Fachkräfte: Regierung will Frauen, Ältere und Einwanderer mobilisieren

Die Bundesregierung hat sich auf eine neue Fachkräftestrategie verständigt. Sie will damit mehr IT-Experten im In- und Ausland gewinnen.

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(Bild: Atelier211/Shutterstock.com)

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Die Bundesregierung hat am Mittwoch eine neue Fachkräftestrategie beschlossen. "Fachkräftesicherung ist Wohlstandssicherung", betonte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) die damit verknüpften dringlichen Aufgaben. "Wir brauchen jeden klugen Kopf und jede helfende Hand, um wirtschaftlich stark zu bleiben."

Schon heute fehlen nach Regierungsangaben in vielen Regionen und Branchen gut ausgebildete Experten "für mehr Klimaschutz, für die Gestaltung des digitalen und des demografischen Wandels". Laut aktuellen Prognosen seien 2026 etwa 240.000 Arbeitsplätze mehr zu besetzen, als Arbeitskräfte verfügbar sein werden. Für viele Betriebe sei die Suche nach Fachkräften schon heute eine existenzielle Frage. Dieser Trend werde sich in den kommenden Jahren verstärkt fortsetzen.

Die Regierung zielt mit ihrer im September angekündigten und jetzt veröffentlichten Strategie darauf ab, noch mehr Fachkräfte im In- und Ausland zu gewinnen. Dabei sieht der Bund etwa bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen "noch viel Potenzial – insbesondere bei Müttern". Diese arbeiteten aktuell häufig in Teilzeit.

Ältere Fachkräfte sollen länger im Beruf gehalten werden. Die Bundesregierung fordert dazu eine "mitarbeiterorientierte Arbeitskultur und Angebote für einen flexiblen Übergang in den Ruhestand". Ferner will die Regierung die "Flexi-Rente" durch bessere Beratung bekannter machen. Mit dem entsprechenden Gesetz ist der Renteneintritt vor allem durch die Einführung eines stufenlosen Teilruhegehalts für Frührentner und einer Hinzuverdienstgrenze flexibler geworden.

Zudem setzt die Regierung weiter auf die Einwanderung ausländischer Fachkräfte. Dazu sollen Verwaltungsverfahren und die Anerkennung von Berufsabschlüssen vereinfacht werden. Aber auch der unkomplizierte Mit- und Nachzug von Familien und deren Integration in Gesellschaft, Ausbildung und Arbeitsmarkt gehören dazu. Weiterhin sollen in den Herkunftsländern Beratungsangebote und Sprachkurse für Interessenten ausgebaut werden. Heil kündigte an, dass die Ampel-Koalition dazu im Herbst "Eckpunkte für ein modernes Einwanderungsgesetz vorlegen" werde.

Die duale Berufsausbildung bleibt der Bundesregierung zufolge grundlegend für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen. Von großer Bedeutung seien dabei moderne und attraktive Angebote sowie eine frühzeitige und umfassende Berufsorientierung. Die Regierung will ferner Angebote für Weiterbildung ohne Altersbegrenzung für alle, etwa durch ein "Qualifizierungsgeld" leichter zugänglich machen.

Die Fachkräftelücke sei eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, beton die Bundesregierung. Diese zu meistern, könne nur gelingen, wenn alle Akteure des Arbeitsmarktes ihre Beiträge dazu leisteten. "Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen", mahnte der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck (Grüne). Dies gelte "sowohl für die Potenziale, die wir inländisch haben, aber wir brauchen vor allem auch mehr Offenheit für ausländische Fachkräfte".

Bernhard Rohleder, Geschäftsführer des IT-Verbands Bitkom, bezeichnete die Strategie als überfällig. Der Fachkräftemangel sei "eine der größten Bedrohungen für Wachstum, gesellschaftlichen Zusammenhalt und Zukunftsfähigkeit unseres Landes". So fehlten allein 96.000 IT-Experten, um die Digitalisierung von Unternehmen, Verwaltung und Gesellschaft voranzubringen. Nun gilt es laut Rohleder, "schnell in die Umsetzung zu kommen".

(vbr)