Erdbeben in Marokko: Weltraumschrott als Hindernis für wichtige Forschung

Nach Erdbeben wie jenem in Marokko können Satelliten aufzeigen, wo Hilfe am nötigsten ist. Eine solche Analyse wurde nun fast durch Weltraumschrott verhindert.

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Weltraumschrott im Erdorbit

(Bild: Frame Stock Footage/Shutterstock.com)

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Von Sentinel-1A gesammelte Daten

(Bild: Copernicus/ESA/Sentinel-1/Comet/USGS)

Als der Erdbeobachtungssatellit Sentinel-1A der ESA am Montag zum ersten Mal wieder über Marokko unterwegs war, wurden möglicherweise entscheidende Messungen des Katastrophengebiets fast durch Weltraumschrott verhindert oder zumindest erschwert. Das hat die Europäische Weltraumagentur jetzt mitgeteilt und damit eine weitere Gefahr durch die wachsende Menge an Satelliten sichtbar gemacht. Glücklicherweise sei wenige Stunden vor dem geplanten Ausweichmanöver Entwarnung gegeben worden und der Satellit habe die geplanten Vermessungen des Epizentrums unbeeinträchtigt vornehmen können. Die gesammelten Daten seien entscheidend für die Forschung und die Katastrophenhilfe.

Sentinel-1A ist der erste Satellit des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus der ESA. Mit einem Radar vermisst er millimetergenau und kontinuierlich die Erdoberfläche, um kleinste Umweltveränderungen, etwa infolge des abschmelzenden Gletschereises oder sich verändernder Landnutzung aufzuspüren. Nach Erdbeben wie jenem vom Wochenende in Marokko machen die Messdaten deutlich, wo sich die Erdoberfläche am stärksten gehoben oder abgesenkt hat und wo damit die größten Schäden aufgetreten sein dürften. Anhand solcher Daten können Katastrophenhelfer gezielter dorthin geschickt werden, wo ihre Arbeit am dringendsten benötigt wird.

Dass der Satellit fast in dem entscheidenden Moment Weltraumschrott hätte ausweichen müssen und die Forschungsarbeit dadurch beeinträchtigt worden wäre, unterstreicht einmal mehr die wachsende Problematik. Bislang geht es bei der Beschreibung der Gefahren durch Trümmer und inaktive Satelliten im Erdorbit vor allem um mögliche Kollisionen. Weil die mit immensen Geschwindigkeiten um die Erde rasen, könnten schon kleinste Teile andere Satelliten zerstören und dabei wiederum neue Trümmer erschaffen. Dadurch kann schlimmstenfalls eine Kettenreaktion ausgelöst werden, bei der komplette Bahnen im Erdorbit leer gefegt werden. Zuletzt waren solche Kollisionen mit womöglich katastrophalen Folgen mehrfach offenbar nur äußerst knapp ausgeblieben.

Bei dem schweren Erdbeben in Marokko sind jüngsten Zahlen zufolge mindestens 2900 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 5500 Verletzte wurden bisher gezählt. Soldaten und internationale Helfer dringen immer noch nur langsam zu den zerstörten und massiv betroffenen Dörfer im Atlasgebirge vor, berichtet die dpa. Im besonders schwer getroffenen Atlasgebirge südlich von Marrakesch wurden tausende Häuser zerstört, viele Familien sind jetzt obdachlos und müssen die bereits kalten Nächte im Freien verbringen. Die Daten von Sentinel-1A zeigen, dass die Erdoberfläche dem Satelliten dort teilweise bis zu 15 cm näher gekommen ist, schreibt die BBC.

(mho)