Erneute Spekulationen um Rückzug von Vodafone aus den USA

Der US-Carrier Verizon bietet bis zu 56 Milliarden US-Dollar für den Vodafone-Anteil am Gemeinschaftsunternehmen Verizon Wireless mit 53 Millionen Kunden, berichtet "The Observer".

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Der US-Telecom-Konzern Verizon will dem britischen Mobilfunk-Konzern Vodafone dessen Anteile am Gemeinschaftsunternehmen Verizion Wireless abkaufen. Dies berichtet der britische Observer mit Bezug auf nicht näher genannte Quellen. Demnach will Verizon bis zu 56 Milliarden US-Dollar (48 Milliarden US-Dollar für die Firmenanteile zuzüglich Schuldenübernahme) für die komplette Übernahme des US-Mobilfunkriesen aufwenden. Verizon Wireless hat 53 Millionen Kunden und erwirtschaftete im vergangenen Jahr mit knapp 60.000 Beschäftigten 32,3 Milliarden US-Dollar Umsatz.

Der Deal werde "eher früher als später" abgeschlossen, heißt es in dem Bericht weiter – ein möglicher Termin für die Bekanntgabe sei Ende Mai. Bereits im vergangenen Monat waren Spekulationen über einen Rückzug von Vodafone aus dem US-Markt laut geworden. Vodafone ist mit einem Anteil von 45 Prozent Minderheitsgesellschafter des 1999 gegründeten Joint-Venture Verizon Wireless. Eine Folge der Minderheitsposition ist, dass die Marke Vodafone vom US-Carrier kaum verwendet wird, während der britische Mobilfunker seine übrigen Landesgesellschaften und Beteiligungen konsequent auf das Vodafone-Branding getrimmt hatte.

Mit dem im März besiegelten Rückzug aus Japan läuteten die Briten eine Neuausrichtung des Konzerns, der eine neue Struktur erhält, ein. Nachdem Vodafone – unter anderem mit der spektakulären Übernahme von Mannesmann – sich als weltweit agierendes, reinrassiges Mobilfunkunternehmen positioniert hatte, geriet der einstige Börsenliebling in Turbulenzen – mit Abschreibungen in Milliardenhöhe haben die Briten den Einstieg in den deutschen Mobilfunkmarkt teuer erkauft. In der Presse wurde jüngst gar über eine Zerschlagung von Vodafone spekuliert.

Mit der Verschmelzung von Telefonica und O2 ist Vodafone in Europa ein mächtiger Konkurrent erwachsen, der seine deutsche Tochter zu einem integrierten Mobilfunk- und DSL-Anbieter ausbauen will und damit das derzeit in der Brache hoch gehandelte Triple Play, dem Angebot von Internet-, TV- und Telefonie aus einer Hand, zum "Quadruple Play" erweitern könnte. Mit Konvergenzprodukten wie dem Zuhause-Tarif oder einem GSM-Tischtelefon trägt auch Vodafone dem Trend zum Triple Play Rechnung. Auch die Festnetztochter Arcor, die im Zuge der Mannesmann-Übernahme eher nebenbei im Vodafone-Konzern gelandet war und lange als Verkaufsobjekt galt, könnte eine größere Bedeutung erlangen. In der Branche wird über einen Ausbau des Festnetzangebotes von Vodafone spekuliert. (ssu)