Europäischer Polizeikongress: Die EM wirft ihre Schatten voraus

Weil eine Großveranstaltung wie die EM auch eine Herausforderung für die Sicherheitskräfte ist, ist der Turnierchef Gast des Europäischen Polizeikongresses. 

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Warb auf dem Polizeikongress für europäische Werte: EM-Turnierchef Philipp Lahm​

Warb auf dem Polizeikongress für europäische Werte: EM-Turnierchef Philipp Lahm

(Bild: heise online/Borchers)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Mit einer sehr engagierten Rede hat ein Fußballer den etwas schläfrigen 27. Europäischen Polizeikongress in Berlin gedreht. Philipp Lahm, ehemals Verteidiger und Kapitän der Nationalmannschaft, nun Turnierdirektor der Uefa Europameisterschaft 2024, beschwor die Werte eines freien Europas, das "weltoffen, tolerant und demokratiefördernd" seine Werte verteidigen muss. Er bekam stehenden Beifall.

Jahr für Jahr verhandelt der vom Behördenspiegel veranstaltete "Europäische Polizeikongress" in Berlin die aktuelle Sicherheitslage aus der Sicht der Polizei. So auch 2024, wo man wieder einmal umgezogen ist, und zwar in den erheblich größeren "City Cube" der Messe Berlin.

Vor Lahms Auftritt hatten sich in der traditionellen "Runde der Innenminister" unter anderem mit der Frage herumgeschlagen, wie man mit kiffenden Polizisten umgehen soll. Alles Privatsache, wie eben der Alkohol, den die Fans zur EM 2024 wieder in Strömen fließen lassen dürften.

Heuer hat sich die aktuelle Situation enorm geändert im Vergleich zum "Sommermärchen", als man sich in Deutschland mit dem Slogan "Die Welt zu Gast bei Freunden" präsentierte und die Gewerkschaft der Polizei mit dem Behördenspiegel unter dem Motto "Sicherheit bei Freunden" konferierte.

Die Bedrohungen sind nicht mehr die Hooligans, wie der brandenburgische Innenminister Michael Stübgen (CDU) als Vorsitzender der ständigen Kommission der Innenministerkonferenz (IMK) zur Eröffnung des Kongresses betonte. Die habe man längst "gut im Griff". Der Nahostkonflikt und der islamische Terrorismus stehen an erster Stelle, auch der Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine muss bei den zehn Stadien in zehn Bundesländern im Sicherheitskonzept mit gedacht werden.

Wie im Jahre 2006 wird in Neuss das "International Police Corporation Center" das EM-Geschehen von 700 internationalen Verbindungsbeamten überwacht und ein tägliches Bild der Sicherheitslage erstellt, erklärte der nordrhein-westfälische Polizeidirektor Dirk Hulverscheidt.

Turnierdirektor Philipp Lahm war 2006 als Fußballer auf dem Platz. Damals sei er sehr aufgeregt gewesen und erlebte, wie sich mit dem Fußball als Katalysator etwas Größeres entwickelte, als sich Deutschland weltoffen präsentierte, erzählte Lahm. Diese Chance biete die Europameisterschaft nun Europa als Raum der Reisefreiheit und Meinungsfreiheit.

"Es ist die Aufgabe jeder Generation, Europas Werte hochzuhalten", sagte Lahm. "Wir müssen aus der Mitte der Gesellschaft auf die Straße gehen und mit dem Sport zeigen, dass Europa seine Werte lebt." Auf diese Weise werde das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in den Staatenbund, für Frieden, Freiheit und Demokratie gefestigt, erklärte Lahm unter großem Beifall.

(vbr)