Googles E-Book-Plattform startet bald

Nach mehreren Monaten Verzögerung soll Googles virtueller Buchladen in den USA noch dieses Jahr eröffnet werden, geht aus einem Zeitungsbericht hervor.

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Von
  • dpa

Google steht kurz davor, den Verkauf von E-Books zu starten. Die seit Langem vorbereitete Plattform Google Editions werde in den USA noch vor Jahresende und im ersten Quartal 2011 auch in anderen Ländern online gehen, sagte ein Google-Manager dem Wall Street Journal vom Mittwoch. Ursprünglich sollte das Angebot schon im vergangenen Sommer online gehen. Zuletzt seien einige technische und rechtliche Hürden ausgeräumt worden, schrieb die Zeitung.

Googles Ansatz unterscheidet sich vom Konzept der Wettbewerber wie des E-Book-Pioniers Amazon oder Apple mit seinem Buchladen iBooks. Dort ist der Leser an deren Online-Shops gebunden, bei Apple auch an die Geräte dieses Herstellers. Google schlage den Nutzern hingegen eine Art virtuelles Buchregal im Internet vor, das sie per Web-Browser ansteuern, mit welchem Gerät auch immer. Verkauft werden die digitalen Bücher nicht nur von Google selbst, sondern auch von anderen Händlern. Zum Start wolle der Internet-Konzern mehrere hunderttausend Titel zum Verkauf anbieten – und mehrere Millionen mit abgelaufenen Urheberrechten gratis, schrieb das Wall Street Journal.

US-Branchenexperten rechnen der Zeitung zufolge damit, dass Google schnell zu einem Schwergewicht im E-Book-Markt wird. "Google wird jeden Ort im Internet, an dem es um Bücher geht, zu einem Ort machen, an dem man dieses Buch kaufen kann", sagte etwa die Gründerin eines unabhängigen US-Buchhändlers. Der Chef des Verlags HarperCollins, Brian Murray, sieht den Verzicht auf einen eigenes E-Book-Lesegerät als Vorteil.

Die Vertriebsplattform baut auf dem umstrittenen Plan auf, alle Bücher der Welt für den Dienst Google Books einzuscannen und im Internet durchsuchbar zu machen. Die Scan-Offensive hatte für Streit mit Autoren, Verlagen, Buchhändlern und Regierungen gesorgt. Die Einigung mit der US-Buchbranche auf eine Pauschalzahlung von 125 Millionen Dollar wurde gekippt.

In Deutschland ist das Geschäft mit digitalen Büchern noch deutlich schwächer entwickelt als in den USA. Das liegt vermutlich auch an der Buchpreisbindung – E-Books sollen genauso viel kosten wie gedruckte Exemplare. Amazon hat seine Kindle-Plattform hierzulande noch nicht gestartet. In den USA hat der weltgrößte Online-Einzelhändler einen geschätzten Marktanteil von 65 Prozent. (anw)