Energieagentur IEA: China dominiert Solarmodul-Markt – droht eine Abhängigkeit?

China dominiert den Solarmodul-Markt. Der Anteil an Fertigungsstufen beträgt laut einem Bericht 80 Prozent. Auch in dieser Energie-Frage drohen Abhängigkeiten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 113 Kommentare lesen

Weite Teile der globalen Solarmodul-Produktion finden nicht mehr in Deutschland, Europa oder den USA statt, sondern in China.

(Bild: Conergy)

Lesezeit: 3 Min.

Die aufziehende Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs hat die Abhängigkeit Deutschlands von einzelnen Staaten mehr als deutlich gemacht – etwa in der Frage von Gaslieferungen aus Russland. In Bezug auf andere Energieformen zeigt sich aber eine weitere große Abhängigkeit von einem einzigen Land. Wie die Internationale Energieagentur (IEA) in einer Mitteilung hervorhebt, dominiert China den weltweiten Markt für Solarmodule.

Der Anteil Chinas an allen Fertigungsstufen der Produktion betrage inzwischen mehr als 80 Prozent, heißt es in dem Bericht der IEA. Das Land habe in den vergangenen zehn Jahren über 50 Milliarden Dollar (rund 48,6 Mrd. Euro) in Photovoltaik-Produktionskapazitäten investiert – etwa zehnmal so viel wie in Europa. Und eine weitere Zahl zur Verdeutlichung der "Machtverhältnisse": Die zehn führenden Lieferanten von PV-Produktionsanlagen sind in China beheimatet.

Über die vergangenen zehn Jahre hinweg habe sich die Produktion schrittweise aus Europa, Japan und den USA in die Volksrepublik verlagert. Die Entwicklung habe zweierlei bewirkt, führt die Agentur aus: Die Investitionen in China haben weltweit die Kosten für Solarstrom um 80 Prozent fallen lassen, aber auch hohe Abhängigkeiten geschaffen. "Das Ausmaß der geografischen Konzentration in globalen Lieferketten erzeugt potenzielle Herausforderungen, die die Regierungen angehen müssen", wie es IEA-Generalsekretär Fatih Birol in der Mitteilung der Energieagentur formuliert.

Auf Basis aktueller Investitionen sei davon auszugehen, dass China bei wichtigen Elementen der Solarzellen, insbesondere dem derzeit knappen Ausgangsmaterial Polysilikon, bald einen Marktanteil von 95 Prozent erreichen dürfte. Das ist eine schwierige Ausgangslage, wollen Deutschland und andere EU-Länder angesichts der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energie-Debatte nun doch mehr und schneller Solarmodule auf Gebäude bringen.

Der Bericht der IEA schlägt allerdings auch den Bogen zum globalen Kampf gegen den Klimawandel. Um die Ziele beim Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger zu erreichen, müsste die Produktionskapazität für Solarpaneele bis 2030 verdoppelt werden, rechnet die IEA vor. Das eröffne eine Chance, wenn andere Weltregionen massiv investieren und so die Lieferketten breiter aufstellen – etwa auch in Europa. Bis zu 120 Mrd. Dollar an Investitionen könnten bis 2030 in die Photovoltaik-Lieferketten fließen, die Zahl der Jobs könnte sich auf eine Million verdoppeln, schätzt die Agentur.

Der Bericht der IEA bewertet hinsichtlich der Produktion verschiedenste Parameter: etwa den zur Produktion nötigen Stromverbrauch, die dabei freigesetzten Emissionen oder aber Produktionskosten.

Mit Blick auf die Umweltbilanz stellt die IEA den PV-Modulen aus China ein positives Zeugnis aus. Zwar laufe die stromintensive Produktion noch in weiten Teilen auf Basis von Kohle-Strom. Dennoch müssten die Paneele nur vier bis acht Monate in Betrieb sein, um die Emissionen bei ihrer Produktion wieder einzusparen. Dabei seien sie in der Regel 25 bis 30 Jahre in Betrieb.

Den gesamten IEA-Report zur weltweiten Situation bei Solarmodulen gibt es auf der Seite der Energieagentur zum Nachlesen. Und wer sich für die Stromproduktion im Eigenbedarf und Selberbauen interessiert, findet hier unsere Anleitung zum Selber-Stromerzeugen.

(tkn)