Elrob 2009: Roboter auf Wachpatrouille

Am dritten Tag der Roboter-Leistungsschau im finnischen Oulu stand das Szenario "Camp Security" auf dem Programm. Ziel war es, Personen zu erkennen und anzusprechen oder auf andere Weise deutlich zu machen, dass sie bemerkt worden waren.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Im zweiten Anlauf klappte es dann doch noch – und wie: Nachdem das Team der Universität Kaiserslautern gestern den ersten Versuch, ihren Roboter Ravon auf eine Aufklärungsmission zu schicken, abbrechen musste, gelang ihnen am späten Nachmittag eine umso beeindruckendere Leistung. Als einer von lediglich zwei Landrobotern erreichte Ravon das Zielgebiet und kehrte auch wieder zum Startpunkt zurück. Auf dem Weg konnte sogar eine ERIcard lokalisiert werden, was aber nicht gewertet wurde, da sie nur für Testzwecke aufgehängt war. Auf einem anderen Foto war ein weiteres Gefahrgutschild zu erkennen, jedoch hatte der Roboter stattdessen eine orangefarbene Holztafel eingerahmt. Auch dieser Zufallsfund ging daher nicht in die Wertung ein.

Dass da gerade eine unbefugte Person gemütlich an ihm vorbei schlendert, scheint den Hannoveraner Roboter nicht sonderlich zu stören.

Dennoch waren die Teammitglieder ausgesprochen glücklich. Woran genau die vorigen Versuche gescheitert waren, konnten sie noch nicht sagen. Es war aber offensichtlich eine gute Entscheidung gewesen, die zuletzt vorgenommenen Software-Updates rückgängig zu machen. Als positives Zeichen wertet das Team auch die Beendigung eines ungeliebten Rituals: Bislang hatte sich bei den Elrob-Veranstaltungen jedes Mal ein Rad des Roboters gelöst. Dieses Mal ist er die ganze Zeit mit allen vier Rädern auf dem Boden geblieben.

Mit ihrem Ansatz, vollständig auf Autonomie zu setzen sind die Kaiserslauterer ebenfalls auf dem richtigen Weg. Alle Teams, die ihre Roboter über Funk steuerten, mussten weit vor dem Zielgebiet abbrechen oder umkehren.

Beim heutigen Szenario "Camp Security" waren die Bedingungen für ferngesteuerte Roboter etwas leichter, da das zu überwachende Gelände nicht so weit von den Kontrollstationen entfernt war. Die vielen Drahtkäfige des ehemaligen Zoos sorgten gleichwohl immer noch für reichlich Störungen.

Wer hierbei am besten abgeschnitten hat, muss die Datenauswertung zeigen, da dieses Szenario für die Zuschauer nur teilweise zu verfolgen war. Ziel war es, Personen mit umgehängten orangefarbenen Schildern, die zwischen den Käfigen herumliefen, zu erkennen und anzusprechen oder auf andere Weise deutlich zu machen, dass sie bemerkt worden waren. Beim Roboter des Teams der Universität Hannover, das heute wieder den Auftakt machte, war einmal zu sehen, wie er ohne erkennbare Reaktion an einer Zielperson vorbei fuhr. Auch sonst wirkte der Roboter nicht sehr motiviert. Da die Hannoveraner in den übrigen Szenarien konstant gute Leistungen gezeigt haben, werden sie diese Schlappe, sofern sie durch die Datenauswertung bestätigt wird, wohl verkraften können.

Das Team der Universität Würzburg startete mit zwei Robotern, die aber beide nicht weit kamen.

Das Team der Universität Versailles steuerte seinen einfachen, von einem reinen Studententeam gebauten Roboter weitgehend störungsfrei über das Gelände und konnte mindestens einen "Eindringling" stellen. Auch der Roboter Telemax der Firma Telerob war hier offensichtlich in seinem Element und konnte seine Beweglichkeit und Schnelligkeit voll ausspielen. Probleme hatten dagegen die Teams der Universität Würzburg und der University of Oulu, die ihre Fahrten jeweils abbrechen mussten.

Auch das Team der polnischen Start-up-Firma Robotics Inventions fühlte sich bei diesem Szenario nicht wirklich wohl. Der Roboter A-Bot fuhr recht langsam, offenbar war auch die Sensorik nicht darauf optimiert, Eindringlinge zu erkennen. Mehr Hoffnungen hatten die Polen auf das Transport-Szenario gelegt, das am Nachmittag des ersten Tages auf dem Programm stand. Hier führte jedoch eine Hardwareschwäche zum Abbruch: Eine Kette des Antriebs hatte sich gelöst, eine Panne, die sich in den folgenden Tagen wiederholen sollte. Außerdem gab es Probleme mit der Funkverbindung.

Der polnische A-Bot soll mal für weniger als 30.000 Euro an den Markt gehen.

Gleichwohl ist das Team begeistert von der Elrob. "Diese Veranstaltung macht uns sichtbar in Europa und bietet uns Zugang zum europäischen Markt", sagt Team- und Firmenchef Marek Sadowski. "Elrob kann darüber entscheiden, ob wir als Firma überleben oder nicht." Sadowski hat keine Scheu, mit ausgereiften Systemen wie dem Telemax zu konkurrieren. "Solche Roboter sind sehr gut, aber auch sehr teuer", sagt er. "Unser A-Bot dagegen wird weniger als 30.000 Euro kosten."

In Polen hat Sadowski einen Roboterwettbewerb ins Leben gerufen, über den er junge Leute nicht nur für die Robotik begeisterte, sondern auch zur Mitarbeit in seiner Firma gewann. Ende der 90er-Jahre hat er bei der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa an Weltraumrobotern gearbeitet, sagte sich dann aber, dass so etwas auch zu Hause möglich sein müsste. "Elrob", fasst er zusammen, "ist für mich Herausforderung, Vergnügen und Hoffnung."

Siehe zur Elrob 2009 auch:

(Hans-Arthur Marsiske) / (pmz)