Große Pornoseiten schließen rechte US-Staaten aus

Statt Eltern sollen Anbieter den Zugriff Minderjähriger auf erotische Inhalte kontrollieren, sagen mehrere US-Staaten. Ein gefundenes Fressen für VPN-Anbieter.​

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Ein schwarze Damenunterhose liegt auf einem gemachten Bett, dazu zwei Pölster

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Nutzer erotischer Webinhalte in bestimmten US-Staaten müssen entweder auf kleinere Anbieter ausweichen oder ein Virtuelles Privates Netz (VPN) einsetzen. Denn Marktführer Mindgeek sperrt den Zugriff aus diesen Staaten. Grund sind gesetzliche Vorgaben zur Altersverifikation der Nutzer. Zur kanadischen Firma Mindgeek gehören Marken wie Youporn, Pornhub, PornMD, Redtube, Tube8 oder Thumbzilla. Die Sperre trifft Männer überdurchschnittlich, da nur etwa ein Drittel der Zugriffe durch Frauen erfolgt.

Zugriff durch Jugendliche verbittet sich Mindgeek seit jeher, wenngleich mit einem um einige Jahre höheren Alterslimit als beispielsweise Facebook-Betreiber Meta. So wie Meta setzt auch Mindgeek keine wirksamen Maßnahmen, um den Zugriff durch Minderjährige zu verhindern. Als der republikanisch regierte US-Staat Utah ein Gesetz erließ, dass Anbieter erotischer Inhalte haften lässt, wenn Jugendliche die Altersverifikation überwinden, hat der Pornhub-Betreiber User aus Utah gesperrt. Die einzig sinnvolle Lösung wäre aus Mindgeeks Sicht Altersverifikation auf den Endgeräten. Dort können Erziehungsberechtigte schon seit geraumer Zeit gebührenfreie Filter für minderjährige User einrichten.

In Louisiana hat Mindgeek dann doch eine entsprechende Verifikationshürde aufgebaut. Das sei dort möglich, weil Louisiana die Verwendung seiner Ausweise online erlaube, Utah aber nicht. Allerdings habe die Verifikation 80 Prozent der Zugriffe aus dem US-Staat gekostet, sagt der Betreiber. Da rechnet sich der Aufwand der Altersprüfung wohl nicht. In den USA kommt das spezielle Problem hinzu, dass dutzende Millionen Einwohner keine amtlichen Ausweise besitzen. Meist sind das Geringverdiener. Sie haben also besonders mit der Altersverifikation zu kämpfen.

Zum Monatsbeginn sind in den ebenfalls republikanisch regierten US-Staaten Mississippi und Virginia Kopien dieser Gesetze in Kraft getreten. Auch Zugriffe aus diesen Staaten sperrt Mindgeek ab sofort. Das sei der beste Weg, die Gesetze zu befolgen. Leider würden die User nun auf andere Seiten ausweichen, die sich nicht an das Recht hielten und häufig ihre Inhalte nicht überwachten. Kopien des Gesetzes wurden in weiteren rechts regierten US-Staaten verabschiedet: In Arkansas tritt es Ende Juli in Kraft, in Texas Anfang September, in Montana zum Jahreswechsel. In Arizona läuft derzeit der Gesetzgebungsprozess.

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Auch in Deutschland, Frankreich und Großbritannien streben Regulierer nach stärkeren Einschränkungen durch Systeme zur Altersverifikation, in Frankreich auch für Soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram. Eine Untersuchung der französischen Datenschutzbehörde hat gezeigt, dass kein einziges System für Altersverifikation mit Datenschutz vereinbar ist. Doch auch in Deutschland ist dem Regulierer das Datenschutzproblem bei Altersprüfungen egal.

Scharfe Kritik an den Gesetzen der US-Staaten kommt von der Bürgerrechtsorganisation EFF (Electronic Frontier Foundation). "Systeme zur Altersverifikation sind Überwachungssysteme. Verpflichtende Alterskontrolle und damit verpflichtete Identitätskontrolle sind der falsche Ansatz zum Schutz junger Menschen im Netz", hält die EFF fest. Die Ausweispflicht "würde uns weiter in ein Internet führen, in dem private Daten grundsätzlich gesammelt und verkauft werden. Jene Dutzenden Millionen Amerikaner, die keine amtlichen Ausweise haben, würden den Zugriff auf große Teile des Internet verlieren. Und anonymer Zugriff auf das Internet könnte aufhören, zu existieren."

Mindgeeks Webseiten zählen nach eigenen Angaben mehr als 115 Millionen Besucher täglich, denen mehr als drei Milliarden Anzeigen vorgesetzt werden. Das Unternehmen hat an sechs Standorten mehr als 1.000 Mitarbeiter.

(ds)