Fujitsu Siemens bietet "grünen Computer" an

Ab dem 13. August 2005 werden alle Hersteller und Importeure verpflichtet, Altgeräte zurückzunehmen. Der deutsche PC-Hersteller sieht sich dafür gerüstet.

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Von
  • Detlef Borchers

Dass der massenhafte Einsatz von Computern mit einer massiven Verschwendung von knappen Ressourcen zusammengeht, ist seit langem bekannt. Mit dem Beginn der massenhaften Verbreitung von Rechnern gibt es Überlegungen, wie die Hersteller in die Pflicht genommen werden können, aber auch darüber, wie die Hersteller an der Rücknahme von Rechnern verdienen können. Den Anfang machte Commodore, die sich als erste Firma für die C64er und C16/116 ein Wertmarken-Rücknahmesystem ausgedacht hatte. Für 65 DM konnte man eine Marke für die Entsorgung des Rechners kaufen, für 95 DM eine für den Monitor. Die Firma verkaufte angeblich 3 Marken. Bis heute ist Umweltschutz toll, darf aber nichts kosten.

Nun aber naht unaufhaltsam der Termin, an dem die EU-Richtlinie 2002/96/EC über "Waste Electrical and Electronical Equipment" (WEEE) umgesetzt werden muss. Ab dem 13. August 2005 werden alle Hersteller und Importeure verpflichtet, Altgeräte zurückzunehmen. Aus diesem Grunde wurde das Elektro-Altgeräte-Register gegründet, eine Stiftung, in die Hersteller und Importeure aufgeschlüsselt nach ihren Marktanteilen die Summen einzahlen, die etwa für das Recycling von Rechnern und Monitoren gebraucht werden. Von dem Moment an, an dem die Rechner den Hof der Elektronikschrott-Sammelstelle verlassen, muss die Industrie für die Entsorgung aufkommen. Nur das Einsammeln (von Waschmaschinen und anderen Großteilen, nicht PCs) übernehmen und bezahlen die Kommunen und die Bürger, in deren Müllgebühr 4 Euro pro Kopf für WEEE-Maßnahmen enthalten sind.

Dass Recycling indes profitabel sein kann und sich rechnet, machte Fujitsu Siemens Computer im Rahmen einer Presseveranstaltung in Paderborn zu den WEEE-Anforderungen deutlich. Da sind zunächst einmal neue Esprimo-Computer, die den RoHS-Richtlinien entsprechen, also Stoffe wie Blei, Quecksilber, sechswertiges Chrom, polybromiertes Biphenyl und plybromierten Diphenylether vermeiden. Auf sechs Fertigungslinien lötet Fujistsu Siemens bleifrei, die Investitionen in das bleifreie Löten kosteten 1,4 Millionen Euro. Fujitsu Siemens baut in die besagten Green PC der Esprimo-Reihe AMD-Prozessoren ein, weil diese helfen würden, den Bleigehalt eines Mainboards unter 1 Gramm zu drücken, wie Peter Eßer, Vizepräsident von Fujitsu Siemens und Werkleiter des PC-Werkes in Augsburg betonte. Ausschlaggebend sei auch, dass AMD in seiner Dresdener Chipfabrik nach grünen Richtlinien produziere. Für die 749 Euro (Small Form Factor) und 599 Euro (Microtower) teuren Esprimo-Rechner soll eine gute Nachfrage herrschen. So sollen alle 144 Goethe-Institute mit diesen Green PCs ausgerüstet werden.

Wenn Großkunden oder eben Goethe-Institute ihre Rechner auswechseln, greift das Fujitsu-Siemens-Recyling. Die Firma unterhält in Paderborn eine Fabrik, die sich zunächst um die Wiedervermarktung, dann um die Ersatzteilbeschaffung und Lagerhaltung für Altsysteme kümmert und etwa 80.000 gebrauchte Ersatzteile auf Lager hat. Schließlich kümmert man sich um die Verschrottung der Computer, Drucker und Monitore. Der Entsorgungsfachbetrieb verarbeitet 8000 Tonnen Computer im Jahr und ist profitabel. Allein der kleine angegliederte PC-Shop kommt auf 1,5 Millionen Umsatz, während der Gesamtbetrieb 2004/2005 einen Umsatz von 15 Millionen Euro hatte.

Als Haupteinnahmequelle gelten Bankautomaten, die auf den neuesten Stand gebracht werden. Aufgehübscht werden sie dann wieder in Zweigstellen installiert. Aber auch die nackten hochwertigen Platinen bringen Geld: Aus einer Tonne Platinen werden 800 Gramm Silber, 450 Gramm Gold und 25 Gramm Palladium geholt. Profitabel und mit einer Verwertungsquote von 98 Prozent steht das Recycling-Center glänzend da. Allerdings ist das auch der Monokultur zu verdanken, da fast ausschließlich Siemens/Nixdorf/Fujitsu-Rechner verarbeitet werden. Beim Gang entlang der langen Förderbänder in der Demontagehalle tauchte alle 50 Computer mal ein Dell oder ein Vobis auf. Die Recycler wie Electrocycling oder Remonids, zu denen die Pritschenwagen mit dem privat angesammelten Elektronikschrott rollen, bezeichnen 70 Prozent Verwertungsanteil schon als Traumquote. (Detlef Borchers) / (anw)