Formnext 2023: Neben Metall und Zahnmedizin auch futuristische Bekleidung

Seite 2: Industrie

Inhaltsverzeichnis

Für Metall-3D-Druck gibt es viele verschiedene Verfahren. Das Unternehmen One Click Metal verwendet eins davon in ihrem Drucker: LPBF, was für "laser powder bed fusion" steht. Die Ausgründung von Trumpf zeigte auf der Messe den eigenen Drucker und ein Gerät zum Reinigen und Sieben des Metallpulvers. Bei dem gewählten Druckverfahren fährt ein Laser mit 200 W Laserleistung bepulverte Stellen ab und schmilzt das Material mit einer Schichthöhe von 20 bis 80 μm auf. Im Anschluss muss das überschüssige Pulver entfernt werden. One Click Metal positioniert sich im günstigeren Segment mit einem fünfstelligen Preis, um viele Kunden anzusprechen.

Ausstellungsstücke am Stand von One Click Metal (2 Bilder)

Größerer Druck mit Stützstrukturen
(Bild: c't/stri​)

Cromatic 3D Materials, ein Unternehmen aus den USA, präsentierte ein bedrucktes Kleidungsstück. Dafür hat Cromatic mit der niederländischen Designerin Anouk Wipprecht zusammengearbeitet. Aus der Kooperation entstand ein Kleid, das auf Annäherung an Sensoren am Kragen mit LED-Blinken reagiert.

Zum Bedrucken ist ChromaFlow 70 zur Anwendung gekommen, Cromatics Material mit einer Flexibilität von 70 A auf der Shore-Skala, das für Dichtungen und Einlagen geeignet ist. Es ist biegsam, dehnbar und hitzebeständig. Wipprecht hat so 75 flexible, 3D-gedruckte LED-Kuppeln ohne Klebstoff oder Nähte auf dem Stoff des Kleides befestigt. Durch die Art der Bindung, die das Polyurethanharz eingeht – eine Art 3D-Druck durch Abscheidung, bei der eine chemische Reaktion stattfindet – kann es sich mit fast jedem Stoff verbinden, zum Beispiel mit Baumwolle, Nylon oder Spandex.

An Chromatics Stand ist das Kleid aus der Kooperation mit der Designerin Anouk Wipprecht besonders auffällig: Es bringt LEDs durch Abstandssensoren zum blinken.

(Bild: Chromatic 3D Materials)

Stratasis stellt auch Druck auf Textil vor, allerdings ohne Elektronik-Anteil: Ihr J850 TechStyle PolyJet druckt auch viele Textilien mit ihrem semi-flexiblen VeroEco Lex-Material. Laut Stratasys ist es in 600.000 Farbtönen, matt und glänzend verfügbar.

Stratasis Textildrucke (2 Bilder)

Die Drucktechnik kann auf vielen verschiedenen Stoffen zum EInsatz kommen.
(Bild: c't/stri​)

Ungewöhnlich auf der Messe war 3D-Druck mit Glas der australischen Firma Maple Glass Printing. Von einer nahegelegenen Glaswerkstatt beziehen sie Glasabfall und drucken so mit recyceltem Material. Neben dem klassischen durchsichtigen Glas mischen sie auch Farbe bei, um bunte Objekte zu erhalten. Maple Glass Printing arbeitet unter anderem mit Künstlern und Architekten zusammen. Hauptsächlich verkaufen sie allerdings die eigenen Drucker. Als Slicer verwenden sie unter anderem den Prusa Slicer.

Messestand Maple Glass Printing (2 Bilder)

Maple Glass Printing zeigt unterschiedlich große und unterschiedlich feine Drucke.
(Bild: c't/stri​)

Mit dem Plugin für die Zeichen-Software Rhino können Nutzer Strukturen erzeugen, sogenannte minimale Oberflächen mit adaptiver Dichte, oder auch Hohlräume in Objekten. So wird weniger Material eingebracht, mit dem Ziel einer effizienten Spannungsverteilung. Die Faktoren rings herum können Nutzer kontrollieren und so verschiedene Dichte, Wandstärke, Oberflächenneigung und Verläufe einstellen. Gerechnet wird in der Cloud. Die Technik richtet sich an Designer von orthopädischen Schuhen bis hin zur Luft- und Raumfahrttechnik. Wer damit experimentieren möchte, hat jetzt eine gute Gelegenheit dazu: Spherene hat vor Kurzem eine öffentliche Beta herausgebracht, sie ist aktuell noch kostenlos.

Beispiele für Strukturen, die mit dem Rhino-Plugin Spherene entstanden sind.

(Bild: c't/stri)

Metafold hat ein ähnliches Angebot: Hier rechnen auch fremde Computer in der Cloud. Die verschiedenen Muster und Zahlen kann man einfach auf einem Tablet eintippen. Die kostenlosen Versuche sind allerdings stark limitiert.

Mit Metafold kann man Einstellungen am Objekt im Browser machen. Sie zeigen Schuhsohlen als Anwendungsbeispiel.

(Bild: c't/stri)

KI hat eine überraschend kleine Rolle gespielt. Fehrmann MaterialsX zumindest bezieht sich mit ihrem MatGPT namentlich deutlich auf OpenAIs ChatGPT. MatGPT soll die Suche nach einer passenden Metalllegierung beschleunigen. Die Informationen aus ChatGPT seien nicht genug, sagte der Hersteller. Darum habe er ein eigenes KI-Modell mit eigenen Trainingsdaten gefüttert. Zuerst hat er sich auf Aluminiumlegierungen fokussiert.

Das System soll das zeitaufwendige Lesen wissenschaftlicher Literatur erübrigen. So könne man die Arbeit von Monaten auf Wochen verkürzen. MatGPT ist aktuell noch nicht für andere Unternehmen verfügbar, nächstes Jahr soll die KI Kunden bereitgestellt werden.

Fehrmann MaterialsX zeigt, wie die Bedienoberfläche von MatGPT zum Zeitpunkt der Messe aussieht.

(Bild: c't/stri)

In den vergangenen Jahren ist die Frankfurter Fachmesse für additive Fertigung stark gewachsen und bespielt nun mehr Hallen und Etagen. Der Zeitraum für die kommende Formnext steht bereits: vom 19. bis zum 22. November 2024 soll sie wieder ihre Türen öffnen.

(stri)