Gesundheitswesen: FDP für Neustart der telematischen Infrastruktur

Bis Ende September sollen alle Praxen und Apotheken an das Netz der Gesundheitskarte angeschlossen werden. Noch fehlen 24.000 Arztpraxen und etliche Apotheken.

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Gesundheitswesen: FDP für Neustart der telematischen Infrastruktur

(Bild: Shutterstock/BlurryMe)

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Von
  • Detlef Borchers

Von den rund 168.000 Arztpraxen in Deutschland sind 24.000 noch nicht an die Telematikinfrastruktur angeschlossen – das sind 14 Prozent. Die Bundesregierung hält dennoch an dem Zeitplan der Projektgesellschaft Gematik fest, laut dem alle deutschen Praxen bis Ende September angeschlossen sein sollen. Das geht aus einer Antwort des Bundesministeriums für Gesundheit auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor, die heise online vorliegt.

Bis zum 30. September 2020 sollen zudem noch alle Apotheken an die Telematikinfrastruktur angeschlossen werden, führt das Gesundheitsministerium weiter aus. Damit werde "die Basis für die Nutzung der Dienste zum elektronischen Medikationsplan, zur Kommunikation im Medizinwesen (KIM und zukünftig für das elektronische Rezept" geschaffen. "Eine Verlängerung der Frist ist derzeit nicht geplant." Das darf als ambitioniert bezeichnet werden, denn "der Anschluss von Apotheken und Krankenhäusern ist schwerpunktmäßig im zweiten Halbjahr 2020 vorgesehen".

Wann weitere Leistungserbringer wie etwa Physiotherapeuten oder Sanitätshäuser an das System angebunden werden können, ist noch offen. Weitere Leistungserbringer und alle Gesundheitsberufe sollen "schrittweise" angeschlossen werde, lässt das Gesundheitsministerium wissen. "Dies stellt angesichts der Vielzahl der Berufsangehörigen sowohl eine finanzielle als auch eine erhebliche organisatorische Herausforderung dar." Über das weitere Vorgehen sei man in "Abstimmungsgesprächen" mit der Gematik.

Für FDP-Gesundheitsexperte Wieland Schinnenburg geht damit die "Serie von Pleiten, Pech und Pannen" mit der elektronischen Gesundheitskarte und der Telematikinfrastruktur weiter. "Noch immer sind 24.000 Arztpraxen nicht angeschlossen und wann weitere Leistungserbringer wie Physiotherapeuten einen Anschluss erhalten, steht in den Sternen", kritisiert Schinnenburg. "Dass ein Anschluss weiterer Leistungserbringer momentan weder finanziell noch organisatorisch bewältigt werden kann zeigt, dass die Technik der Telematikinfrastruktur eine teure und zu komplexe Fehlentwicklung ist."

Der Liberale fordert einen Neustart: "Um die Digitalisierung im Gesundheitssystem voranzubringen, muss die aktuelle Technik durch eine neue ersetzt werden, die flexibler und mobiler ist", erklärt Schinnenburg. "So müssen Gesundheitsdaten dort zur Verfügung stehen, wo sie benötigt werden, beispielsweise bei der Notfallbehandlung, und nicht nur dort, wo sich festinstallierte Komponenten der Telematikinfrastruktur befinden." Bisher sei der mobile Zugriff auf Patientenakten erst für 2023 geplant. Darüber hinaus kritisiert der Gesundheitsexperte, dass die Gematik das elektronische Rezept entwickeln soll und es damit keinen Wettbewerb verschiedener Anbieter wie bei der Patientenakte (ePA) gibt.

Zuvor hatten sich auch Kassenärztliche Vereinigungen für mehr Flexibilität bei der telematischen Infrastruktur ausgesprochen. Die von der Gematik betriebenen Systeme waren durch einen großflächigen und langanhaltenden Ausfall in die Schlagzeilen geraten. Eine Konsequenz aus dem Debakel müsse sein, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen endlich selbst und industrieunabhängig Lösungen für die Praxissysteme der Vertragsärzte entwickeln dürfen, hatten Spitzenvertreter der KVen von Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein, Westfalen-Lippe, Rheinland-Pfalz und dem Saarland in einem offenen Brief an den Bundesverband gefordert.

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