Googles Street View in der Schweizer Bergwelt und im CERN

Googles Street View wird zusehends mobiler und erschließt immer mehr Orte, wo das berühmt-berüchtigte Street-View-Auto mit seiner riesigen, auf dem Dach montierten Panoramakamera nicht hingelangt.

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Von
  • Tom Sperlich

Googles Trekker für Street View in den Schweizer Bergen

(Bild: Google Schweiz)

Googles Street View wird zusehends mobiler und erschließt immer mehr Orte, wo das berühmt-berüchtigte Street-View-Auto mit seiner riesigen, auf dem Dach montierten Panoramakamera nicht hingelangt. Für jeden Ort die passende Kamera bzw. das passende Fortbewegungsmittel scheint Googles Devise zu lauten. Sei es ein Spezialfahrrad, eine Unterwasserkamera, ein umgebauter Gepäckwagen – die Welt wird sukzessive für Googles Street View abfotografiert.

Wo in den Bergen nicht einmal das Street-View-Schneemobil hingelangt – vor allem bei Schneemangel – kann seit kurzem ein Spezial-Rucksack, der Street View Trekker, geschultert werden. Mit ihm können Wege und Pfade aufgenommen werden, die nur zu Fuß erreichbar sind.

Der Kamerarucksack wiegt 18 Kilogramm und kommt nun erstmals auch in der Schweiz zum Einsatz. Hier haben sich Google und der Schweizer Alpen Club (SAC) zusammengespannt. Die SAC-Mitglieder selbst werden mit dem Trekker-Rucksack Aufnahmen von Wanderwegen und Zustiegen zu ausgewählten SAC-Hütten machen. So können sich Bergsteigerinnen und Wanderer laut SAC bereits zu Hause auf ihre Hüttentour einstimmen oder sie später Revue passieren lassen. In einer ersten Phase wird der SAC mit dem Trekker durch die Berner Alpen und das Wallis wandern. Wann die ersten Schweizer Wanderwegaufnahmen in Street View zu sehen sind, ist noch nicht bekannt.

Wer selbst Street-View-Ansichten entlegener und spezieller Orte aufnehmen möchte, kann mit Google Kontakt aufnehmen. Denn bestimmte Tourismusverbände, gemeinnützige Vereine und andere Organisationen können sich Googles Trekker-Ausrüstung ausleihen. Die Trekker-Technik kam bereits an exklusiven Orten auf dem ganzen Globus zum Einsatz. So ist es für einen Google-Maps-User möglich, dank des Trekker-Kamerasystems und Street View durch den Grand Canyon zu wandern. Auch kann man virtuell auf das höchste Gebäude der Welt, den Burj Khalifa, oder aufs Basislager einer Mount-Everest- Besteigung klettern und die Galapagos Inseln erkunden. Atemberaubende Schweizer Bahnstrecken, wie etwa das UNESCO- Welterbe, die Albula/Bernina-Strecke der Rhätischen Bahn, sind ebenfalls bereits virtuell befahrbar.

Ein weiterer exklusiver Schweizer Ort ist seit gut einer Woche ebenfalls per Street View erkundbar: der Geburtsort des World Wide Web, das internationale Forschungszentrum CERN in Genf. Ganz aktuell wieder in aller Munde durch die Verleihung des Physik-Nobelpreises an Peter Higgs und François Englert für die Voraussage des sogenannten Higgs-Bosons. Kürzlich sei die Entdeckung des vorhergesagten Higgs-Teilchens mit den Detektoren ATLAS und CMS am CERN in Genf bestätigt worden; damit hätten Higgs und Englert maßgeblich zum Verständnis der Teilchenphysik beigetragen, heißt es in der offiziellen Begründung der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften.

Die Detektoren ATLAS und CMS als auch die Experimente ALICE und LHCb – alles Teile des Teilchenbeschleunigers Large Hadron Collider (LHC) – konnte ein Google-Team zusammen mit CERN-Mitarbeitern bereits 2011 mit einer Panorama-Kamera aufnehmen. Mit einem Trike wurden auch 1200 Meter des LHC-Ringbeschleunigertunnels befahren. Insgesamt wurden 6000 Punkte im CERN mit den 6-seitigen-Panoramaaufnahmen erfasst. Seit Ende September ist die virtuelle Tour durchs CERN nun via Street View erlebbar. Das Projekt, teilt das CERN mit, sei damit aber noch nicht abgeschlossen, denn es sollen noch weitere Experimente mit Googles Spezialkamera-Systemen eingefangen werden. (jk)