GDC: Virtual-Reality - was die Open-Source-VR-Brille von Razer taugt

Razer will seine OSVR-Brille im Sommer zum Schnäppchenpreis auf den Markt bringen. Doch unser erster Probelauf zeigt, warum eine gute VR-Simulation keinesfalls trivial ist.

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GDC: Was die Open-Source-VR-Brille von Razer taugt

Die OSVR lockt mit Open Source und einem niedrigen Preis. Gegenüber der Oculus Rift fehlen der VR-Brille von Razer jedoch entscheidende Details.

(Bild: c't)

Lesezeit: 3 Min.

Razer springt ebenfalls auf den VR-Zug auf und will im Juni seine OSVR-Brille veröffentlichen. Die Abkürzung steht für Open Source Virtual Reality. Hard- und Software stehen unter der Lizenz Apache 2.0 und sind damit offen für eigene Bastelarbeiten. Dabei lockt OSVR mit besonders günstigen Preisen. Das "Hacker Development Kit" soll ab Juni für 200 US-Dollar verkauft werden. Auf der GDC konnten wir die Hardware bereits testen.

Das äußere Design wurde nahezu 1:1 von der ersten Oculus Rift übernommen. Auch die technischen Daten lesen sich zunächst ähnlich: OLED-Display mit 1920 × 1080 Bildpunkten und einer Bildwiederholrate von 60 Hz. Den Unterschied merkt man erst, wenn man die Brille das erste Mal aufsetzt.

Während Oculus sein System auf geringe Latenz getrimmt hat, zieht bei der OSVR das Bild den eigenen Kopfbewegungen stark verspätet hinterher. Irgendetwas scheint mit dem Motion-Tracker nicht ganz zu stimmen, denn Bewegungen werden nur sehr schwammig übertragen. Die ganze VR-Welt schwankt wie ein Schiff bei hohem Seegang.

Neue Tricks wie eine Low-Persistence-Darstellung, bei dem jedes einzelne Bild nur wenige Millisekunden beleuchtet wird, um zu verhindern, dass das Bild verschmiert, beherrscht die OSVR offensichtlich ebenso wenig wie den "Asynchronous Timewarp", mit dem Bilder erst im letzten Moment mit der Tracker-Position abgeglichen werden.

Nicht einmal eine Minute halten wir es unter der Brille aus und müssen den Test leicht benommen abbrechen. Eine derart schlechte VR-Darstellung hatten wir selbst mit den "schlechten" VR-Demos aus der Anfangsphase der Oculus Rift nicht erlebt. Die OSVR haut selbst erfahrene Simulator-Junkies aus den Socken.

In ihrem jetzigen Zustand ist die OSVR ein Mahnmal, wie man Virtual Reality nicht machen sollte. Es besteht die Gefahr, dass wegen des aktuellen Hypes um VR bald auch viele andere Firmen mit billigen, unausgereiften Brillen auf den Markt drängen, die den Trägern innerhalb von Sekunden große Übelkeit verursachen.

Dies könnte der Entwicklung dieses jungen Mediums einen empfindlichen Dämpfer verpassen. Die bisherigen Vorreiter Oculus, Sony und Valve (dessen Vive-System derzeit die höchsten Maßstäbe setzt) werden sich deshalb überlegen müssen, wie sie sich von der billigen, minderwertigen Konkurrenz distanzieren, damit Anwender ihre dort im wahrsten Sinne des Wortes üblen VR-Erfahrungen nicht auf ihre Systeme verallgemeinern. Für Razer kann man nur hoffen, das bald ein fähiger "Hacker" die Probleme des Systems verringert. (hag)