Habeck: Recht auf Homeoffice prüfen und gerne ein bisschen länger arbeiten​

Es fehlt an Fach- und Arbeitskraft in Deutschland. Wirtschaftsminister Habeck regt ein Recht auf Homeoffice und weitere Maßnahmen an, um dem zu begegnen.

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(Bild: MT-R/Shutterstock.com)

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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schlägt laut Bericht des Handelsblatts vor, einen Rechtsanspruch auf Homeoffice zu prüfen. Der Anspruch könnte demnach insbesondere Frauen mit Kindern in mehr Erwerbsarbeit bringen. Der Vorschlag gehört zu einer Reihe möglicher Arbeitsmarktreformen, die dem Bericht nach darauf zielen, die Deutschen zu mehr Arbeit zu motivieren und dem Arbeits- und Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

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"Wir werden den Arbeits- und Fachkräftemangel nur bekämpfen können, wenn wir an mehreren Schrauben drehen", zitiert das Handelsblatt Habeck. Als weitere Maßnahme rege Habeck unter anderem an, mehr Anreize für ältere Menschen zu schaffen, länger zu arbeiten, statt in Rente zu gehen. "Das Wissen und Können von älteren Arbeitnehmern ist Gold wert – für die Betriebe, für die Wirtschaft", so der Wirtschaftsminister. Ferner sollen auch Menschen mit Migrationshintergrund schneller in den Arbeitsmarkt integriert werden, etwa durch Abbau von Bürokratie.

Die Vorschläge stammten aus einem Entwurf für den Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung, der dem Handelsblatt offenbar vorliegt. Der Entwurf sei zur Abstimmung an andere Ministerien gesandt worden und könnte am 21. Februar vom Bundeskabinett verabschiedet werden, heißt es unter Berufung auf Ministeriumskreise.

Ein Recht auf Homeoffice gibt es in Deutschland bislang nicht. Arbeitgeber mussten ihren Beschäftigten in der Pandemie zum Infektionsschutz – sofern möglich – zeitweise Homeoffice anbieten. Diese Pflicht wurde im März 2022 aufgehoben. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wollte bereits einen dauerhaften gesetzlichen Anspruch etablieren, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Insbesondere bei Arbeitgebern und ihren Lobbyverbänden stieß Heils Vorschlag auf Widerstand.

Laut Schätzungen des ifo-Instituts liegt die Quote derer, die zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, in Deutschland bei rund 25 Prozent. "Homeoffice ist mittlerweile ein integraler Teil der Arbeitskultur in Deutschland und wird es künftig auch bleiben", sagt der ifo-Forscher Jean-Victor Alipour. Allerdings liegen die Quoten bei Branchen, die mit Arbeit von zu Hause kaum vereinbar sind, deutlich niedriger.

Andere Quellen wie eine aktuelle Umfrage der Personalberatung Königssteiner-Gruppe sowie des Portals stellenanzeigen.de sehen hingegen ein Absinken der Homeoffice-Arbeit. Laut einer repräsentativen Umfrage unter 1048 Beschäftigten vom Dezember hätten 2023 etwa 31 Prozent der Arbeitnehmer weniger im Homeoffice gearbeitet als noch 2022.

29 Prozent hätten demnach ferner berichtet, im vergangenen Jahr eine Anweisung des Arbeitgebers erhalten zu haben, ihre Homeoffice-Zeiten zu reduzieren. 14 Prozent sei gar die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, komplett gestrichen worden. "Nachdem wir in den letzten vier Jahren eine Arbeitswelt erlebt haben, in der Homeoffice und Präsenzarbeit erfolgreich Hand in Hand gingen, erkennen wir nun eine starke Bestrebung seitens der Arbeitgeber, Arbeit wieder ins Unternehmen zurückzutragen", sagte Nils Wagener, Geschäftsführer der Königssteiner-Gruppe.

(axk)