bereiche im Gehirn aktiv. Das Implantat von Neuralink soll diese Signale auffangen, entschlüsseln und an weitere Technik weitergeben. Damit sollen sich beispielsweise Mauszeiger an Computern bewegen lassen. Musk erklärte jetzt, dass erste Messungen nach der Einsetzung eine "vielversprechende Erkennung" neuronaler Aktivität zeigen. Weitere Details gibt es aber nicht, auch nicht zur Person, die das Implantat nun trägt. Selbst im Erfolgsfall kann es Monate dauern, den Einsatz des Geräts zu trainieren. Die klinische Studie von Neuralink ist auf insgesamt sechs Jahre ausgelegt.

Neuralink ist der Versuch an Menschen im Mai erlaubt worden, im Herbst hat die Firma die Suche nach Freiwilligen begonnen. Das Implantat hat 1024 Elektroden, die ein Roboter mithilfe einer extrem feinen Nadel mit dem Gehirn verbindet. Für die klinische Studie suchte Neuralink Patienten mit Tetraplegie – einer Querschnittslähmung, bei der Beine und Arme betroffen sind. Getestet werden sollte nicht nur das Implantat und die zugehörige Technik, sondern auch der spezielle Roboter, der es einsetzt. Vor dem klinischen Test wurde das Implantat jahrelang an Affen getestet. Dabei gab es eine Reihe von Skandalen, die auch Zweifel daran geweckt haben, ob Neuralink überhaupt mit Menschen testen darf.

Bevor die US-Arzneimittelbehörde FDA Neuralink schließlich die Erlaubnis erteilte, wurde bekannt, dass gegen Neuralink wegen möglicher Verstöße gegen Tierschutzgesetze ermittelt wird. Dabei ging es um den Verdacht, dass die Firma für ihre Experimente zu viele Tiere getötet hat; die Rede war von 1500 toten Versuchstieren, darunter über 280 Schafe, Schweine und Affen. Später wurde bekannt, dass die FDA mit der Technik des Neuralink-Implantats noch eine Reihe von Problemen hatte, die behoben werden mussten. Kritisch gesehen wurde etwa die eingebaute Lithium-Batterie; außerdem gab es die Sorge, dass Teile des einmal eingepflanzten Geräts in andere Regionen des Gehirns wandern. Die konnte Neuralink dann aber wohl rasch ausräumen.

Neuralink ist nicht das einzige Unternehmen, das Gehirnimplantate am Menschen, die durch Lähmungen beeinträchtigt sind, testet, aber sicher das bekannteste. Bisher konnte bereits die Wirksamkeit solcher Gehirn-Maschine-Schnittstellen anhand von ALS-Patienten nachgewiesen werden. Sie konnten mit den Implantaten auf einem Computer Textnachrichten schreiben und darüber kommunizieren. Musk hat für Neuralink aber deutlich weiter gehende Pläne: Der US-Milliardär verspricht sich und der Welt eine Hirn-Computer-Schnittstelle, die es Menschen ermöglicht, ihre kognitiven Fähigkeiten so zu erweitern, dass sie mit KI-Technik Schritt halten können.

(mho)