Gamescom: Journey schickt Spieler in die Wüste

ThatGameCompany ist mit PS3-Kunstwerken wie fl0w und Flower bekannt geworden. Ihr drittes Spiel lotet die spirituellen Möglichkeiten, nicht-kompetitiver Multiplayer-Spiele aus.

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Das Weltall expandiert und der Mensch ist so klein: Jenova Chen philosophierte bei der Vorstellung von The Journey über Spiritualität und Menschlichkeit.

Auf der lauten Gamescom ist es schwer, ein ruhiges Plätzchen zu finden. ThatGameCompany-Gründer Jenova Chen stellte sein neuestes Werk deshalb in einem nahegelegenen Hotel einem kleinen Publikum vor. Bekannt geworden ist seine Firma durch zwei äußerst kunstvolle Download-Spiele für die PS3. In fl0w konnten Spieler als Einzeller im Wasser herumschwimmen. In Flower flogen sie als Blütenblatt über grüne Wiesen. In seinem dritten Werk Journey schickt Chen die Spieler wortwörtlich in die Wüste.

Er wolle mit seinem nächsten Spiel die Möglichkeiten des nicht-kompetitiven Online-Netzwerkspiels ausloten, erklärte Chen. Die meisten Spiele handelten von Wettkämpfen und Kräftemessen, bildeten aber nur einen kleinen Teil des menschlichen Emotionsspektrums ab. Der gesamte Alltag sei von technischen Geräten durchdrungen. Jede Information sei sofort überall verfügbar. Dabei verliere man aber leicht den Blick auf sich selbst, wie klein man als Mensch doch sei. Dies sei ihm im Gespräch mit Astronauten aufgefallen, die von ihren spirituellen Erfahrungen bei der Reise zum Mond erzählten.

Zum Anfang seiner Reise sieht der Spieler kaum mehr als gelben Sand.

(Bild: thatgamecompany)

Der Spieler beginnt seine Reise als ein in rote Tücher gehülltes Wesen. Statt langsam durch die Steppe zu stapfen, kann er elegant über den fließenden Sand surfen. Sein Ziel ist der leuchtende Gipfel eines Berges am Horizont. Zur Steuerung gibt es neben dem Analogstick für die Richtung nur eine Taste zum Springen und eine zum Rufen. Die Kamerarichtung ändert man mit dem Bewegungssensor des PS3-Gamepads. Die Bedienung solle ohne Erklärungen einfach von der Hand gehen.

Auf der Reise findet der Spieler Ruinen, in denen rote Fahnen wehen. Um den weiteren Weg zu öffnen, muss er ähnlich wie in Flower kleinere Puzzles lösen und Mechaniken in Gang setzen. Sammelt er mit der Ruftaste Fahnen ein, kann er kurze Strecken fliegen. Die Stimmung erinnert an die PS2-Klassiker „Ico“ und „Shadow of the Colossus“.

Auf dem Weg zum Gipfel trifft der Spieler auf mystische Ruinen, später steigt er auch in dunkle Höhlen hinab.

(Bild: thatgamecompany)

Doch der Spieler ist nicht alleine unterwegs, sondern trifft ab und an auf einen anderen Spieler, der Online gerade auf dem gleichen Weg ist. Genau ist der Online-Modus noch nicht ausgearbeitet, allerdings solle es keine Lobby oder Chat-Funktion geben, und man könne auch keine Namen über den Köpfen der Spieler lesen. Es sei ein anonymes Aufeinandertreffen menschlicher Wesen, bei dem man nur rudimentär kommunizieren könne. Allenfalls über Umwege könne man sich Nachrichten zukommen lassen, indem man etwa mit den Spuren, die man hinterlässt, eine Nachricht in den Sand malt. Es gehe weder um einen Wettkampf zwischen den Spielern, noch stehe man unter Zeitdruck. Man solle gemeinsam die mystische Umgebung erkunden und sich ohne Worte helfen. Man müsse aber auch nicht zwingend kommunizieren oder gemeinsam weiterziehen, sondern könne das Spiel auch solo offline genießen.

Chen hofft, dass das Spiel am Ende nicht länger als drei Stunden dauert, denn man soll es in einer Sitzung gemeinsam durchspielen können. Es sei keine Funktion vorgesehen, dass sich Spieler, die sich zufällig in Journey treffen, später zu einer Fortsetzung erneut verabreden. Allerdings habe er sehr viele Inhalte und Ideen, die schwer in den engen Spielzeitrahmen zu zwängen seien.

Mit Journey wird der Vertrag über drei Download-Spiele mit Sony Computer Entertainment im kommenden Jahr zu Ende gehen. Ob thatgamecompany danach noch weitere Spiele exklusiv für Sony entwickeln oder auch andere Plattformen bedienen werde, stehe derzeit noch nicht fest. (hag)