Google: Mit offenen Plattformen gegen Microsoft bestehen

Der Suchmaschinenriese sei "Teil der Bewegung", die die Macht der Redmonder über die Computer-Desktops angreife, erklärte der EU-Lobbyist des Unternehmens auf einer Open-Source-Konferenz in Berlin.

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Google sieht sich mit einer "Offenheitsstratregie" im Wettbewerb gegen Microsoft auf Siegeskurs. Der Suchmaschinenriese sei "Teil der Bewegung", die die Marktmacht der Redmonder mit offenen Plattformen "angreift", erklärte der Brüsseler Chef-Lobbyist von Google, Simon Hampton, am heutigen Dienstag auf der Konferenz Berlin Open '09. Damit werde der Wettbewerb für die besten Anwendungen entsprechender Basisinfrastrukturen etwa für Such- und Kommunikationsdienste, Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation eröffnet. Kartellrechtliche Probleme, wie sie Microsoft etwa mit der Bündelung des Internet Explorer mit Windows immer wieder habe, gehörten in einem solchen Modell der Vergangenheit an. Ausgeschlossen werde niemand.

Google selbst gehe mit guten Beispiel voran, meinte Hampton: "Wir machen das, was wir predigen". So baue die kalifornische Firma offene Schnittstellen beispielsweise für die Verlagerung der Datenverarbeitung ins Internet mithilfe von Cloud Computing und damit den derzeitigen Hauptschauplatz der Rivalitäten mit Microsoft. Aber etwa auch bei der umstrittenen zielgerichteten, interessensbasierten Werbung biete der Suchmaschinenspezialist im Interesse des Datenschutzes diverse Möglichkeiten, die eigene Einordnung in gewisse Kategorien selbst zu ändern oder sich ganz dagegen zu entscheiden.

Google verwende zudem "viel Linux" im Unternehmen. Man setze auf offene Webkits für den Browser Chrome oder das Android-System für Mobilgeräte und auf OpenSocial als offene Applikationsschnittstelle für Entwicklungsplattformen. Dass der Suchmaschinengigant seine Rechenzentren zugleich unter strengster Geheimhaltung plant und die Offenheit hier klare Grenzen findet, erwähnte der Lobbyist nicht.

Generell setzt Google laut Hampton auf die "freie Verbreitung von Wissen" und habe Vorschläge zur Erreichung dieses Ziels der künftigen EU-Kommission per Blogeintrag unterbreitet. Alle Beteiligten müssten stärker an die sozialen und kulturellen Auswirkungen der Technik denken, deren Entwicklung sich in den vergangenen 50 Jahren stark beschleunigt und eine offenere Gesellschaft hervorgebracht habe. Hampton gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich dieser Wandel "auch in den Köpfen der Politiker bemerkbar macht".

Auf die aktuellen Klagen über Google etwa im Zusammenhang mit der Digitalisierung von Büchern ging der Interessensvertreter dagegen mit keinem Wort ein. Hier braut sich derweil weiteres Ungemach für die Kalifornier in Deutschland zusammen. So hat die FDP-Bundestagsfraktion gerade einen Antrag eingebracht, demzufolge nach Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) und Kulturstaatssekretär Bernd Neumann (CDU) auch das Parlament Google erhebliche Urheberrechtsverstöße mit Google Books vorwerfen soll. (Stefan Krempl) / (vbr)