Fußball-WM: OK hält personalisiertes Ticketing für sinnvoll

Der für das Ticketing zuständige Vizepräsident des WM-Organisationskomitees betonte zum Sicherheitskonzept, dass die eher selten durchgeführten Stichkontrollen von vornherein so geplant gewesen seien.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 122 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Das Organisationskomitee der Fußball-WM (OK) hält die Personalisierung der WM-Tickets weiterhin für eine sinnvolle Maßnahme, obwohl das System in allen Punkten gescheitert ist. Der für das Ticketing zuständige OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt erklärte in einer Pressekonferenz, man müsse aus Präventionsgründen vorher wissen, wer Karten gekauft habe. Schmidt betonte zum Sicherheitskonzept, dass die eher selten durchgeführten Stichkontrollen von vornherein so gedacht gewesen seien. Auch die Nichtkontrolle der Personalien an den Einlässen sei so geplant gewesen, dass man nur auf Bedarf zur Ausweiskontrolle übergehen werde. Dieser sei aber bisher nicht entstanden.

Dennoch haben Relikte des hochgelobten Sicherheitskonzeptes bei der WM für Aufsehen gesorgt. So verhängte die FIFA gegen die Trommlergruppe "Los Borrachos del Tablon" der argentinischen Fans ein Stadionverbot für das heute stattfindende Spiel Deutschland gegen Argentinien. Als Grund gibt die FIFA nach Informationen der Süddeutschen Zeitung an, dass die Gruppe die Fanblöcke gewechselt habe. Laut dem Bericht "Die Welt zu Gast im Rechtsstaat" sei den Fans das Stadionverbot auf Deutsch von einem FIFA-Beauftragten vorgelesen worden. Das Angebot eines anwesenden Juristen, das ausgesprochene Verbot ins Spanische zu übersetzen, sei verweigert worden, schreibt die Zeitung weiter. Ein inzwischen eingeschalteter Anwalt der Trommler bezeichnet die Aktion als überzogen und den Vorwurf des Blockwechsels konstruiert, zumal von keinem der 30 Fans die Personalien aufgenommen worden waren. Die vom Spiel ausgeschlossenen Trommler, die zu den so genannten Ultras gerechnet werden, seien unterdessen, schreibt die argentinische Tageszeitung La Nacion wieder mit Eintritts-Tickets versorgt. Funktionäre des argentinischen Fußballverbandes AFA sollen die nicht personalisierten Tickets besorgt haben.

Unterdessen hat sich auf eBay ein blühender Markt für Gebrauchttickets entwickelt. Offenbar wollen viele Deutsche ein solches Ticket zur Erinnerung an die WM erwerben. Auf seine eigene durchaus patriotische Weise ist der Chaos Computer Club (CCC) auch an gebrauchten WM-Tickets interessiert: Mit der Aktion "Scannt Eure Tickets, ehe es wer anders tut" möchte der Club Tickets einsammeln, um herauszufinden, welche persönlichen Daten die FIFA auf den RFID-Chips abgelegt hat. Nach Auskunft der FIFA enthalten die Tickets nur eine Referenznummer, über die der Personendatensatz in einer Datenbank aufgerufen werden kann. Das wird vom CCC bezweifelt.

Zur Sicherheit, Technik und zum Datenschutz bei der Fußball-WM 2006 siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)