Handy-TV lohnt sich in Korea für Betreiber nicht

Ein lukrativer Mobil-TV-Markt? Südkorea nannten Marktforscher da stets als erstes Beispiel. Nun zeigt sich, dass Werbeeinnahmen und Abogebühren auch dort nicht reichen, um die Übertragungstechnik zu finanzieren.

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Südkorea galt hiesigen Mobil-TV-Propheten stets als leuchtendes Beispiel für die Tragfähigkeit ihrer Geschäftsmodelle. Nun erwägen die dortigen Betreiber, die Übertragung ihrer Programme in U-Bahnen einzustellen, um Kosten zu sparen. "Wenn die Werbeeinnahmen auf dem aktuellen Niveau bleiben, werden wir bis Ende des Jahres vor dem Bankrott stehen" zitiert die Korea Times einen Sprecher der sechs Medienhäuser, die TV-Programme nach dem DMB-Standard verbreiten. Der Empfang dieser terrestrisch ausgestrahlten Signale ist kostenlos, sodass sich die Betreiber über Werbung finanzieren müssen.

"Uns ist klargeworden, dass wir es uns bei der aktuellen Kostenstruktur nicht leisten können, die Übertragung in U-Bahnen aufrechtzuerhalten", führte der Sprecher aus. Die Zahlungen an die Verkehrsunternehmen, die die DMB-Signale in ihren Zügen verbreiten, seien zu hoch. Offenbar reichen die Zuschauerzahlen selbst unter Pendlern, die bislang als ideale Zielgruppe galten, nicht aus, um die teure Übertragungstechnik zu finanzieren.

Nach einem Bericht des Wall Street Journal verdient zurzeit kein südkoreanischer Anbieter an seinen Mobil-TV-Diensten – obwohl die Netzabdeckung bei fast 100 Prozent liegt und über 14 Millionen DMB-fähige Geräte verkauft wurden. Neben dem Free-TV-Angebot gibt es auch zwei Pay-TV-Dienste: Die Mobilfunknetzbetreiber bieten Video on Demand über UMTS, die Nutzer zahlen dafür entweder eine monatliche Pauschale oder pro Einzelabruf. Der Handy-TV-Pionier TU Media hat sogar einen Satelliten ins All geschossen, um seine Abopakete im DMB-Standard landesweit anzubieten.

In Deutschland sind schon zwei Versuche, Handynutzern das mobile Fernsehen schmackhaft zu machen, gescheitert: Der Plattformbetreiber Mobiles Fernsehen Deutschland beerdigte sein DMB-Bouquet watcha im Frühjahr 2008. Einen zweiten Anlauf des Anbieters Mobile 3.0, dieses Mal im DVB-H-Standard, stoppten die Landesmedienanstalten im Herbst 2008, die DVB-H-Lizenz soll nun neu vergeben werden.

Als Anbieter von Live-TV für unterwegs bleiben zurzeit also nur die Netzbetreiber T-Mobile und Vodafone übrig. Bei Vodafone kostet das Basispaket mit "fünf bis zehn Kanälen" wie zum Beispiel Eurosport und N24 5 Euro pro Monat. T-Mobile schnürt ein Paket aus RTL, Sat.1, Pro Sieben und weiteren Sendern für 7,50 Euro im Monat, für Live-Fußball werden 5 Euro extra fällig. Doch es gibt noch eine kostenlose Alternative: DVB-T. Handys mit entsprechendem Empfänger verkauft zum Beispiel LG. (cwo)