Flatrate von T-Online in Gefahr

Telekom-Chef Ron Sommer erwägt in Reaktion auf die Entscheidung der Regulierungsbehörde eine Abschaffung der 79-Marks-Flatrate von T-Online.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 506 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christian Rabanus

Der Chef der Deutschen Telekom, Ron Sommer, erwägt eine Abschaffung der 79-Mark-Flatrate, die derzeit T-Online anbietet. Zu diesem Schritt sehe er sich gezwungen, wenn er aufgrund dieser Flatrate seinen Konkurrenten eine Großhandelsflatrate anbieten müsse, sagte Sommer in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er betonte, dass die Flatrate von T-Online nicht als "Angebot auf Dauer für die Masse der Kunden" gedacht sei. Vielmehr wolle man mit ihr neue Kunden gewinnen, die man dann zur Nutzung von DSL bewegen wolle. "Diese Technik bauen wir aus wie niemand sonst auf der Welt. Ende des Jahres sind 60 Prozent Deutschlands versorgt, Ende nächsten Jahres über 90 Prozent", prognostizierte Sommer.

Branchenexperten sehen den von Sommer behaupteten Zusammenhang in der Flatrate-Entscheidung der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (RegTP) allerdings nicht. Vielmehr sei die Entscheidung, die Telekom zum Angebot einer Großhandelsflatrate zu zwingen, unabhängig von dem Pauschal-Angebot der Telekom-Tochter T-Online. Auch wenn dieses eingestellt werden sollte, seien die Gründe, die Telekom zum Angebot einer Großhandelsflatrate zu zwingen, nicht hinfällig.

In Reaktion auf das Interview von Sommer betonte Uwe Heddendorp, Geschäftsführer von AOL Deutschland, dass die Entscheidung der Regulierungsbehörde den Verbrauchern nutzen werde. Er zeigte sich zuversichtlich, dass auch der rosa Riese erkennen werde, "wie positiv diese Entscheidung für die Konsumenten, den Technologie-Standort Deutschland, die Verbreitung des Internets und letztlich auch für die Deutsche Telekom selbst ist". Heddendorp ist nicht so zuversichtlich wie Sommer, dass ein breitbandigen DSL-Angebot schnell flächendeckend zur Verfügung stehen werde. Er forderte die Telekom auf, zusammen mit den anderen Internet-Anbietern in Deutschland an einer konstruktiven Umsetzung der Flatrate-Entscheidung zu arbeiten.

Stephan Brozio, Sprecher der Telekom, bestätigte heise online, dass man die Möglichkeiten für das Angebot einer Großhandelsflatrate prüfe. Man sei auch nicht prinzipiell gegen ein solches Angebot, es müsse nur für beide Seiten, also für die Telekom als Anbieter und die Internet-Unternehmen als Kunden, wirtschaftlich sinnvoll sein. Auf den ersten Blick erscheine nach dem Bescheid der RegTP auch eine volumenorientierte Pauschale möglich. Man müsse aber die Entscheidung noch genau daraufhin prüfen, ob nicht doch in ihr bestimmte Vorgaben für ein Angebot präjudiziert seien, meinte Brozio.

Allerdings prüfe man auch, ob man gegen die Entscheidung juristisch vorgehen werde, führte der Telekom-Sprecher weiter aus. Insbesondere habe man noch Klärungsbedarf bezüglich der Frage, wie die Regulierungsbehörde im Ausgang von einem Ex-Post-Verfahren zum Minutenpreis die Etablierung eines neuen Angebots, nämlich der Großhandelsflatrate, verlangen könne, sagte Broszio. Man gehe nun der Frage nach, ob dieses Vorgehen mit dem Telekommunikationsgesetz (TKG) zu vereinbaren sei.

Brozio bestätigte, dass auch die T-Online-Flatrate zur Disposition stehe. Bevor man aufgrund einer intensiven Nutzung dieses Angebots zum Pauschalpreis mit massiver Investitionen den Ausbau der Schmalband-Technik vorantreiben und den Preis für die Flatrate anheben müsse, werde man sie einstellen – zumal man die Schmalband-Flatrate sowieso von Anfang an nur als Übergangsangebot bis zur flächendeckenden Verfügbarkeit von Breitband-Verbindungen angesehen habe. (chr)