Energiewende: Solarenergie wird globalen Strommix schon bald dominieren

Bereits umgesetzte Maßnahmen haben laut einer Studie dazu geführt, dass Solarenergie schon auf dem Weg ist, die Stromerzeugung bald weltweit zu dominieren.

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Techniker mit Hand auf Solarpanele

(Bild: GRAFstock/Shutterstock.com)

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Bei der globalen Energiewende könnte bereits ein Kipppunkt überschritten worden und Solarstrom auf dem Weg sein, bis zur Mitte des Jahrhunderts den globalen Energiemix zu dominieren. Das hat eine Forschungsgruppe um Femke Nijsse von der Universität Exeter in Großbritannien ermittelt, warnt aber vor möglichen Hindernissen. Ihrer Analyse zufolge wird Solarstrom Mitte des Jahrhunderts weltweit mehr als 50 Prozent der produzierten Elektrizität ausmachen, "auch ohne weitere politische Maßnahmen zur Unterstützung erneuerbarer Energien". Das liege daran, dass Elektrizität aus Photovoltaik im Vergleich zu den Alternativen günstiger und der Nachschub immer größer werde.

Schon jetzt ist Solarstrom der jetzt vorgestellten Studie zufolge in weiten Teilen Asiens, Europas, Afrikas sowie in Australien die günstigste Art der Stromgewinnung, 2027 wird sie das demnach überall außer in Grönland, Großbritannien und Skandinavien sein, noch einmal drei Jahre später dann ausschließlich in wenigen nordeuropäischen Staaten. Insgesamt wird der Anteil der erneuerbaren Energien am globalen Strommix demnach etwa in demselben Jahr 50 Prozent erreichen, 2040 dann schon fast 70 Prozent. Weil der Ausbau der Windenergieanlagen derweil aber nur deutlich langsamer steigen wird, erwartet die Forschungsgruppe keine völlige Abkehr von fossilen Energieträgern zur Stromerzeugung, auch 2060 würden demnach noch fast 25 Prozent darauf entfallen (inklusive der Atomenergie).

Staaten, in denen Solarenergie der billigste Strom ist in den Jahren 2020, 2023, 2027 und 2030

In der Arbeit, die jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature Communications veröffentlicht wurde, listet das Team aber auch eine Reihe von Hindernissen auf, die der Entwicklung noch im Weg stehen könnten. So müsste das Netz widerstandsfähig gemacht werden, um der Tagesabhängigkeit bei dieser Art der Stromerzeugung Rechnung zu tragen. Andernfalls müsste die ausbleibende Solarenergie nachts durch die Verbrennung fossiler Energieträger ersetzt werden. Wenn das nicht geschehe, bestehe die Gefahr, dass ein von Solarenergie dominierter Energiemix weltweit in eine Abhängigkeit von fossilen Energieträgern gezwungen wird.

Weiterhin warnen sie vor dem Ressourcenhunger der Solarbranche, die bei bestimmten Elementen bald für bis zu 90 Prozent der gesamten Nachfrage verantwortlich sein könnte. Zum Hindernis könnte demnach auch Widerstand aus den vom Aufstieg der Solarenergie betroffenen Industriebranchen werden. Ein schneller Wechsel zur Solarenergie könnte die Arbeitsplätze von mehr als 13 Millionen Menschen gefährden, die gegenwärtig in den betroffenen Branchen arbeiten. Die Politik könnte hier Vorkehrungen treffen und die Risiken für die Menschen verringern.

Die prognostizierte Entwicklung des Energiemixes

Außerdem müsste trotz der fallenden Preise sichergestellt werden, dass auch weniger finanzstarke Staaten Zugang zu ausreichend Photovoltaikanlagen haben, schreibt das Team. Denn anders als gemeinhin angenommen, würden für finanzschwache Nationen hartnäckige Hürden bestehen bleiben, auch wenn die Preise für Photovoltaik weiter fallen. Um die globale Dekarbonisierung voranzutreiben, sei es deshalb von anhaltender Wichtigkeit, dass Geld für die Anschaffung und Bereitstellung vorhanden ist. Insgesamt plädiert das Team anhand der Ergebnisse dafür, dass die Prioritäten bei der globalen Energiewende verschoben werden, um den rapiden Zuwachs der Solarenergie zu unterstützen.

(mho)