Evernote entlässt fast alle Mitarbeiter

Das italienische Unternehmen Bending Spoons, seit einigen Monaten Besitzer des Notiztools Evernote, entlässt einen Großteil der US-Belegschaft.

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(Bild: Evernote)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Stefan Wischner

Vor wenigen Tagen erhielten die Mitarbeiter von Evernote ihre Kündigung. Ende 2022 wurde dessen Übernahme durch Bending Spoons angekündigt, die Anfang dieses Jahres abgeschlossen wurde.

Francesco Patarnello, CEO des italienischen Unternehmens, begründete den Schritt in einem Blogpost mit einem Transfer aller Evernote-Aktivitäten nach Europa, um "die operationale Effizienz zu steigern". Den entlassenen Mitarbeitern der Büros in den USA und in Chile würde ein großzügiges Abfindungspaket angeboten, das unter anderem vier Monate Lohnfortzahlung und eine bis zu einjährige Verlängerung der Krankenversicherung enthält.

Das ist der zweite große Schritt, den Bending Spoons seit der Übernahme macht. Vor kurzem kündigte das Unternehmen eine signifikante Anhebung der Abopreise an. Neue Nutzer zahlen ab sofort rund 100 Euro pro Jahr für die Personal-Version und 130 Euro für das etwas umfangreichere Evernote Professional. Für Bestandskunden gelten die höheren Preise zum Ende des laufenden Abonnements.

Evernote, das 2008 erschien und gemeinhin als Begründer einer ganzen Programmkategorie gesehen wird – obwohl es beispielsweise Microsoft OneNote schon länger gibt –, hatte im Laufe der Zeit immer wieder mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Zu Finanzierungsproblemen, mehrfachen Führungs- und Personalwechseln und einer wachsenden Konkurrenz durch Mitbewerber wie Notion, Joplin und Obsidian kam der steigende Unmut der Nutzerschaft. Preiserhöhungen, die Streichung günstigerer Abostufen, deutliche Einschränkungen der kostenlosen Evernote-Version und vor allem die komplette Neuentwicklung der Clients für alle Plattformen auf Electron-Basis mit der Version 10 bescherten dem einst sehr populären Tool zumeist negative Schlagzeilen.

Welche Auswirkungen der Umzug des Unternehmens mit nahezu vollständigem Personalaustausch auf die Nutzer und die Entwicklung von Evernote haben wird, ist noch nicht absehbar. Patarnello versichert, dass das Unternehmen mit seinen eigenen gut 400 Mitarbeitern, von denen einige seit der Übernahme in Vollzeit am Notizprogramm arbeiten, die Entwicklung weiter vorantreiben wird.

(swi)