Europawahl: Wie Google und andere Desinformation bekämpfen wollen

Es ist Superwahljahr und Google und Youtube versprechen, alles zu tun, damit es keine Manipulationsversuche gibt. Aber wie?

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Eine Gebäude mit Google-Schriftzug

(Bild: achinthamb/Shutterstock.com)

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Bis zu 400 Millionen Bürger können im kommenden Juni über das Europäische Parlament abstimmen. Um eine informierte Entscheidung zu treffen, bedarf es zuverlässiger Informationen. Google und Youtube wollen dabei helfen, dass Bürger gut informiert sind. Wie die Integrität der Wahlen gesichert werden kann, ist Thema bei allen großen Plattformanbietern. Sie alle haben offensichtlich Sorge, verantwortlich gemacht zu werden.

Gemeinsam mit Partnerorganisationen hat Google ein Treffen in Brüssel organisiert – den Gipfel "Fighting Misinformation Online". Zu den Partnern gehören das Europäische Hochschulinstitut und die Calouste Gulbenkian Foundation, die gemeinsam den Europäischen Medien- und Informationsfonds unterstützen. Eingeladen sind Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Industrie und Zivilgesellschaft. Sie wollen diskutieren, wie sie zusammenarbeiten können, um Missbrauch und das Eingreifen in die Wahlen zu verhindern. Auf der einen Seite, indem Google und Youtube selbst auf den eigenen Plattformen Tools einsetzen, die Missbrauch entdecken. Auf der anderen Seite will man die Medienkompetenz der Menschen stärken und Desinformation grundsätzlich bekämpfen.

Google und YouTube fördern das European Fact-Checking Standards Network (EFCSN) mit 1,5 Millionen Euro beim Start von Elections24Check, einem Netzwerk, das Fakten rund um die Wahl im Blick behalten soll. Diese Initiative besteht aus einer Koalition von mehr als 40 Nachrichten- und Fact-Checking-Organisationen aus ganz Europa. Elections24Check will eine umfassende Datenbank mit wahlbezogenen Desinformationen, Behauptungen und Narrativen erstellen. Zudem bekommen die Faktenchecker Zugang zu einem neuen Tool, das nach Bildern suchen kann – was laut Googles Blogbeitrag zum Gipfel "angesichts der zunehmenden Zahl von Bildern, die mit generativer KI erstellt wurden, immer wichtiger wird." Zudem bietet die Organisation Schulungen an, wie man den Kontext und die Historie eines Bildes erkennen kann.

Im Rahmen des Prebunking, also des Eingreifens im Vorhinein, soll es eine Kampagne für eine bessere Medienkompetenz geben. Zu den Inhalten gehören Informationen über Techniken, wie Desinformationen verbreitet oder um beispielsweise jemand zum "Sündenbock" gemacht wird, sogenanntes Scapegoating.

Die Nachrichtenagentur AFP will vor den Europawahlen im Juni Ressourcen für Journalisten bereitstellen, um das Bewusstsein für Desinformation und Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung zu schärfen. Dazu gehören kurze Videos in mindestens acht europäischen Sprachen und ein dreiteiliger Online-Kurs in Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch. Die AFP-Schulungsprogramme, Kurse und Videos werden von der Google News Initiative unterstützt.

In einigen Mitgliedsstaaten dürfen erstmals 16-Jährige wählen. Der belgische Thinktank ThinkYoung bekommt von Google 1 Million US-Dollar, um Hackathons in Europa zu finanzieren. Bei diesen sollen die besonders jungen Wählerinnen und Wähler Möglichkeiten finden können, wie Desinformationen bekämpft werden können.

Google startet einen Google Trends Wahl-Hub extra für die Wahlen zum Europäischen Parlament mit EU-weiten Suchtrends sowie Daten auf Länderebene für Deutschland, Frankreich, Polen und Spanien. Der Hub bietet Infografiken in Echtzeit, die einen Überblick darüber geben, wie sich das Suchinteresse nach Parteien, Kandidaten und politischen Themen entwickelt. In den kommenden Wochen wird zudem ein Google Trends-Newsletter zu den Wahlen herausgegeben, der eine EU-weite Analyse der Suchtrends enthält.

Alle Informationen können freilich auch von Betrügern genutzt werden, um Falschinformationen in genau diesen Bereichen zu lancieren.

Auch Meta und Tiktok haben sich bereits dazu geäußert, wie sie die Integrität der Wahlen sicherstellen wollen. Dabei geht es dem Mutterkonzern von Facebook, Threads und Instagram vor allem darum, Wahleinmischung und Wählerbetrug auf seinen Plattformen zu verhindern. Eine besondere Rolle komme dabei Künstlicher Intelligenz zu, erläutert Marco Pancini, der bei Meta für EU-Angelegenheiten zuständig ist. KI-Inhalte werden als solche gekennzeichnet, politische Werbung muss ebenfalls grundsätzlich erkennbar sein und Werbetreibende müssen offenlegen, ob sie KI-bearbeitetes Material genutzt haben.

Tiktok will eine eigene Leitstelle einrichten und für Falschinformationen weiterhin die Reichweite einschränken. Politiker oder Parteien dürfen außerdem weder Werbung schalten noch Geld verdienen oder Fehlinformationen verbreiten und damit "den zivilgesellschaftlichen Prozess untergraben oder gefährlichen Schaden anrichten".

Solche Maßnahmen hat freilich auch Google in petto. In der Google Suche gibt es Informationen zur Wahl, sobald man beispielsweise fragt, "Wie wird gewählt?". Dafür arbeitet Google mit den 27 Mitgliedsstaaten direkt zusammen. Auch Youtube zeigt prominent Wahlinformationen an. Wahlwerbung muss transparent gekennzeichnet werden, es gibt einen Transparenzbericht zu politischen Anzeigen. Zudem regeln beispielsweise die Community-Richtlinien bei Youtube, dass nachweislich falsche Behauptungen nicht erlaubt sind. KI-Modelle helfen dabei, Desinformationen und versuchte Manipulationen aufzuspüren.

(emw)