zurück zum Artikel

Google kauft Prozessorentwickler mit ehemaligen Apple-Mitarbeitern

Christof Windeck

Google hat das Silicon-Valley-Startup Agnilux gekauft, bei dem ehemalige Mitarbeiter des 2008 von Apple gekauften PowerPC-Entwicklers P.A. Semi arbeiten.

Verschlungene Pfade im Silicon Valley: Wie das Private-Equity-Blog PE Hub meldete [1], hat Google die kleine Entwicklerfirma Agnilux [2] gekauft. Deren Webseite ist schon nicht mehr erreichbar, man findet nur noch eine alte Version im Google-Cache. Die Agnilux-Übernahme heizt Spekulationen über Googles Hardware-Pläne an: Obwohl das Startup Agnilux bisher nicht verriet [3], was es genau entwickelt, geht man davon aus, dass es sich um sparsame oder effiziente Prozessoren mit ARM- oder PowerPC-Rechenwerken handelt. Einer der bekanntesten Köpfe von Agnilux ist der Halbleiter-Industrieveteran Dan Dobberpuhl, der 2003 das 2008 von Apple gekaufte [4] Unternehmen P.A. Semi gegründet hatte.

Dobberpuhl war in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts als DEC-Mitarbeiter an der Entwicklung der StrongARM-Prozessoren beteiligt; diese Sparte ging 1997 an Intel und war dort die Basis für die XScale-Prozessoren [5], die mittlerweile bei Marvell [6] gelandet sind. P.A. Semi hatte dann 2005 [7] mit der extrem effizienten Implementierung eines PowerPC-Prozessors Aufsehen [8] erregt.

Über den von Apple beabsichtigten Zweck der wohl rund 278 Millionen US-Dollar teuren P.A.-Semi-Akquisition war lange spekuliert worden, vielleicht stand er im Zusammenhang mit dem von Apple nach eigenen Angaben selbst entwickelten iPad-Prozessor A4 [9], einem sparsamen System-on-Chip (SoC) mit ARM-Rechenwerk und PowerVR-SGX-kompatibler GPU. Mittlerweile wird aber auch davon ausgegangen, dass im A4 weniger P.A.-Semi-Technik steckt als vielmehr Know-how der Firma Intrinsity, die unter anderem in Kooperation mit Samsung einen schnellen ARM [10]-Cortex-A8-Kern mit dem Codenamen Hummingbird entwickelte [11]. Angeblich soll Apple mittlerweile die aus Exponential Technology [12] hervorgegangene Firma Intrinsity mit Sitz in Austin gekauft haben – auch die Intrinsity-Webseite ist nicht mehr erreichbar.

Schon vor der Einführung des iPad war bekannt geworden, dass wichtige Ex-P.A.-Semi-Mitarbeiter, darunter Industrieveteran Dan Dobberpuhl, Apple wieder verlassen hatten, um bei dem in San Jose ansässigen Startup Agnilux mitzuarbeiten. Dessen Name setzt sich nach Firmenangaben aus dem Sanskrit-Wort für Feuer und dem lateinischen Wort für Licht zusammen.

Laut [13] Ashlee Vance von der New York Times arbeiten außer dem ehemaligen P.A.-Semi-Vertriebschef Amarjit Gill [14], der Agnilux gründete, auch der ehemalige P.A.-Semi-"System Architect" Mark Hayter [15] und weitere Enwickler jetzt bei Agnilux.

Nun schießen Spekulationen darüber ins Kraut, was Google mit Agnilux plant. Ashlee Vance hatte angedeutet, die Firma wolle Server-Prozessoren mit ARM-Kernen für Cisco entwickeln, aber ähnliche Chips wären wohl auch für Google interessant. Da Google mittlerweile Smartphones verkauft, wären typische Handy-SoCs ebenfalls denkbar.

Für die Server-Prozessor-These spricht, dass ARM-SoCs wie Marvell 88F6281 (Kirkwood [16]/Sheeva) oder Freescale MPC8533E [17] (PowerQUICC III) zunehmend in kleineren NAS-Geräten [18] zum Einsatz kommen. Der ARM-Manager Ian Ferguson [19] hatte bereits Mitte 2008 stärkere Konkurrenz gegen sparsame und billige x86-Prozessoren wie den Intel Atom angekündigt. Auch anderen Startups wie SmoothStone [20] aus Austin arbeiten an ARM-SoCs für Server in Rechenzentren. Google betreibt nach Schätzungen mehr als eine Million Server weltweit und setzt dabei zumindest teilweise auf speziell entwickelte (x86 [21]-)Systeme; durch die Entwicklung von Android und Chrome OS hat Google auch viel Erfahrung mit dem Einsatz von Linux auf ARM-Prozessoren. (ciw [22])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-982621

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.pehub.com/69556/google-buys-stealth-hardware-startup-agnilux/
[2] http://agnilux.com/
[3] https://www.heise.de/blog/Prozessorgefluester-971901.html
[4] https://www.heise.de/news/Apple-kauft-PowerPC-Entwicklerfirma-P-A-Semi-202287.html
[5] https://www.heise.de/news/IDF-Intel-enthuellt-Crusoe-Killer-29168.html
[6] https://www.heise.de/news/Intel-verkauft-Chip-Fertigung-fuer-Handhelds-an-Marvell-Technology-136419.html
[7] https://www.heise.de/news/Dualcore-CPU-auf-Power-Basis-lernt-Stromsparen-141022.html
[8] https://www.heise.de/news/Launches-und-Lunches-290186.html
[9] https://www.heise.de/news/Spekulationen-um-iPad-Innereien-Updates-918052.html
[10] http://www.arm.com/
[11] https://www.heise.de/news/Vor-Intels-IDF-Netbook-CPU-von-Samsung-789632.html
[12] https://www.heise.de/news/Exponential-verklagt-Apple-9902.html
[13] http://bits.blogs.nytimes.com/2010/02/02/agnilux-is-start-up-for-wont-say-a-peep/
[14] http://www.linkedin.com/pub/amarjit-gill/13/596/820
[15] http://www.linkedin.com/pub/mark-hayter/13/450/67b
[16] http://www.marvell.com/products/processors/embedded/kirkwood/
[17] http://www.freescale.com/webapp/sps/site/overview.jsp?code=DRPQMPC8533E
[18] https://www.heise.de/news/Mini-Server-mit-ARM-Prozessoren-943275.html
[19] http://forums.arm.com/index.php?s=0a29eaee3d4360a7ed1e4e124e1b800e&showuser=104715
[20] http://www.smooth-stone.com/
[21] http://www.heise.de/glossar/entry/x86-399507.html
[22] mailto:ciw@ct.de