Großdemo gegen Stellenabbau bei der Telekom [Update]

Rund zehntausend Mitarbeiter des Konzerns haben sich heute in Bonn zu Protesten versammelt.

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  • dpa

Mehr als zehntausend Beschäftigte der Deutschen Telekom haben heute auf einer Großdemonstration in Bonn gegen Arbeitsplatzabbau und Lohndrückerei des Konzerns protestiert. Zu der Kundgebung hatte die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di aufgerufen. Die Demonstranten waren aus dem gesamten Bundesgebiet nach Bonn gekommen. Auf Plakaten hieß es unter anderem, "gegen Konzernzerschlagung und Lohnkürzung" oder "T-Service: Kein Anschluss mehr mit dieser Nummer".

Zuvor hatten die Demonstranten bei der Bundesnetzagentur eine "freundlichere Regulierung" für die Telekom gefordert. Der Protest der Beschäftigten richtet sich vor allem aber gegen die Pläne des Vorstands, mehrere zehntausend Beschäftigte in eine Service-Gesellschaft auszugliedern.

[Update]:
ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder, der auch im Telekom-Aufsichtsrat sitzt, kritisierte die geplante Auslagerung von rund 50.000 Mitarbeitern der Festnetzsparte T-Com in die neue Einheit T-Service, in der Kundenservice und Call-Center gebündelt werden sollen. Die Pläne für T-Service und die künftige Strategie von Vorstandschef René Obermann standen am Nachmittag auf der Tagesordnung einer Aufsichtsratssitzung. Laut Schröder wollten sich die Arbeitnehmervertreter in dem Gremium gegen den Umbau stemmen. Die Zustimmung für die Pläne des Vorstands gilt aber als wahrscheinlich, da der Aufsichtsratschef – Klaus Zumwinkel von der Deutschen Post – über eine Doppelstimme verfügt.

Schröder betonte dennoch: "Diese sinnlose Umstrukturierung ist mit uns nicht zu machen." Die Gewerkschaft befürchtet drastische Lohnkürzungen und den Verkauf von Teilen der neuen Sparte. ver.di-Chef Frank Bsirske sprach von drohenden "Armutslöhnen".

Mit T-Service will Obermann die Kosten senken und die Servicequalität verbessern. Er verspricht sich davon einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz, die der Telekom im vergangenen Jahr im Festnetzgeschäft über zwei Millionen Kunden abnahm. Nach dem Aufsichtsratsbeschluss will die Telekom zügig mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Verhandlungen über die Gründung von T-Service aufnehmen. "Wenn das Kontrollgremium zustimmt, dann werden wir uns schnell mit ver.di in Verbindung setzen", sagte der Telekom-Personalbeauftragte Dietmar Welslau. Spekulationen über einen Verkauf von Teilen des neuen Bereichs wies er zurück: "Wir wollen T-Service im Konzern behalten", sagte er. Der neue Bereich soll nach Plänen von Obermann zum Juli seinen Dienst aufnehmen und das Ergebnis in diesem Jahr bereits positiv beeinflussen.

Der Aufsichtsrat sollte nach Angaben aus Konzernkreisen auch der Umbenennung der Festnetzsparte T-Com in T-Home zustimmen. Die Telekom will zudem künftig offensiver im Ausland nach Zukaufmöglichkeiten Ausschau halten. Obermann will seine neue Strategie bei der Bilanzvorlage an diesem Donnerstag in Bonn vorstellen. Für 2006 rechnen Analysten mit einem deutlichen Ergebnisrückgang, der vor allem mit dem harten Wettbewerbsumfeld auf dem Heimatmarkt zusammenhängt. (dpa) / (anw)