Erst BackupHDDVD, nun BackupBluRay

Nachdem am Wochenende bereits Meldungen die Runde machten, dass sich auch Blu-ray Discs entschlüsseln lassen, hat der Autor von BackupHDDVD auch eine Software zum Entschlüsseln von Blu-ray Discs veröffentlicht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 197 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Volker Zota

Bereits am Wochenende verkündete "muslix64" im Doom9-Forum, er habe aus einem Speicherabbild die zum Entschlüsseln des Inhalts von Blu-ray Discs benötigten Keys ausgelesen. Inzwischen veröffentlichte er die Java-Software BackupBluRay, die – wie zuvor BackupHDDVD für die HD DVD – tatsächlich den AACS-Kopierschutz der Discs entschlüsselt. Damit wäre auch das zweite HD-Format, das um die Nachfolge der DVD konkurriert, kopierbar.

Glaubt man muslix64, besitzt er selbst keinerlei Blu-ray-Equipment. Das Studium der Spezifikation und ein Blick in ein ihm zugespieltes Speicherabbild der BD-Version von WinDVD 8 reichte angeblich aus, um an den Volume Unique Key und CPS Unit Key (Content Protection System; quasi das Pendant zum Title Key bei der HD DVD) des Streifens "Lord of War" zu gelangen. Bereits die HD-DVD-Version der Intervideo-Abspielsoftware war sorglos mit den Schlüsseln umgegangen, sodass zu befürchten war, dass auch die Blu-ray-Variante nicht besser programmiert wurde. Peinlich ist jedoch, dass die bis dato veröffentlichten Versionen offenbar jeweils nur einen CPS Unit Key verwenden. Daher benötigt BackupBluRay momentan nur einen einzigen Key, um einen kompletten Film zu dechiffrieren. Das zum besseren Schutz der Blu-ray-Inhalte von der BDA spezifizierte Verschlüsselungsverfahren BD+ wird ebenso wie die als physikalischer Schutz vorgesehene ROM Mark überhaupt nicht eingesetzt. Nachdem Volume und CPS Keys für einige Filme im Internet veröffentlicht wurden, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch erste Blu-ray-Filme in Tauschbörsen auftauchen.

Edward W. Felten, Professor an der Fakultät für Computer Science an der Universität Princeton und unter anderem durch den SDMI-Hack bekannt geworden, äußert sich auf der Webseite Freedom to Tinker zu dem Thema und spekuliert über den Gewinner des von muslix64 initiierten neuerlichen Katz-und-Maus-Spiels. Felten prophezeit AACS eine ähnlich finstere Zukunft wie dem DVD-Kopierschutz CSS. Intervideo übernehme dabei die Rolle der Xing Labs, muslix64 die von Jon Lech Johansen ("DVD Jon").

Noch haben die HD-DVD- und Blu-ray-Verfechter allerdings einige Trümpfe in der Hand, um das drohende Debakel abzuwenden: Man könnte bei zukünftigen Discs mehr von den bei AACS vorgesehenen Funktionen verwenden, um muslix64 & Co. das Vorgehen zu erschweren. Ein wohl notwendiger Schritt bestünde darin, den Software-Playern für Windows XP das Abspielen der neuen Discs zu untersagen und dafür zu sorgen, dass Keys unter Vista nur in geschützten Speicherbereichen liegen dürfen.

Das auf AES-Verschlüsselung aufbauende AACS selbst wurde bisher nicht geknackt. Momentan stellt sich die Situation allerdings so dar, dass AACS den Inhalt zwar mit (quasi) unknackbaren Schlössern schützt, unter der Türmatte aber der passende Schlüssel liegt. (vza)