Feuer in Rechenzentrum legt Hoster und deren Kunden lahm

Ein Feuer in einem französischen Rechenzentrum hatte tagelange Ausfälle bei Hostern und deren Kunden zufolge. Plusserver hat drastische Maßnahmen ergriffen.​

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Server-Racks in einem Rechenzentrum.

Server-Racks in einem Rechenzentrum. Es handelt sich nicht um das Datadock.

(Bild: Sashkin/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Ein Brand in einem französischen Rechenzentrum hat in den vergangenen Tagen zu Ausfällen bei deutschen Hostern sowie deren Kunden geführt. Bei den Hosting-Anbietern Plusserver und Server4You ging seit dem vergangenen Donnerstag nicht mehr viel. Auch dort gehostete Dienste wurden in Mitleidenschaft gezogen. Auslöser war ein Feuer in einem Rechenzentrum des US-Riesen Godaddy im französischen Straßburg.

Am Morgen des vergangenen Donnerstags sei in einem Rechenzentrum ein kleines Feuer in dem Raum ausgebrochen, der Batterien für die Notstromversorgung beherbergt, erklärte ein Godaddy-Sprecher gegenüber heise online. Das Feuer sei schnell gelöscht worden und der Schaden halte sich in Grenzen. "Doch um die Sicherheit aller zu gewährleisten und weiteren Schaden zu vermeiden, wurde die Stromzufuhr für einen Teil der Server in der Anlage unterbrochen."

Damit gingen bei zahlreichen Servern in dem Rechenzentrum, darunter welche von Plusserver und Server4You, die Lichter aus. Offenbar musste die Stromzufuhr unterbrochen werden, weil nach dem Brand im Batterieraum auch Wasser im Spiel war – zumindest legen das Aussagen des Supports von Godaddy und Server4You nahe. Godaddy spricht offiziell jedoch nicht von einem Wasserschaden.

Für wie viele Einheiten der Strom unterbrochen wurde, will Godaddy ebenfalls nicht verraten und verweist auf die betroffenen Partner. Doch auch Plusserver will auf Anfrage keine Zahlen nennen, bestätigt aber den Ausfall im Rechenzentrum. Server4You verwies telefonisch auf eine generische E-Mail-Adresse, hat eine dorthin gerichtete Anfrage aber bisher nicht beantwortet.

Plusserver hat am Freitag entschieden, seine Server aus dem Rechenzentrum in Straßburg nach Köln umzuziehen. Während der vergangenen Tage wurde die Hardware mit Lastwagen nach Köln transportiert und dort wieder angeschlossen. "Nach dem Umzug von tausenden Einzelkomponenten in unser Plusserver-Datacenter in Köln konnten wir die Inbetriebnahme von 95 Prozent der IT-Systeme bereits am Sonntagabend abschließen", erklärte eine Plusserver-Sprecherin. "Die restlichen fünf Prozent wurden am Montag live genommen."

Bei Server4You sind unterdessen zahlreiche Server weiterhin offline. Derzeit werde im Rechenzentrum die Wiederherstellung der Stromversorgung vorbereitet, meldet der Support. Die Wiederherstellung könne "in den nächsten Stunden beginnen" und dürfte dann noch "einige Stunden in Anspruch nehmen".

Von dem Vorfall im Rechenzentrum sind auch weitere Dienste betroffen, die dort gehostet waren. So hat etwa das Kollaborationstool Conceptboard nach einem Ausfall seinen Dienst auf eine neue Domain umgezogen. Als Ursache wird ein "Brand mit anschließender unterbrochener Stromversorgung und Wasserschäden im Rechenzentrum" eines Providers angegeben. Inzwischen hat Conceptboard bestätigt, dass der Ausfall mit dem Vorfall in Straßburg zusammenhängt.

Die Geschichte von Plusserver, Server4You und Godaddy ist eng miteinander geknüpft. Plusserver und Server4You waren ursprünglich Marken der Intergenia AG in Hürth, die 2010 das Rechenzentrum "DataDock" in Straßburg eröffnete. Nach dem Einstieg eines Investors wurde Intergenia 2014 von Host Europe geschluckt. Der neue Eigner zog die Server größtenteils nach Straßburg um. 2016 hat Godaddy die Host Europe Group samt DataDock übernommen.

2017 hat Godaddy Plusserver wieder verkauft. Das Management um Intergenia-Mitgründer Thomas Strohe und ein Investor übernahmen das Unternehmen, das auf Managed Hosting und Cloud spezialisiert ist. Auch Server4You ist inzwischen wieder unabhängig von Godaddy. 2023 haben sich die Amerikaner ebenfalls von den deutschen Töchtern Server4You und Velia getrennt. Server4You hat seine Hardware aber weiterhin in dem Rechenzentrum in Straßburg stehen.

Ein anderes Straßburger Rechenzentrum hat in der Vergangenheit weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Im März 2021 war ein Rechenzentrum des französischen Hosters OVH Cloud durch ein Feuer komplett zerstört und ein weiteres beschädigt worden. Das Unternehmen hat am selben Standort anderthalb Jahre später ein neues Rechenzentrum eröffnet, das besser gegen Feuer gesichert sein soll. Das aktuell betroffene Rechenzentrum von Godaddy hat mit dem von OVH nichts zu tun, betonte der Godaddy-Sprecher.

Update

Bestätigung von Conceptboard ergänzt.

(vbr)