HP-Chef Mark Hurd ist überraschend zurückgetreten

Nach einer angeblichen Affäre mit einer Geschäftspartnerin muss Hewlett-Packard-Chef Mark Hurd seinen Posten räumen

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Von
  • Gernot Goppelt

Der Chef des weltgrößten Computerherstellers Hewlett-Packard tritt nach Vorwürfen sexueller Belästigung zurück. Mark Hurd lege mit sofortiger Wirkung alle seinen Posten nieder, teilte HP am Freitag mit.

Zwar seien von internen und externen Ermittlern keine Anhaltspunkte dafür gefunden worden, dass Hurd die firmeneigene Richtlinien zu sexueller Belästigung verletzt habe, wohl aber habe er die allgemeinen Verhaltensregeln von HP gebrochen, hieß es kryptisch. Eine frühere Geschäftspartnerin des Konzerns, die zwischen Ende 2007 und Anfang 2009 mit Marketing-Aktivitäten beauftragt war, hätte eine Anschuldigung wegen sexueller Belästigung gegen Hurd erhoben. Eine Untersuchung des Falls habe ergeben, dass Hurd zwar die Prinzipien des Unternehmens bezüglich sexueller Belästigung nicht verletzt, jedoch gegen Standards der Unternehmensführung verstoßen habe. Die Anwältin der Mitarbeiterin bestritt allerdings gegenüber dem Wall Street Journal, dass es eine Affäre oder sexuelle Beziehung zwischen ihrer Mandantin und Hurd gegeben habe.

"Das ist eine schmerzhafte Entscheidung für mich nach fünf Jahren bei HP", sagte Hurd, "aber ich glaube, dass es schwierig für mich würde, als Chef bei HP erfolgreich weiterzuarbeiten." Der Rücktritt sei die einzige Entscheidung gewesen, die er und der Verwaltungsrat zu dieser Zeit hätten treffen können. Laut Wall Street Journal erhält Hurd eine Abfindung von 12,2 Millionen US-Dollar. Hurd war im Frühjahr 2005 von der Technologiefirma NCR Corp. zu HP gewechselt, er folgte der Anfang 2005 zurückgetretenen Carly Fiorina. Die Unternehmensführung nach seinem jetzigen Rücktritt übernimmt für eine Übergangszeit Finanzchefin Cathie Lesjak. Die Suche nach einem neuen Chef läuft bereits.

Mark Hurd hat Hewlett-Packard wie nur wenige seiner Vorgänger verändert. Er baute den einst reinen Computer- und Druckerhersteller mit mehreren milliardenschweren Einkäufen zu einem breit aufgestellten IT-Konzern um. Hurd brachte HP nach kurzer Zeit wieder in die Spur. Mit den satten Gewinnen kaufte er nacheinander den Softwarehersteller Mercury Interactive, den IT-Dienstleister EDS, den Netzwerk-Spezialisten 3Com und den Kleincomputer-Pionier Palm .

Die Börsianer reagierten verunsichert auf den Rücktritt. Die Aktie verlor im nachbörslichen Handel nach amerikanischen Medienberichten 9,7 Prozent an Wert. Vorläufige Quartalszahlen und eine Erhöhung der Jahresprognose gingen in dem Trubel unter. HP stellt dem eine optimistische Prognose für das laufenden Geschäftsjahr gegenüber. Demnach hat HP in den drei Monaten 30,7 Milliarden US-Dollar umgesetzt, 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Für das vierte Quartal erwartet HP einen Umsatz von 32,5 bis 32,7 Milliarden US-Dollar, für das Gesamtjahr 125,3 bis 125,5 Milliarden US-Dollar. Die endgültigen Zahlen will HP am 19. August veröffentlichen. (Mit Material der dpa) (ggo)