Nach Gigaset-Übernahme: Neuer Investor startet mit Entlassungen

Nach Insolvenz und Übernahme durch VTech stehen nun bei Gigaset-Entlassungen ins Haus. Wie geht es weiter für den Produktionsstandort Bocholt?

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(Bild: Lutsenko_Oleksandr/Shutterstock.com)

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Nach der Übernahme durch den Hongkonger Konkurrenten VTech kommt es nun zu Stellenstreichungen beim insolventen DECT-Telefon-Spezialisten Gigaset: Fast 200 Angestellte müssen das Unternehmen verlassen, wie die Gewerkschaft IG Metall der iX-Redaktion mitteilte. Die Stellenstreichungen seien bei einer Betriebsversammlung mitgeteilt worden, in welcher der neue Investor VTech sein Erwerberkonzept vorstellte. 109 Mitarbeitern solle demnach zeitnah gekündigt werden, weitere 80 Beschäftigte verließen das Unternehmen wegen auslaufender Befristungen und Renteneintritten.

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"Das ist bitter für Gigaset, aber auch bitter für Bocholt", erklärte der Gewerkschaftsvertreter Benjamin Pankow. Aktuell hat Gigaset noch rund 850 Beschäftigte. Im September musste das in Europa bei DECT-Telefonen führende Unternehmen unter anderem in Folge schwachen Marktes in die Insolvenz gehen. Vor rund einer Woche wurde der Einstieg des chinesischen Unternehmens VTech bekannt gemacht. VTech legt rund 30 Millionen Euro für die Vermögenswerte von Gigaset auf den Tisch. Was das für die Zukunft von Gigasets Produktionsstandort in Bocholt bedeutet, ist ein großes Fragezeichen.

Anlässlich der Übernahme hatte VTech-Präsident Hillson Cheung Hoi die "exzellente Fertigungsqualität" in Bocholt gelobt. Zudem war die Rede von "nachhaltigem Wachstum" und "gesunder Unternehmensentwicklung". Gigaset-CEO Magnus Ekerot sprach gar von einer "neuen Ära des Wachstums". Entlassungen erwähnten beide nicht zu diesem Zeitpunkt.

Die betroffenen Beschäftigten können laut IG Metall in eine Transfergesellschaft wechseln. Allerdings mangele es an Ausstattung und die Dauer sei deutlich zu kurz, moniert die Gewerkschaft. Was die Zukunft des Standortes angeht, müsse man noch abwarten, heißt es auf Gewerkschaftsseite. Benjamin Pankow hob die Ankündigung hervor, neue Produkte am Standort in Bocholt zu produzieren. Ebenfalls habe VTech den im letzten Jahr zu Ende verhandelten neuen Tarifvertrag akzeptiert, der den verbliebenen Beschäftigten deutliche Einkommensverbesserungen einbrächte.

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Gigaset nahm inzwischen Stellung und bestätigte die Kürzungen. In Deutschland werde Gigaset damit noch 437 Angestellte haben, davon 408 in Bocholt, erklärte ein Unternehmenssprecher. Zur Zukunft des Standortes Bolcholt sagte der Sprecher: "Die Position des Standortes Bocholt wurde durch die Käuferin VTech perspektivisch deutlich gestärkt und gesichert. Die Produktion von Gigaset, kombiniert mit dem technischen Know-How und der Vertriebskompetenz sind wertvolle Assets, die seitens der VTech übernommen werden und die Kompetenzen von VTech ergänzen."

(axk)